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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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16. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0672

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SAMMLUNGEN

Gehalt der Dargeftellten zur Folge hätte: Beide
Figuren wirken mit ihrer feinen Nonchalance
äußerft lebensvoll. In diefer Äusdrucksfähigkeit
und mehr noch in der Maltechnik unterfcheidet
[ich G. van der Mijn vorteilhaft von den Fein-
malern des erften Drittels des 18. Jahrhunderts,
von jener Generation, die das Erbe eines
Schalcken, eines van der Werf u. a. antrat und
die durch Namen wie Philip van Dijk oder
Arnold Boonen charakterifiert wird. Im Gegen-
faß zur Malweife diefer ift G. van der Mijns
Technik als frei zu bezeichnen. Sein Strich ift
zwar fehr exakt und wirkt öfters fcharf1, nie
aber geiftlos, wie bei jenen Künftlern meiftens.

Ein befondres Intereffe verdienen die beiden
Stücke noch durch die Perfönlichkeiten der Dar-
geftellten. Auf dem männlichen Porträt haben
wir den bekannten Amfterdamer Zeichner, Kup-
ferftecher und Kunftfreund Cornelis Ploos van
Amftel (1726—98) vor uns und auf dem weib-
lichen Porträt deffen Frau, Elifabeth Trooft. Der
Dargeftellte, dem die Bilder natürlich zuerft ge-
hörten, fcheint fie fehr gefchäßt zu haben; denn
er hat mehrere „Prentjes“ nach dem männlichen
Porträt angefertigt. Letzteres ift auch von H.
Pothoven in einer Zeichnung, die fich im British
Mufeum befindet, kopiert worden. In der Lite-
ratur werden die beiden Bilder zuerft von
Eynden und van der Willigen2 erwähnt und
fehr gelobt. Jedenfalls ift es zu begrüßen, daß
eine fo angefehene Sammlung wie das Maurits-
huis, dem ja nur fehr geringe Mittel zur Ver-
fügung ftehen, ftatt ein unbedeutendes Werk
des beträchtlich höher bezahlten 17. Jahrhunderts
zu kaufen, durch diefe Neuerwerbungen ein ge-
wiffes Intereffe für eine noch nicht genügend
gewürdigte Epoche der holländifchen Kunft ge-
zeigt hat. K. L.

HÄGEN i. W. Das FOLKWANG-MUSEUM
hat ein Gemälde von Signac, das den Hafen
von Marfeille darfteilt, erworben, und dadurch
feinen Befiß an Gemälden der neoimpreffionifti-
fchen Richtung um ein bedeutfames Werk ver-
mehrt. Das Bild, eine Schöpfung der lebten
Jahre, zeigt, daß der Meifter auch bei großem
Format den bunten Reichtum, den er vor uns
enfaltet, zu klarer Einheitlichkeit zufammenzu-
fdhließen vermag. —r

HILDESHEIM Hier wurde kürzlich das von
dem Konful Wilhelm Pelizaeus in Kairo, einem
gebürtigen Hildesheimer, geftifteteMufeum ägyp-

1 Beachte daraufhin auch das große Gruppenbild G. van
der Mijns im Ämfterdamer Rijksmufeum, Nr. 1698.

2 Van Eynden und van der Willigen, Geschiedenis der
vaderlandsche Sdhilder-Kunst II, 61.

GEORGES VAN DER MIJN, Haag, Mauritshuis
Bildnis der E. Trooft

tifch-römifch-griechifcher Altertümer, das fortan
den Namen feines Stifters tragen wird, eröffnet.
Das alte Hildesheim hat mit diefer Gründung
einen Schaß bekommen, um den es alle archäo-
logifchen Inftitute in Deutfchland beneiden kön-
nen. Ein Hauptbefiß der reichen Sammlung ift
das Helleniftifche Silbergerät in antiken Gips-
abgüßen, eine Serie von alten Vorlagen für
Gold-, Silber- und Waffenfchmiede der alexan-
drinifchen Zeit von hervorragender Ornamentik,
die Hildesheim fogar für die köftlichen Klein-
plaftiken des der Stadt verlorenen Silberfundes
entfchädigen kann. Ein lebensgroßer Bronze-
kopf Ramfes II., die bedeutende Auswahl von
Terrakotten, zwei Panathenäifche Preisamphoren
find weitere hervorragende Befißftücke, die auch
dem größten Mufeum Ehre machen können. Ein
eigener Saal ift ganz der ägyptifchen Gräber-
ausftattung gewidmet, während der Hauptfaal
die Refultate der von den Herren Pelizaeus und
Prof. Steindorf gemeinfam veranftalteten Aus-
grabungen auf dem Gräberfeld von Gizeh enthält.

KIEL Am 18. Juni, rechtzeitig vor Beginn der
Kieler Woche, ift das THAULOW-MUSEUM
wieder eröffnet worden; der Vorfißende des
Provinziallandtags und der Direktor Dr. Guft.

Der Cicerone, III. Jahrg., 16. Heft. 48

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