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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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17. Heft
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Biermann, Georg: Altholländische Bilder bei Frederik Muller & Co in Amsterdam
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0710

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ALTHOLLÄNDISCHE BILDER BEI FREDERIK MÜLLER & CO. IN AMSTERDAM

großen Kreis ähnlich geftimmter Sittenfchilderer über, die z. B. in Joffe van Craes-
beek einen Brouwer naheftehenden Vertreter haben. Der „Tanz“ diefes Meifters
(figniert C. B., 51,5X76 cm), der bei Müller & Co. zu fehen ift, entftammt der feiner-
zeit in Wien verauktionierten Sammlung Koenigswarter und zeigt ein Interieur mit
Hochzeitsgefellfchaft, durch deffen Fenfter der Blick ins Freie geht. Craesbeek hat
feiten in einem Werke fein berühmtes Vorbild ähnlich erreicht wie hier. Auch die
„Kirmeß“ von Cornelis Dufart war ehemals bei Koenigswarter (bezeichnet und
datiert 1697). Sie ift koloriftifch ungewöhnlich reif und weckt in ihrem vielfigurigen
Enfemble auf dem Dorfplaß entfernte Reminiszenzen an Bruegel. Der kleine Hendrik
Sorgh aber, „Raucher und Trinker“ aus der Sammlung der Mrs. Jofeph, fteht wiederum
dicht neben dem oben genannten Craesbeek und hat noch mehr als jener die überlegene
malerifche Gefte Brouwers. Er erinnert unmittelbar an das unter dem Namen diefes
Meifters gehende Bild im Haarlemer Mufeum, das wohl mit Recht neuerdings dem
Sorgh zugefchrieben wird und hat einen koloriftifchen Grad von impreffioniftifcher
Feinheit, die exzeptionell ift (Holz, 21,5X25,5 cm).

Nicolas Elias endlich mit einem Damenbildnis in Schwarz (Holz, 103,5X75 cm)
und Willem Kalf mit einem wundervollen Stilleben (vollbezeichnet und 1662 datiert)
repräfentieren in diefer Ausftellung wenn auch vereinzelt fo doch in befonderer Qualität
Porträt- und Stillebenmalerei und fchließen damit vielfagend die Kette diefer aus-
gezeichneten künftlerifchen Darbietung, bei der jedes Stück feine befondere Note hat,
die ebenfo ftark das Intereffe des Kunftforfchers wie des Sammlers — und diefer fei
befonders auf die Ausftellung hingewiefen — feffeln muß. Es wäre ungemein zu
begrüßen, wenn das Beifpiel des verdienten Amfterdamer Haufes auch anderswo im
Kunfthandel Nachahmung fände. Denn nicht allein die Möglichkeit der Bekanntfchaft
mit Meifterwerken alter Kunft macht eine folche Veranftaltung dankenswert, mehr noch
ift es die wiffenfchaftliche Methode der Zufammenfaffung, die ihren Ausdruck in dem
vortrefflich gearbeiteten Katalog findet, die unferer kunftgefchichtlichen Erkenntnis er-
folgreich Vorarbeiten kann.

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