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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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18. Heft
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Der Kunstmarkt - Von den Auktionen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0768

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BEVORSTEHENDE AUKTIONEN

Ulmer Renai f fancetruhe. Nach 1600

Auktion der Sammlung Prof. Anton Heß f, München, in der Galerie Helbing, München, am 6. Oktober 1911

(Text hierzu fiehe im vorigen Heft)

einflußreiche Perfönlichkeiten [ich fremden Samm-
lern dadurch gefällig zu erweifen bemühten,
daß fie ihnen ganze Kiften folcher Kunftwerke
verfchafften. Erft in den fechziger Jahren des
vorigen Jahrhunderts regte fich in der Schweiz
wieder das Intereffe für die Glasmalerei, und in
den folgenden Jahren ift es fo groß geworden,
daß fich heute fozufagen alle noch vorhandenen
Glasmalereien in feftem Befit$e befinden. Es ift
daher begreiflich, wenn man fich in der Schweiz
für diefe Sammlung fehr intereffiert. Aber auch
den Liebhabern im Auslande dürfte fie eine Ge-
legenheit, wie fie fich nur ganz äußerft feiten
zeigt, bieten, fich von diefen Kunftwerken einige
zu fichern, gehören doch die Schweizerfcheiben
in ihren guten Leitungen zum Ällerbeften was
das Kunftgewerbe vergangener Zeiten zu fchaffen
vermochte. Dabei hat die zur Verweigerung ge-
langende Sammlung den großen Vorteil, daß fie
das Material in dem Zuftande auf die Auktion
bringt, in dem es feinerzeit von den alten Stand-
orten weg in der Schweiz erworben wurde.
Falfifikate befinden fich darum keine darunter.
Wohl aber ift es klar, daß nicht alle Glasge-
mälde im Laufe der Jahrhunderte unbefchädigt
blieben, und fo hat denn der frühere Beßrer mit
den Beftänden, welche auf dem Transporte nach
England zerbrachen, eine Anzahl derjenigen
Exemplare ergänzt, die nur kleinere Schäden
aufwiefen und außerdem einige fehlende Stücke
„kalt“ malen und wieder einfe^en laffen.

Weil es fich hier um ein unverdächtiges Ma-
terial handelt, konnte der Direktor des Schwei-
zerifchen Landesmufeums, Dr. Hans Lehmann,
der fich feit Jahren mit dem Studium der fchwei-

zerifchen Glasmalerei befaßt, dafür gewonnen
werden, den Katalog auszuarbeiten, damit diefe
Sammlung wenigftens im Bilde der Wiffenfchaft
in ihrer Gefamtheit erhalten bleibt, bevor die
Originale in alle Winde zerftreut werden. Gleich-
zeitig nahm er auch die fchwierige Arbeit auf
fich, das gefamte Material nach feiner Herkunft
zu ordnen, die einzelnen Glasgemälde den Mei-
ftern wieder zuzuweifen und, wo die Infchriften
fehlten, an Hand der Wappen und von Urkunden-
material die Stifter zu ermitteln. Infolgedeffen
ift der vorliegende Katalog die erfte Publikation
auf dem Gebiete der fchweizerifchen Glasmalerei
geworden, die eine größere Zahl von Glasge-
mälden wieder ihren Meiftern zuweift, und fie
ift daher trefflich als Nachfchlagebuch geeignet.

Eine Einleitung, welche die fchweizerifche Sitte
der Fenfter- und Wappenfchenkungen von ihrer
kulturgefchichtlichen Seite eingehend behandelt,
bildet eine wertvolle Zugabe zu den Befchrei-
bungen der Arbeiten aus den verfchiedenen
Werkftätten. Wir möchten daher auch alle Fach-
leute und Sammler auf diefe Publikation auf-
merkfam machen, die ihnen manche Belehrung
zu geben imftande ift, die fie fich fonft nirgends
holen können.

Die Auktion felbft wird ein Ereignis auf dem
internationalen Kunftmarkt bedeuten, da feit den
Verfteigerungen der Sammlungen Bürkli (1881)
undVincent (1891) keine ählichbedeutendeSamm-
lung auf den Markt gelangte. Verglichen mit
diefen beiden Sammlungen charakterifiit fich die
Sudeley-Kollektion vor allem dadurch, daß fie
eine ungewöhnlich große Anzahl Scheiben aus
Luzern, der Innenfchweiz mit Zug und Glarus

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