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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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19. Heft
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Biermann, Georg: Die Neuerwerbungen für die königl. Nationalgalerie: Zur Ausstellung in der Akademie der Künste in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0776

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DIE NEUERWERBUNGEN FÜR DIE KÖNIGL. NATIONALGALERIE

WILHELM TRÜBNER, Bildnis des Bürger-
meifters Hoffmeifter

fionismus fchon im Jahre 1858 eine Erfül-
lung erlebt hat, die unfaßbar deucht. Diefes
malerifche Bukett von Feuer, Rauch und
gedämpften Schatten mutet direkt vifionär
an. Wie das gefehen ift, wie z. B. die in
der malerifchen Vertiefung überlebensgroß
gewordenen Geftalten der reitenden Schutz-
leute filhouettenhaft vor dem feurigen
Hintergründe ftehen, und wie hinter diefer
Mauer die bewegte Maffe der Zufchauer
vergeblich nach vorne drängt, das ftellt dem
jungen Menzel ein Zeugnis fchöpferifcher
Überlegenheit aus, die ihn zugleich unter
dem bisher noch immer zu wenig be-
tonten Gefichtspunkt des „Nur-Malers“ zeigt.
— Daneben aber muß Feuerbachs „Mir-
jam“ als ein ähnliches Denkmal deutfcher
Kunft für fich hervorgehoben werden. Als
der fchwergeprüfte Meifter 1862 das üppige
Modell aus Trastevere gefunden, jauchzt
es in ihm auf in den Briefen an die Mutter
vor lauter Glückfeligkeit. „Ich habe ge-
glaubt eine Statue des Phidias zu fehen“,

alten Johann Georg Edlinger mit
dem frühen Trübner, der in dem
Porträtftück von 1872 fenfitiv die feinfte
Tradition fortfetzt und malerifch neu be-
lebt, oder Schinkel in zwei von Bruno
Caffirer gefchenkten Landfchaften mit
Heinrich Reinhold, Karl Hausmann,
F. Kobell und W. Schirmer. Noch
unmittelbarer fprechen die auf den erften
Moment noch fo entlegen fcheinenden
Beziehungen, die felbft die Jahrzehnte
der Diftanz überbrücken, zwifchen dem
famofen Georges Michel, der die
Tradition von Altholland aufgriff und
der Schule von Fontainebleau vermachte
und einem Meifter wie Munkaczy,
deffen „Zigeunerlager“ Jufti als erftes
Werk der Nationalgalerie einverleiben
durfte. In diefem Raume aber gibt es
überdies noch einige Einzelwerke, die
für fich völlig außerhalb jeder Evolu-
tionstheorie ftehen. Ich denke in erfter
Linie an Menzels Bild „nach dem
Fackelzug“, in dem der deutfche Impref-

FERDINÄND WÄLDMÜLLER, Stilleben

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