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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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19. Heft
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0790

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AUSSTELLUNGEN

knaben“; um diefes Werk reihen [ich Studien,
Landfchaften und Portraits, die alle von gleicher
Beherrfchung einer fehr malerifchen, aber doch
noch nicht fehr eigenen Technik zeugen. Max
Burgmeier aus Aarau ift mit einer Kollektion
von Bildern vertreten, die in ihrer hellen Skala,
der ftraffen Zeichnung und mancher koloriftifchen
Feinheit zur beften Schweizer Schule gehören.
Adolf Krön ift in den Studien ein feiner Beob-
achter, dem für größere Arbeiten eine dekora-
tive Tendenz gefährlich wird. Die Plaftik des
Baslers Otto Roos ift bei aller Tüchtigkeit der
Durchbildung fo wenig kultiviert, daß wir uns
ein Urteil nicht erlauben; Gefchmack ift ja nicht
notwendiges Requifit des Künftlers — der Ge-
nießende kann feiner weniger entraten. J. C.

BERLIN Mit Anfang Oktober, wo die großen
Jahresausftellungen ihre Pforten fchließen, ift die
lange Paufe in dem Leben der Kunftfalons zu
Ende. Die kommenden Wochen bringen eine
Reihe intereffanter Vorführungen, von denen die
wichtigften — über die im nächften Hefte aus-
führlicher gefprochen werden foll — kurz vor-
gemerkt feien. Der Kunftfalon CASSIRER hat
in feinen Räumen eine umfaffende Ausftellung
von Ferdinand Hodler arrangiert, die das
neuefte gern gefehene Ehrenmitglied derSezeffion
auf der breiten Bafis feiner Entwicklung vorführt.
— Im Kunftfalon von Eduard Schulte find
umfangreiche Kollektionen von Kröger, Guftav
Bechler, dem Mitglied der „Scholle“, Albert
Lamm, dem Münchner, Ifaac Israels, dem
begabten Sohn des verftorbenen holländifchen
Altmeifters, Richard Bloos, dem Parifer, aus-
geftellt, und auch bei Gurlitt und Keller & Reiner
tauchen intereffante Erfcheinungen auf.

* *

*

DieOktober-Äusftellung im KÜNSTLERHAUSE
wird unter dem Titel „Groß-Berlin in der
bildenden Kunft“ eine Überficht folcher Werke
der Malerei und Bildhauerei geben, deren Mo-
tive dem modernen Berlin und feinen fpezififchen
Lebensäußerungen entnommen find. Die Aus-
ftellung wird am 3. Oktober eröffnet.

* *

*

Die nächfte Ausftellung der Sezeffion, eine
Ausftellung aus dem Gebiete der zeichnenden
Künfte unter gleichzeitiger befonderer Berück-
fichtigung der Plaftik, wird am 4. November er-
öffnet werden.

BUDAPEST Der Hochfommer bedeutet für
die ungarifche Hauptftadt, wie für alle Städte,
die keinen bedeutenden Fremdenverkehr haben,
einen Stillftand im gefellfchaftlichen Leben. Wir

können alfo jetzt eben deshalb, die im KUNST-
MUSEUM veranftaltete Ausftellung Handzeich-
nungen alter Meifter ausgenommen, von keiner
temporären Kunftfchau berichten, die den Sommer
über offen gewefen wäre. Die erwähnte Kollek-
tion, die übrigens fchon im Mai fichtbar gemacht
wurde und noch immer zugänglich ift, war ja
auch nicht für das fchauluftige Durchfchnittpu-
blikum beftimmt, obwohl fie die Popularifierung
der Hauptblätter der Handzeichnungenfammlung
bezweckte. Es waren darin nur alte, der Efter-
häzgfchen, oder Delhaesfchen Sammlung ent-
ftammende Stücke zu fehen. Dem zünftigenKunft-
hiftoriker bieten diefe Werke kaum etwas Neues,
da fie bereits größtenteils veröffentlicht wurden.
Die meiften davon find in Meders Albertina-
Publikation erfchienen. Wir verzichten daher
auf einen detaillierten Bericht.

Die erfte Kunftfchau der Saifon, die juryfreie
Ausftellung des KÜNSTLERHAUSES („Müvesz-
ähz“) kann keinen Anfpruch auf größere An-
erkennung erheben; fie zeugt jedoch gegen die
erfte Veranftaltung diefer Art, die vorigen Herbft
ftattfand, von einem entfchiedenen Fortfchritt der
künftlerifchen Selbfterkenntnis. IntereffanteÜber-
rafchungen oder Ausfchreitungen find auch diefes
Mal nicht zu verzeichnen, dagegen aber einige
tüchtige Leiftungen von Zoltän v. Remfeg, Kata-
rine Hindi-Szabö (Zeichnungen, die von Rodins
Einfluß zeugen), Peter Dobrovits und Alfred Feiks.

Gelungener ift die bald darauf eröffnete Herbft-
ausftellung des NATIONALSALON („Nemzeti
Szalon“), obwohl fie gleichfalls viel Minder-
wertiges enthält. Durchaus ernft zu nehmen
ift aber unter den hier zur Vorftellung gelangten
Werken ein marmorner heiliger Chriftof von
Ladilaus Hüvös und eine Kollektion von 17 Öl-
bildern vonTibor von Bottlik. Die großeChriftof-
ftatue von Hüvös zeichnet ßch nicht nur durch
die Wahrheit in der Bewegung des Heiligen
und edle Erfindung in der Haltung des Kindes,
fondern auch durch die kräftige und dabei har-
monifch akzentuierte Plaftik der Formen aus.
Bottlik, der Cezannes und Wallottons Kunft
bewußt und verftändig verarbeitet, bringt —
Dank feinem gefunden plaftifchen Gefühl und
tiefempfundenen, ernften Kolorit — lebendige
Darftellungen zuftande. Hervorzuheben ift unter
diefen ein weiblicher Rückenakt in halbliegender
Pofitur. Als Koloriften find noch Elfe Podwinetz
und befonders Johann Bednar zu loben. Letz-
terer erlaubt fich aber leichtfinnige Verzeich-
nungen, die bereits gefährliche Dimenfionen an-
nehmen. Zu einiger Hoffnung berechtigen uns
noch die fehr breit gehaltenen, befcheidene
Motive darftellenden Radierungen von Marie
Augufztin. Z. T.

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