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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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20. Heft
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Bombe, Walter: Der neuentdeckte Trionfo della Morte in Santa Croce
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0836

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DER NEUENTDECKTE TRIONFO DELLA MORTE IN SANTA GROCE

Pifa, Campofanto. Detail des Freskos: Triumph des Todes

tifche gefteigert fcheint, geht bis auf Lorenzo
Ghiberti zurück. Die auf Andrea Orcagna be-
zügliche Stelle feiner Commentarii: „E ne’ frati
minori tre magnifiche istorie con grandissima
arte“, ift die frühefte Erwähnung der Fresken
in Santa Croce. Kurz vor der erften Ausgabe
der „Vite“ Vafaris nennt der „Änonimo Gad-
diano“ das Paradies und die Hölle als Werke
Andreas, während unmittelbar nach dem Er-
fcheinen von Vafaris Werk Giovanbattifta Gelli
das jüngfte Gericht, die Hölle und das Paradies
zitert.

Der Florentiner Kunfthiftoriker Dr. Nello Tar-
chiani, der im Marzocco unter Vorlage von Ab-
bildungen nach Aufnahmen Perazzos ausführlich
über die neue Entdeckung berichtet, fchließt
feine Schilderung mit der Hypothefe, daß die
Florentiner, Gruppe vor der ausführlicheren und
mit draftifcheren Mitteln arbeitenden Darftellung
des Campofantomeifters entftanden fei, der nicht,
worüber jetzt wohl alleFachgenoffen fich einig find,
mit Andrea Orcagna identifiziert werden dürfe.
Wir fchließen uns diefer Meinung an und be-
nutzen die Gelegenheit, um auf einige neuere
Verfuche zur inhaltlichen Erklärung des Pifaner
Campofantofreskos aufmerkfam zu machen.

Der franzöfifche Philologe Edelftand du Meril
hat in feinen 1847 erfchienenen Poesies populaires
latines du Moyen Age aus einer Handfchrift des
13. Jahrhunderts ein an das Gaudeamuslied an-
klingendes lateinifches Gedicht veröffentlicht, das
gewiffermaßen das Programm der Pifaner Dar-
ftellung enthält und Prof.RobertDavidfohn hat am
10. Dezember 1901 in einer Sitzung desKunfthifto-
rifchen Inftitutes auf diefes bis dahin kaum be-
achtete Gedicht hingewiefen, deffen vollftändiger
Text in den Mitteilungen des Inftitutes vom
Herbft 1908 abgedruckt ift. Es entfprechen ein-
ander das rechte untere Viertel des Pifaner
Bildes und die Verfe:

„Vita brevis, brevitas in brevi finietur,

Mors venit velociter et neminem veretur,
Omnia mors perimit et nulli miseretur.“
Ferner das linke untere Viertel mit der Dar-
ftellung der drei Toten und die Verfe:

„Ubi sunt, qui ante nos in hoc mundo fuere?
Venies ad tumulos, si eos vis videre;

Cineres et vermes sunt, carnes computruere.“

Ebenfo die obere Bildhälfte (Bekehrung zu
befferem Leben und Aufnahme in das Reich
Gottes):

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