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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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21. Heft
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Schmidt, Robert: Die gerissenen und punktierten holländischen Gläser und verwandte deutsche Arbeiten
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0876

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DIE GERISSENEN UND PUNKTIERTEN HOLLÄNDISCHEN GLÄSER

Äbb. 13. Glasplatte mit geriffener Darftellung von Ändr. Melort, um 1840
Im Befifj von Herrn H. Stibbe, Berlin

Datum im Rijksmufeum), ]. van den Blijk (Gläfer im Rijksmufeum: zwei von 1776,
ein undatiertes; im Steen, Antwerpen, ohne Datum; in der Oudheidkundig Genootschap,
Ämfterdam [1883 von de Caftro erwähnt], ohne Datum; im Kunftgewerbemufeum Prag
[Smlg. Lanna] von 1775 und 1777), W. Sautijn (Rijksmufeum, undatiert), Adams
(Britifh Mufeum, undatiert) und Pr. Luijten, von dem fich in der Sammlung de Caftro
ein Glas von 1799 befand. Auch diefe Lifte leidet natürlich an Unvollftändigkeit.

Über den berühmten Hauptmeifter diefer Kunft, Wolff, find wir ebenfalls nur fehr
mangelhaft und mehr anekdotenmäßig unterrichtet. Selbft von feinem Vornamen kennen
wir nur den Anfangsbuchstaben D. Er wurde in Utrecht geboren, wohnte als Maler
im Haag und war als Sonderling bekannt. Als er um 1787 heiratete, hatte er weder
Vermögen noch ein hinreichendes Auskommen durch feinen Beruf. Es wird von ihm
erzählt (de Caftro, a. a. 0. S. 282), er habe, um Geld für den Haushalt zu fchaffen,
die Möbel, die er zur Hochzeit bekommen hatte, wie ein Trödler vors Haus geftellt,
um fie an die Vorübergehenden zu verkaufen. Dies Trödelgefchäft habe aber auch
nicht genug abgeworfen, und fo fei er als Gefelle in die Werkftatt des Malers Dirk
van der Aa gegangen, der feinerzeit ein berühmter rijtuig- en beeldjes-schilder, d. h.
ein Kutfchenmaler (der Kutfchen mit Blumen und Figuren in Lackmalerei bemalte), im
Haag war. Da lernte er mit großer Fertigkeit Kinderbilder und Tiere zeichnen und
begann diefe auch auf Glas zu „ftippen“. Und zwar bediente er fich hierzu nach
der Ausfage eines Augenzeugen lediglich einer Radiernadel und eines kleinen Hammers.
Für ihn alfo kommt ein etwaiges Äßen überhaupt nicht in Betracht. Wolff ftarb früh;
fein Lehrmeifter van der Aa, der 1809 ftarb, hat ihn lange überlebt. Der Ruf feiner
Arbeiten hatte fich fehr fchnell befeftigt; im Katalog der Sammlung Mr. J. van Buren,

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