Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911
Zitieren dieser Seite
Bitte zitieren Sie diese Seite, indem Sie folgende Adresse (URL)/folgende DOI benutzen:
https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0823
DOI Heft:
19. Heft
DOI Heft:20. Heft
DOI Artikel:Mundt, Albert: Neuerwerbungen des städtischen Kunstgewerbe-Museums zu Leipzig
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0823
NEUERWERBUNGEN DES STÄDTISCHEN KUNSTGEWERBE-MUSEUMS ZU LEIPZIG
Äbb. 7. Sechsteiliges, kupfernes Salzfaß mit Schmelzmalerei aus den
Liften der Frauen in Darftellungen. Ärbeit in der Ärt Jean Penicaud II.
in Limoges. 16. Jahrh. Höhe 7 cm
(Forrer a. a. 0., Taf. 19), eine runde Zinnplatte mit den geästen, fpäter nachgravierten
Medaillonporträts Kaifer Maximilians, Karls V., Ferdinands und Maximilians II. in
einem gefchickt entworfenen Rankenfries mit Jagdfzenen. Im Spiegel fteht das Ällianz-
wappen der Memminger Familien Reichlin von Meldegg und von Stebenhaber. Die
Platte trägt den Memminger Stadtftempel, die Marke MB des Mathias Bachmann, die
Jahreszahl 1569 und in einer Ranke des Meldeggfchen Wappens das kleine Mono-
gramm ÄWM.
Aus dem Kunfthandel konnte ein feltener Teller mit dem Parisurteil und den fieben
Planetengottheiten erworben werden, als Gefchenk kam ein fächfifcher kleiner Zinnkrug
mit altteftamentlichen Szenen in Relief, auf drei geflügelten Engelsköpfen ruhend, hinzu.
Das bedeutendfte Ereignis für die Sammlungen in den beiden Berichtsjahren war
die Erwerbung einer Reihe von Kunftgegenftänden, die fich im Befit} der 1697 zur
Erforfchung der vaterländifchen Sprache und Kunftaltertümer gegründeten „Deutfchen
Gefellfchaft“ in Leipzig befanden und für deren Änkauf, da es fich hier zum Teil
um alten Stadtbefiß handelte, die ftädtifchen Behörden eine größere Summe extra
bewilligten.
Äls wichtigftes Stück diefer Gruppe von großem kunft- wie lokalhiftorifchem
Intereffe muß der laut Auffchrift 1551 in Leipzig gewirkte Gobelin von Seger
Bombeck genannt werden, der, urfprünglich zur Tifchdecke beftimmt, in einem Laub-
kranz mit Fruchtbündeln das große kurfächfifche Wappen, in den Ecken viermal das
Leipziger Stadtwappen und naturaliftifche Blumen in der Bordüre zeigt (Äbb. 8. Das auf
Aufhängung des Gobelins berechnete Leipziger Wappen oben links ift fpäterer Zutat). Nach
777
Äbb. 7. Sechsteiliges, kupfernes Salzfaß mit Schmelzmalerei aus den
Liften der Frauen in Darftellungen. Ärbeit in der Ärt Jean Penicaud II.
in Limoges. 16. Jahrh. Höhe 7 cm
(Forrer a. a. 0., Taf. 19), eine runde Zinnplatte mit den geästen, fpäter nachgravierten
Medaillonporträts Kaifer Maximilians, Karls V., Ferdinands und Maximilians II. in
einem gefchickt entworfenen Rankenfries mit Jagdfzenen. Im Spiegel fteht das Ällianz-
wappen der Memminger Familien Reichlin von Meldegg und von Stebenhaber. Die
Platte trägt den Memminger Stadtftempel, die Marke MB des Mathias Bachmann, die
Jahreszahl 1569 und in einer Ranke des Meldeggfchen Wappens das kleine Mono-
gramm ÄWM.
Aus dem Kunfthandel konnte ein feltener Teller mit dem Parisurteil und den fieben
Planetengottheiten erworben werden, als Gefchenk kam ein fächfifcher kleiner Zinnkrug
mit altteftamentlichen Szenen in Relief, auf drei geflügelten Engelsköpfen ruhend, hinzu.
Das bedeutendfte Ereignis für die Sammlungen in den beiden Berichtsjahren war
die Erwerbung einer Reihe von Kunftgegenftänden, die fich im Befit} der 1697 zur
Erforfchung der vaterländifchen Sprache und Kunftaltertümer gegründeten „Deutfchen
Gefellfchaft“ in Leipzig befanden und für deren Änkauf, da es fich hier zum Teil
um alten Stadtbefiß handelte, die ftädtifchen Behörden eine größere Summe extra
bewilligten.
Äls wichtigftes Stück diefer Gruppe von großem kunft- wie lokalhiftorifchem
Intereffe muß der laut Auffchrift 1551 in Leipzig gewirkte Gobelin von Seger
Bombeck genannt werden, der, urfprünglich zur Tifchdecke beftimmt, in einem Laub-
kranz mit Fruchtbündeln das große kurfächfifche Wappen, in den Ecken viermal das
Leipziger Stadtwappen und naturaliftifche Blumen in der Bordüre zeigt (Äbb. 8. Das auf
Aufhängung des Gobelins berechnete Leipziger Wappen oben links ift fpäterer Zutat). Nach
777