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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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20. Heft
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Der Kunstmarkt - Von den Auktionen
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DIE VERSTEIGERUNG DER SAMMLUNG GUSTAV VON GERHARDT. II. TEIL

BALTHASAR VAN DER VEEN, Haarlem

Kat.-Nr. 102. Verweigerung der Sammlung G. v o n G e r h a r dt am 10. November bei R. Lepke, Berlin

von Gerhardt beftrebt, charakteriftifche Beifpiele
aller Richtungen zu fammeln. So befißt die
Abteilung zwei prachtvolle Landfchaften des
feltenen Balthafar van der Veen, der oft
Hobbema zum Verwechfeln ähnlich fieht (fiehe
Äbb.) und einen frühen Salomon Ruysdael
(Nr. 90) und die idyllifche Landfchaft mit Kühen
von Jacob Salamonsz Ruysdael (Nr. 74).
Hervorragende Proben holländifcher Landfchafts-
malerei find auch der Jan Vermeer van
Haarlem (Nr. 39) und die prachtvolle Änficht
von Nymwegen des Jan van Goyen. Die
Marinemalerei wird durch Bilder des Willem
van de Velde und Reinier Zeemann ver-
treten. Auch ein charakteriftifches Reitergefecht
des Philip Wouwermann fehlt nicht.

Unter den Genrebildern find in erfter Linie
zwei qualitativ hervorragende Stücke des Adri-
aen van Oftade (Nr. 82 und 88) und der „Halt
vor dem Dorfwirtshaus“ des jüngeren Ifak van
Oftade zu nennen. Jan Steen mit feinem „Fa-
milienfeft“ (Nr. 95), Frans Hals mit feinem
Trinker (Nr. 83) und der lachende Zecher von
Cornelius Dufart (Nr. 15) find als exzeptionell

hervorzuheben. Pieter de Hoochs „Offiziere
im Quartier“ find ebenfo wie das Stück des Dirk
Hals und des A. J. Duck Proben vornehmer Ge-
fellfchaftsmalerei.

Ift Rembrandt felbft auch nicht bei Gerhardt
vertreten, fo fehlen feine Schüler nicht, vor allem
Bernaert Fabritius mit einem Opfer des
Manoah (Nr. 92); diefem fchließt fich Joh.
Lievens mit einem Greifenporträt (Nr. 33) an.
Auch die fpätere Amfterdamer Malerei wird
durch Arbeiten des Nicolaes Verkolje (Nr.40)
und Jacob de Wit repräfentiert. Endlich find
als hervorragende Proben diefer Kunftepoche
noch die fchönen Werke der Cuyps, ein Hühner-
hof des Melchior d’Hondecoeter und ein
kräftig gemaltes Porträt des Michael Jansz
Mierewelt zu nennen. Unter den Stilleben-
malern ftehen Pieter Claesz und Willem
Heda obenan.

Diefer ausgezeichneten Repräfentation der
holländifchen Kunft gegenüber treten die Werke
vlämifcher Künftler ein wenig zurück, obwohl
allein [ieben im letzten Jahre auf der Brüffeler
Retrofpektiven gezeigte Stücke zur Verweigerung

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