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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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19. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0788

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SAMMLUNGEN

unter römifchen Skulpturen! — Darüber kann
man [ich entfetten — und die Mufeumsleitung
fühlt recht warm mit, wann ob diefes wüften
Durcheinanders geklagt wird. „Leicht bei-
einander wohnen die Gedanken, doch hart im
Raume ftoßen [ich die Sachen“. — Man hätte
der tadelnden Kritik leicht Vorbeugen können,
indem man die Sachen, — wenn auch nicht ad
Kalendas Graecas, [o doch bis zur Schaffung
geeigneter Husftellungsräume — einfach maga-
zinierte. Dann hätte freilich niemand zu Klagen
über mangelhafte Aufteilung Anlaß. — Aber
Altertumsmufeen dienen doch, und zwar nicht
nur nebenbei, der wiffenfchaftlichen Forfchung,
und diefe ift in manchem anfpruchslofer und
meift dankbarer für den guten Willen ihr
zu dienen — und das Letztere betrachtet zu-
nädift wenigftens die Leitung des Altertums-
mufeums der Stadt Mainz als ihre wich-
tigfte Aufgabe. Neeb.

AMSTERDAM Das KUPFERSTICHKABI-
NETT DES RIJKSMUSEUMS hat eine kleine,
aber recht inftruktive Ausftellung von holländi-
fchen Kleidertrachten des 16.—19. Jahrhunderts
veranftaltet. Mit ca. 160 [ehr ge[chickt ge-
wählten Stichen aus vier Jahrhunderten i[t ein
guter Überblick über die Entwicklung des Ko-
[tüms gegeben. Die Mode des frühen 16. Jahr-
hunderts kann man befonders an den Stichen
des Lukas v. Leyden, die des [päten 16. Jahr-
hunderts bei H. Golßius [tudieren. Als Beifpiele
für den Anfang des 17. Jahrhunderts find Stiche
nach Es. v. de Velde, D. Hals, David Vinckboons
ausgeftellt. Die Koftümftiche des Wenzel Hollar
repräfentieren die folgende Periode. Die von
Rom. de Hooghe geftochenen „Figures ä la
mode“ [tehen dicht vor dem 18. Jahrhundert,
deffen Koftümgefchmack ebenfalls durch charak-
teriftifche Beifpiele gut illuftriert wird. Wenn
auch die ausgeftellten Blätter nicht für ein ge-
naueres Studium der holländifchen Kleidertrachten
genügen, fo machen [ie doch den, der [ich für
diefes [o wichtige Kapitel der Kunftgefchichte
intereffiert, aufmerkfam, an welchen Stellen [ich
die Hauptquellen hierzu im Kupferftichkabinett
beßnden. K. L.

BOSTON Dem MUSEUM OF FINE ARTS
wurden vermacht: ein Damenporträt von Miere-
veit und ein Gemälde, Frau mit Fruchtkorb, von
A. Kaulbach. F.

CHRISTIANIÄ Die in dem Öfeberg-Wi-
kingerfchiffe gefundene Sammlung von Wagen
und Schlitten, die den Toten zur Fahrt nach
der Walhalla mitgegeben wurden, find jeßt nach

Der Cicerone, III. Jahrg., 19. Heft. 57

mehrjähriger Arbeit von Prof. Guftaffon zu-
fammengefeßt und geordnet worden und werden
von nun an einen Teil der Altertumsfammlungen
der Univerfität bilden. Sie [tammen durchweg
aus dem 8. Jahrhundert, tragen reichen Orna-
ment fchmuck und find überrafchend gut er-
halten. Nach Änficht des fchwedifchen Reichs-
antiquars Montelius findet fich in keinem
Mufeum Europas eine auch nur annähernd fo
wertvolle Sammlung diefer Art.

DRESDEN Die Umgeftaltung der Räume
unferer KÖNIGL. GEMÄLDEGALERIE hat jefet
wieder einen Schritt vorwärts gemacht. Nach-
dem im vorigen Jahre der Rembrandtfaal neu-
geftaltct worden war, ift nunmehr dasfelbe mit
dem [ogenannten Venetianifchen Saal ge-
fchehen. Man hat in [ehr zweckentfprechender
Weife die Wölbung diefes Saales umgebaut und
damit die Beleuchtung (Oberlicht) des Raumes
verbeffert. Sehr zu [tatten kommt dem Saale
auch die Neuordnung [eines Inhalts. Man hat
die Gemälde weit lockerer als früher und ftrenger
in Stil und Farbe zufammenpaffend gehängt.
Der Saal enthält jeßt die Arbeiten Paolo Ve-
ronefes, Tintorettos, Tizians und der Schüler
diefer Meifter. Die bisher in demfelben Saale
befindlichen Altarbilder Correggios find im an-
fchließenden Saale, der früher die vier Bilder
der Familie Cuccina von Veronefe als Haupt-
ftücke enthielt, mit den Gemälden der Ferrare-
fifchen Schule vereinigt worden; Tizians Früh-
arbeit „Die heilige Familie“ und Giorgiones
„Venus“, die vorläufig in Nebenräumen unter-
gebracht worden find, [ollen demnächft mit
andern Hauptftiicken der Sammlung im Kuppel-
faal ihren Plaß finden. wd.

HÄGEN Das DEUTSCHE MUSEUM FÜR
KUNST IN HANDEL UND GEWERBE, das auf
die Initiative von Karl Ernft Ofthaus hin vor
zwei Jahren ins Leben trat und feitdem durch
Wanderausftellungen einen hervorragenden Ein-
fluß auf die künftlerifche Bildung ausgeübt hat,
veröffentlicht [oeben einen Aufruf, aus dem her-
vorgeht, daß die private Betätigung, welche die
Grundlage des Mufeums bildet, den von Tag
zu Tag [ich vermehrenden Aufgaben nicht länger
gewachfen ift. Das Material müffe weiter ver-
mehrt und zu [einer Bergung und Ordnung in
naher Frißt ein eigenes Gebäude errichtet wer-
den. Die Leitung hat [ich daher entfchloffen,
einen Eingetragenen Verein ins Leben zu rufen.
Die Mitgliedfchaft kann durch einen Jahresbei-
trag von fechs Mark erworben werden; auch
größere Beiträge zum Baufond find gerade jeßt
willkommen. Ein Bauplaß in guter Lage wird

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