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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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21. Heft
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Schmidt, Robert: Die gerissenen und punktierten holländischen Gläser und verwandte deutsche Arbeiten
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0872

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DIE GERISSENEN UND PUNKTIERTEN HOLLÄNDISCHEN GLÄSER

hält das Reichswappen, darüber: „Halt dich fein Jungfrau feuberlich, / geift- und welt-
lich Bulen umb dich“. Über den Nuppen auf dem Mittelftück des Glafes fteht der
Vers: „Rofengeruch und Refenfaffdt hatt manchem ein frölich hert^ gemacht Anno
1666.“, und unter dem Fuß: „1666 Peter Wolf F“. Ein kleinerer Römer in Maria
Lyskirchen in Cöln trägt diefelbe Darftellung von Cöln und Deuß fowie die Wappen
der „2 regierenden Herren“, der „2 Rhentmeifter pro tempore“ und der „2 abgegangenen
Burgermeifter pro tempore“. Oben am Rande fteht: „Senatus Populusque Colonensis“,
die Bezeichnung lautet „Anno 1669 Peter Wolff fecit“. Endlich befi^t das Kunft-
gewerbemufeum in Cöln einen Römer mit Wappen des Cölner Ratsherrn und Banner-
herrn der Pelzmacherinnung Wilhelm Bollich und von fünf Zunftgenoffen fowie einer

Widmung, bezeich-
net: „peter Wolff

fecit 1677“ (Abb.8).

Eine vierte fichere,
wenn auch unbe-
zeichnete Arbeit
Wolfs ift ein großer
grüner Römer mit
Wappen Mainzifcher
Familien in der Kgl.
Refidenz in Mün-
chen. Diefe Arbeiten
Wolfs, über den fonft
nichts bekannt ift,
verraten eine fichere,
geübte Hand; zu den
Darftellungen wird
er fich allerdings wohl ge-
ftochener Vorlagen in der
Art der Merianfchen To-
pographien bedient haben.

In Cöln hat im 18. Jahr-
hundert noch ein zweiter
Glasreißer gelebt, der fich
aber durch ziemlich un-
gefchickte, rohe Arbeit als
Dilettant zu erkennen gibt.
Sein Werk ift die gerif-
fene Darftellung eines von
Hunden gejagten Ebers,
fowie eines Hirfches und
einer Hirfchkuh auf einem
kleinen grünlichen Kelch-
glas mit geradem Schaft
auf Schloß Stolzenfels.
Zwei Wappenfchilde, von
Greifen flankiert, in dem

Äbb. 8. Römer mit geriffenen
Cölnifchen Wappen von Peter
Wolf, Cöln, 1677

Cöln, Kunftgewerbemufeum

einen „Vivat“, in
dem andern ein nach
abwärts gerichteter
Pfeil zwifchen zwei
geteilten Feldern,
vervollftändigen den
Schmuck des Glafes.
Die Bezeichnung lau-
tet: „C. A.F. Werther
Canon. B. M. V. ad
gradus fecit coloniae
äö 1757. 8 Jun.“

Ein Flügelglas der
SammlungLanna mit
geriffener Darftel-
lung nach Nilfon
(Juno mit Pfau) und
der Infchrift „ Vive Le Beau
Sexe 1757“ 1 befitjt eine
fchwer leferliche Signatur,
deren beide erften Buch-
ftaben ein C. und A. fein
könnten; vielleicht hat man
es dabei mit einem weite-
ren Werke des Cölner Ka-
nonikus zu tun.

Endlich ift hier als der
fruditbarfte deutfehe Glas-
reißer der bekannte Ka-
nonikus Bufch zu nen-
nen, der von etwa 1740
bis gegen 1775 in Hildes-
heim gearbeitet hat. Eine
Aufzählung feiner Arbei-
ten erübrigt fich, da fie

1 Verfteig. Catalog II. Teil
(Berlin, 1911) Nr. 829.

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