Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0819
DOI Heft:
19. Heft
DOI Heft:20. Heft
DOI Artikel:Mundt, Albert: Neuerwerbungen des städtischen Kunstgewerbe-Museums zu Leipzig
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NEUERWERBUNGEN DES STÄDTISCHEN KUNSTGEWERBE-MUSEUMS ZU LEIPZIG
Äbb. Großer Groteskenteller mit Alexander d. Gr. und Diogenes
im Spiegel. Majolika von Urbino. 16. Jahrh. Durchm. 44,2 cm
einen hohen Preis erzielt. Auch in anderen Mufeen und Sammlungen finden fich
hierhergehörige, meift einfachere Stücke. Hoffentlich erhalten wir bald von berufener
Hand eine zufammenfaffende Gefchichte diefes fächfifchen Steinzeugs, das in feiner
gefchmackvollen Formengebung und guten technifchen Ausführung den Vergleich mit
dem fo gefchäßten rheinifchen nicht zu fcheuen braucht.
Die kleine, aber ausgezeichnete Beifpiele enthaltende Abteilung der italienifchen
Majoliken hat durch einen bunten Urbinoteller mit Diana und Aktäon und dem Wappen
der Colleoni in der Art des Fra Xanto Avelli, einen fienefifchen Albarello in Form
eines Pinienzapfens und nicht zuletzt einen großen Urbinoteller mit befter bunter
Groteskenmalerei auf weißem Grunde einen beträchtlichen Zuwachs erhalten. Der
Groteskenteller (Abb. 4) ift beiderfeits bemalt, im Spiegel der Vorderfeite ift die Be-
gegnung zwifchen Alexander dem Großen und Diogenes dargeftellt. Plaftifche Ver-
zierungen fehlen zwar, die Groteskenmalerei geht aber ganz mit der des Pracht-
fervices für den Urbinatifchen Hof zufammen; der Teller dürfte alfo in den fechziger
Jahren des 16. Jahrhunderts in der Werkftatt der Fontana in Urbino gefertigt fein. Er
ift dem Mufeum von der Gefellfchaft der Mufeumsfreunde überwiefen.
Unter den deutfchen Fayencen find ein Nürnberger blauweißes Seidel mit der Dar-
ftellung einer Wochenftube (Abb. Kat. Lanna a. a. 0., Taf. 86), iniereffant durch die
volle Bezeichnung des Malers Johann Andreas Marx, eine Fliefe mit einer Flußland-
fchaft in allerfeinfter Purpurmalerei (Abb. Kat. Lanna a. a. 0., Taf. 89), beide aus der
Sammlung Lanna, fowie zwei äußerft feltene, graziös modellierte, in gefchmackvollen
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Äbb. Großer Groteskenteller mit Alexander d. Gr. und Diogenes
im Spiegel. Majolika von Urbino. 16. Jahrh. Durchm. 44,2 cm
einen hohen Preis erzielt. Auch in anderen Mufeen und Sammlungen finden fich
hierhergehörige, meift einfachere Stücke. Hoffentlich erhalten wir bald von berufener
Hand eine zufammenfaffende Gefchichte diefes fächfifchen Steinzeugs, das in feiner
gefchmackvollen Formengebung und guten technifchen Ausführung den Vergleich mit
dem fo gefchäßten rheinifchen nicht zu fcheuen braucht.
Die kleine, aber ausgezeichnete Beifpiele enthaltende Abteilung der italienifchen
Majoliken hat durch einen bunten Urbinoteller mit Diana und Aktäon und dem Wappen
der Colleoni in der Art des Fra Xanto Avelli, einen fienefifchen Albarello in Form
eines Pinienzapfens und nicht zuletzt einen großen Urbinoteller mit befter bunter
Groteskenmalerei auf weißem Grunde einen beträchtlichen Zuwachs erhalten. Der
Groteskenteller (Abb. 4) ift beiderfeits bemalt, im Spiegel der Vorderfeite ift die Be-
gegnung zwifchen Alexander dem Großen und Diogenes dargeftellt. Plaftifche Ver-
zierungen fehlen zwar, die Groteskenmalerei geht aber ganz mit der des Pracht-
fervices für den Urbinatifchen Hof zufammen; der Teller dürfte alfo in den fechziger
Jahren des 16. Jahrhunderts in der Werkftatt der Fontana in Urbino gefertigt fein. Er
ift dem Mufeum von der Gefellfchaft der Mufeumsfreunde überwiefen.
Unter den deutfchen Fayencen find ein Nürnberger blauweißes Seidel mit der Dar-
ftellung einer Wochenftube (Abb. Kat. Lanna a. a. 0., Taf. 86), iniereffant durch die
volle Bezeichnung des Malers Johann Andreas Marx, eine Fliefe mit einer Flußland-
fchaft in allerfeinfter Purpurmalerei (Abb. Kat. Lanna a. a. 0., Taf. 89), beide aus der
Sammlung Lanna, fowie zwei äußerft feltene, graziös modellierte, in gefchmackvollen
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