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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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17. Heft
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Der Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0726

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ZUR ERWEITERUNG DES ANTIQUITÄTEN-SALONS ADOLF STEINHARTER

Aus dem Äntiquitäten-Salon Adolf Steinharter

zierlichen Louis-Seize- und Empirfchöpfungen
vollenden im Zufammenhang mit glücklich ver-
teilten Textilien das Wohnliche des Arrange-
ments, dem dezent verteilte Plaftiken noch eine
befondere künftlerifche Note verleihen. Unter
den letzteren [teilt ein Unikum dar eine lebens-
große, ä cire perdue gegoffene Bronzebüfte,
vermutlich des Bruders Heinrichs IV., mit präch-
tiger dunkelbrauner Patina. Es finden [ich
ferner noch vortreffliche Heiligenfiguren und
Reliefs der bayerifchen und fchwäbifchen Schule,
darunter einige der beften Stücke aus der Samm-
lung Matkowski und eine originelle Serie nieder-
rheinifcher Reliquienbüften, die mit jenen in St.
Urfula in Köln nahe verwandt zu fein fcheinen.

Den alten Ruf des Haufes Steinharter be-
währen auch in den neuen Räumen wieder
glänzend die Edelmetallarbeiten, die Emails und
die Keramiken, die in großen Vitrinen gefchmack-
voll ausgeftellt find. Ein großer Teil derVentes
Rotfchild und Kann ift hier wieder vereinigt.
Wir fehen, ehe er vielleicht, wie fchon fo vieles
andere, nach Amerika wandert, den herrlichen,
eigenartig in Fünfpaßform aufgebauten, ent-

zückend getriebenen Hanauer Pokal von 1565
und den fchönen Kölner Nautilus vom Ende des
16. Jahrhunderts (beide aus der Kolk Rotfchild),
Werke, die zu den hervorragendften Erzeug-
niffen deutfcher Goldfchmiedekunft gehören und
würdig der erften unferer Mufeen wären. Ferner
prunkvolle Stollenhumpen aus Augsburg u. a. 0.
vom Ende des 17. Jahrhunderts, einen zwar
einfachen, aber in feinen Putten köftlichen Hol-
beinbecher mit Kokoskelch und fchließlich eine
Prachtuhr mit Glockenfpiel, ein üppiger Aufbau
mit Edel- und Halbedelfteinen, wie er bei allem
Reichtum an Juwelen kaum edlerund gefchmack-
voller gedacht werden kann. Man wird nicht
fehlgehen, wenn man das in feiner Art außer-
ordentlich feltene Werk dem fächfifchen Hof-
goldfchmied Johann Chriftian Neuber zufchreibt.
Unter den zahlreichen Uhren und ähnlichen
kleineren Bijous entzückt vor allem ein Anhänger
mit einer Kreuzigung in Reliefemail im Stile
des bayerifchen Hofmalers Hans Mielich und ein
Kreuz mit Goldemail, das dem Augsburger David
Attemftätter zum mindeften nahefteht.

Eine feiten qualitätreiche Kollektion repräfen-

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