Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0623
DOI Heft:
15. Heft
DOI Artikel:Haberfeld, Hugo: Die französischen Bilder der Sammlung Kohner
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DIE FRANZÖSISCHEN BILDER DER SAMMLUNG KÜHNER
Äbb. 4. FÄNTIN-LÄTOUR, Venus und Amor
Weggenoffe, in der Tat ein vorausftürmender Neuerer, zu [einen my[tifchen Verein-
fachungen gelangt und durch [ie den Holländer van Gogh - hier fchließt [ich der
Ring — ermutigt, mit [einem ornamentalen Strich die Grundlage für einen Stil der Zu-
kunft zu legen. Es ift wie eine gewaltige Symphonie von wunderbarer Kontrapunktik
und überrafchendfter Stimmenführung, die jeder, dem [ie einmal zum Erlebnis gewor-
den, in jedem Bilde von neuem zu verfpüren meint, wie das Meer in der Mufchel.
Diefe mächtige Bewegung der franzöfifchen Malerei annähernd zur Änfchauung zu
bringen, fällt trot} ihrer Räumlichkeiten und Mittel [elbft den Mufeen fchwer, [ofern
deren Leitern diefe Tätigkeit neben anderen überhaupt [chon als Aufgabe erfcheint.
Von einem privaten Sammler wird man daher noch weniger erwarten dürfen, und ich
wünfchte, daß von diefem Vorbehalt aus die folgenden Urteile betrachtet würden.
Das frühefte der hier zu befprechenden Bilder ift nicht das Werk eines Franzofen;
dennoch gehört es in diefen Zufammenhang und an den Beginn: es ift „Der Gehenkte“
von Goya (Abb. 1). Loga [ah das Bild in Madrid, als es noch beim Marques de
Romana, dem früheren Befifeer, hing; Lafond fet$t die ganze, faft gleichformatige Serie
von Banditenfzenen, deren Teil es war, in die Zeit der Jahrhundertwende; ich glaube
nicht, daß es vor der zweiten Hälfte des erften Jahrzehnts nach 1800 entftanden ift.
Es zeigt Goya in dem Übergange, da er, bisher ein eleganter, bald glatter, bald geift-
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Äbb. 4. FÄNTIN-LÄTOUR, Venus und Amor
Weggenoffe, in der Tat ein vorausftürmender Neuerer, zu [einen my[tifchen Verein-
fachungen gelangt und durch [ie den Holländer van Gogh - hier fchließt [ich der
Ring — ermutigt, mit [einem ornamentalen Strich die Grundlage für einen Stil der Zu-
kunft zu legen. Es ift wie eine gewaltige Symphonie von wunderbarer Kontrapunktik
und überrafchendfter Stimmenführung, die jeder, dem [ie einmal zum Erlebnis gewor-
den, in jedem Bilde von neuem zu verfpüren meint, wie das Meer in der Mufchel.
Diefe mächtige Bewegung der franzöfifchen Malerei annähernd zur Änfchauung zu
bringen, fällt trot} ihrer Räumlichkeiten und Mittel [elbft den Mufeen fchwer, [ofern
deren Leitern diefe Tätigkeit neben anderen überhaupt [chon als Aufgabe erfcheint.
Von einem privaten Sammler wird man daher noch weniger erwarten dürfen, und ich
wünfchte, daß von diefem Vorbehalt aus die folgenden Urteile betrachtet würden.
Das frühefte der hier zu befprechenden Bilder ift nicht das Werk eines Franzofen;
dennoch gehört es in diefen Zufammenhang und an den Beginn: es ift „Der Gehenkte“
von Goya (Abb. 1). Loga [ah das Bild in Madrid, als es noch beim Marques de
Romana, dem früheren Befifeer, hing; Lafond fet$t die ganze, faft gleichformatige Serie
von Banditenfzenen, deren Teil es war, in die Zeit der Jahrhundertwende; ich glaube
nicht, daß es vor der zweiten Hälfte des erften Jahrzehnts nach 1800 entftanden ift.
Es zeigt Goya in dem Übergange, da er, bisher ein eleganter, bald glatter, bald geift-
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