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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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15. Heft
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0639

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AUSSTELLUNGEN

zweiten Aquarellausftellung vertreten fieht; aber
für den Vergleich der nationalen Kunft mit der
Kunft des Auslandes find fie doch von Wert für
den Betrachter. Das Ergebnis diefes Vergleichs
ift, daß auch in der Aquarell- und Paftelltechnik
die deutfdie Malerei von heute auf achtung-
gebietender Höhe fteht; mit befonderer Freude
darf dabei feftgeftellt werden, daß unfere Gegen-
wartsmalerei durchaus nationalen Charakter an-
zunehmen beginnt. Die Einflüße des Auslands,
namentlich Frankreichs, auf unfere Malerei find
nur noch ganz vereinzelt wahrnehmbar; unfere
junge Malergeneration hat gelernt, in der Zeit
des Lernens und der erften Entwicklung An-
regung bei deutfchen Meiftern zu fuchen und das
eigene Schaffen dann in individuell-künftlerifchem
Sinne zu geftalten. Das ift ein Gewinn für die
deutfdie Malerei, der nicht hoch genug bewertet
werden kann. wd.

FRANKFURT a. M. Die fülle Zeit des Kunft -
fommers hat uns zwei Erlebniffe gebracht. Das
eine ift die Ausftellung eines jüngeren Frankfurter
Graphikers Fried Stern. Sie zeigteLandfchaften,
in farbiger Zeichnung und in Lithographie, von
großer Innigkeit des Ausdrucks, ftets, auch wo
es fich um bloße Skizzen handelt, von vollende-
ter bildmäßiger Wirkung, von breiter, fichrer
Strichtechnik und kluger, fparfamer Verwendung
der Farbe. Man wird der weiteren Entwicklung
des Künftlers, den der Erfolg diefer Ausftellung
in die erfte Reihe der Frankfurter Künftlerfdhaft
geftellt, mit großer Erwartung entgegenfehen
dürfen. —• Über Wege und Ziele der neufran-
zöfifchen Malerei gibt eine umfaffende Ausftel-
lung im Kunftfalon SCHAMES Auffchluß. Sie
zeigt in ausgewählten Werken von Friesz,
Le Beau, Laprade, d’Espagnat, Guerin,
van Dongen, Manguin, Latham, Marquet
und Camoin das Streben nach der farbigen
Dekoration auf der einen, nach der monumen-
talen Ruhe der großen Form auf der anderen
Seite, wie es eben die Sehnfucht nach dem
Bilde, nach der Farbe in unferer Zeit hervor-
ruft und rechtfertigt. C. G.

KRÄKÄU Wie alljährlich hat auch heuer
Prof. Graf Georg Mycielski eine Ausftellung
alter und neuerer Meifter aus polnifchen Privat-
fammlungen zum Beften der von ihm geleiteten
„Gefellfchaft zum Schüße der polnifchen Kunft-
und Kulturdenkmäler“ arrangiert.

Künftlerifch intereffierten am meiften ein Her-
renporträt in rotem, pelzverbrämtem Mantel
von Jan Lievens, das Bildnis der Maria Hen-
riette Stuart von Jacob Andrienfz Bäcker und
das Bildnis des Staroften Michal Jan Pac von

Alexander Roslin. Von neuern Künftlern war
das bekannte Porträt des polnifchen Dichters
Zygmunt Krafinski von Ary Scheffer ausge-
ftellt. Die polnifche Abteilung enthielt Werke
von Alexander Orlowski, Jozef Sonntag, Jan
Maszkowski, Artur Grottger ufw. P. E.

LONDON In den CARLTON GALLERIES in
Pall Mall Place find momentan eine Reihe Ge-
mälde zu fehen, die zum großem Teil aus be-
kannten Sammlungen ftammen und offenbar
teilweife Dublica darftellen, die die Sammlungs-
befißer abfeßen möchten. Das künftlerifch be-
deutendfte Bild ift wohl eine ziemlich fpäte ita-
lienifche Landfchaft Turners (aus der Wynn-
Ellisfammlung), die all fein vifionäres Feuer hat
und doch noch fozufagen auf der feften Erde
ruht. Es ift ein goldner Traum Italiens, faft ein
gemaltes: „Kennft du das Land“. Eine kleine,
feltfame, fehr intenfive Skizze zu einer Madonna
auf dem Thron wird dem Rembrandt (?) zu-
gewiefen (aus Sir Hugh Lane’s Kollektion). Von
Rubens findet fich ein „Chriftus“, von dem Ge-
heimrat Bode fchreibt, daß er ganz von Rubens
Hand gemalt fei (Henry Roche); dem Giorgione
wird ein Männerporträt zugefchrieben (aus der
Lord Edward Spencer-Churchill Collection).

Die PERSIAN ART GALLERY, 128 New Bond
Street, ftellt eine Reihe altperfifcher Keramiken
aus, die unter H. Kevorkian in Zentralperfian
ausgegraben worden find. Es handelt fich um
Vafen, Schüffeln ufw., auch Glasgegenftände,
meift in trefflicher Erhaltung.

Im UNIVERSITY COLLEGE, Gower Street,
find bis zum 29. Juli die Ergebniffe der jüngften
Ausgrabungen unter Profeffor Flinders Petrie in
Ägypten (Hawara, Gerzeh, Mazghuneh und
Memphis) zu fehen. Am wichtigsten find die
gemalten Porträts der römifchen Periode aus
Hawara, die man in die Zeit von 100—250 n. Chr.
anfeßt. Namentlich farbentechnifch find fie von
höchftem Intereffe.

In den LEICESTER GALLERIES, Green Street
Leicefter Square, wird eine Erinnerungsausftel-
lung von Radierungen und Zeichnungen des
verftorbenen Sir F. Seymour Haden abge-
halten, die die größte und befte Sammlung
Hadenfcher Blätter in fich fchließt, nämlich die
des Dr. H. N. Harrington, des Autors des Cata-
logue raisonne des Oeuvre Seymour Hadens.

In der CERFAL GALLERY, Bury Street, ftellt
eine neue Gefellfchaft, die „Camden Town
Gruppe“ erftmals aus. Ihr gehören einige fchon
wohlbekannte Maler der fortgefchrittenen Rich-
tung an, u. a. Auguftus John und Walter Sickert.
Individuelles Sehen und Ringen nach eignem

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