Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0628
DOI issue:
15. Heft
DOI article:Haberfeld, Hugo: Die französischen Bilder der Sammlung Kohner
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DIE FRANZÖSISCHEN BILDER DER SAMMLUNG KÜHNER
Äbb. 9. TOULOUSE-LAUTREC, Pariferin
wußte, fchwarz als tieffte Farbe, wo die Dunkelheiten leuchtend werden. Und in der
fußen Anmut der jungen Frau (Abb. 6), in dem Rhythmus ihres leichten Ganges, er-
klingt die gleiche Melodie wie aus dem ganzen Werke des teueren Meifters: Wie
fchön ift das Leben! Cezanne lieferte die Perle der Sammlung, [ein berühmtes
„Stilleben mit der fchwarzen Uhr“ (Abb. 7). Es ftammt wohl vom Ende der Sechziger-
jahre und fteht vielleicht als mächtiger Abfchluß am Ende der fogenannten „fchwarzen“
Stilleben, die Cezanne zum Teil unter dem Einfluß Courbets fchuf, ehe er mit Piffarro
nach Auvers ging, hellere Landfchaften malen. Die Stilleben der fpäteren Jahre zeigen
den Meifter bis zu königlicher Freiheit fortgefchritten in der Kunft, mit modulierender
Farbe die geheimnisvolle Seele der toten Gegenftände, ihre Form und Stofflichkeit,
auszudrücken; fie offenbaren überzeugender das abfolut Neue, das Cezanne brachte
und weshalb ihn die folgende Generation als den größten der vorangegangenen feiert.
Aber diefes frühe „Stilleben mit der fchwarzen Uhr“ verbindet mit der Kühnheit und
dem Reichtum der farbigen Struktur eine fo große Vollendung — die manchmal fpä-
teren Arbeiten infolge ihres zufälligen und fragmentarifchen Charakters abgeht - daß
man es nur neben das Allerbefte der Gattung [teilen darf. Als Leßter der führenden
Impreffioniften präfentiert [ich in der Sammlung Sisley mit einem Bilde der „Eglise de
St. Mammes“, in dem Kirche und Landfchaft zu einer glücklichen Silhouette und farbig
intimen Wirkung verbunden find. Über den Impreffionismus jedoch hinaus, freilich
aus ihm hervorgegangen, führen drei Künftler, von denen jeder auf feine Art wieder
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Äbb. 9. TOULOUSE-LAUTREC, Pariferin
wußte, fchwarz als tieffte Farbe, wo die Dunkelheiten leuchtend werden. Und in der
fußen Anmut der jungen Frau (Abb. 6), in dem Rhythmus ihres leichten Ganges, er-
klingt die gleiche Melodie wie aus dem ganzen Werke des teueren Meifters: Wie
fchön ift das Leben! Cezanne lieferte die Perle der Sammlung, [ein berühmtes
„Stilleben mit der fchwarzen Uhr“ (Abb. 7). Es ftammt wohl vom Ende der Sechziger-
jahre und fteht vielleicht als mächtiger Abfchluß am Ende der fogenannten „fchwarzen“
Stilleben, die Cezanne zum Teil unter dem Einfluß Courbets fchuf, ehe er mit Piffarro
nach Auvers ging, hellere Landfchaften malen. Die Stilleben der fpäteren Jahre zeigen
den Meifter bis zu königlicher Freiheit fortgefchritten in der Kunft, mit modulierender
Farbe die geheimnisvolle Seele der toten Gegenftände, ihre Form und Stofflichkeit,
auszudrücken; fie offenbaren überzeugender das abfolut Neue, das Cezanne brachte
und weshalb ihn die folgende Generation als den größten der vorangegangenen feiert.
Aber diefes frühe „Stilleben mit der fchwarzen Uhr“ verbindet mit der Kühnheit und
dem Reichtum der farbigen Struktur eine fo große Vollendung — die manchmal fpä-
teren Arbeiten infolge ihres zufälligen und fragmentarifchen Charakters abgeht - daß
man es nur neben das Allerbefte der Gattung [teilen darf. Als Leßter der führenden
Impreffioniften präfentiert [ich in der Sammlung Sisley mit einem Bilde der „Eglise de
St. Mammes“, in dem Kirche und Landfchaft zu einer glücklichen Silhouette und farbig
intimen Wirkung verbunden find. Über den Impreffionismus jedoch hinaus, freilich
aus ihm hervorgegangen, führen drei Künftler, von denen jeder auf feine Art wieder
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