Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

DOI Heft:
21. Heft
DOI Artikel:
Schmidt, Robert: Die gerissenen und punktierten holländischen Gläser und verwandte deutsche Arbeiten
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0869

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DIE GERISSENEN UND PUNKTIERTEN HOLLÄNDISCHEN GLÄSER

1670 nennt er [ich „Koopman in Laken“ —; er
ftirbt 1692 und wird zwifchen dem 2. und 8. Fe-
bruar in Leiden begraben. Äuch er hat [ich als
Dichter bekannt gemacht; 1647 wurde u. a. [ein
Trauer[piel „Hebreeufche Heldinne“ aufgeführt.

Das Verzieren von Glas fcheint er erft in feiner
lebten Lebenszeit, von 1672 an mit befonderem
Eifer betrieben zu haben, nur drei frühere Stücke
find bekannt: zwei mit dem Datum 1648, und
eins, das vor 1659 entftanden fein muß. Als Glas-
reißer muß Heemskerk [ehr fruchtbar gewefen fein;
eine anfehnliche Menge feiner Arbeiten hat [ich er-
halten, mehr als 30 allein in holländifchen Samm-
lungen. Mit Vorliebe hat er [eine ln[chri[ten auf
Flafchen angebracht, die aus farblofem, blauem, grü-
nem oder violettem Glafe geblafen find — jedenfalls

Arbeiten der holländifchen
Glashütten jener Zeit. Das
Berliner Kunftgewerbemufe-
um befit^t eine blaue Flafche
der typifchen Form, die unter
dem Boden, rings um den
Pfeifenanfat$, die Signatur
trägt: „Willem Van Heems-
kerk. Ae. 70. A° 1683. Lei-
den.“ Auf dem Bauch der
Flafche i[t in wohlgeformten,

aber von allzu ausgiebig Äbb. 5. Römer mit gerif[ener Dar-
angebrachten Kalligraphen- ^tellnn? v,on ^n, Bot; 1638

^ u 1 Ämfterdam, Rijksmufeum

fchnörkeln fehr überwucher-
ten und des halb fchwer zu lefenden Buch-
[taben die In[chrift „Gaep terwijl men u pap
bied“ (Sperr’s Maul auf, wenns Brei regnet)
geriffen (Abb. 4). Unter dem Boden, an der
äußeren Peripherie, fteht der Vers:

Die op’er tijd niet willen gapen,
Onachtsaem tijd enbij verslapen,
Verliezen veel geluek en vracht,

En worden van elk uitgelacht.

Von Heemskerk verzierte Römer find
mir nicht bekannt geworden, dagegen be-
finden fich in der Sammlung Snouck-Hour-
gronje (Haag) mehrere große farblofe Kelch-
gläfer mit hohlem Balufterknauf und geriffenen
Infchriften des Künftlers, und — ein Unikum —
in der Slade-Collection (Brit. Mufeum) eine
große Schale von 32 cm Durchmeffer mit ge-

Äbb. 4. Blaue Flafche mit Kalligraphen-
in[chrift von W. J. van Heemskerk. 1683

Berlin, Kgl. Kunftgewerbemufeum

820
 
Annotationen