Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911
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21. Heft
DOI Artikel:Der Kunstmarkt - Von den Auktionen
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BEVORSTEHENDE AUKTIONEN
TILMAN RIEMENSCHNEIDER, Madonna
Sammlung R. Piloty, Wiirzburg. Auktion in der Galerie Helbing, München am 14.—16. November 1911
Kollektion von vornherein ein befonderes In-
tereffe entgegengebracht werden. Piloty hat in
einem [chlichten Vorwort zum Äuktionskatalog
in anerkennenswerter Weife angedeutet, wie
er zum Sammler wurde. Bei einer Sammlung,
die ein fo ftark individuelles Gepräge hat, wie
die hier befprodiene, muß ein orientierendes
Vorwort natürlich ganz befonders intereffant
fein. Piloty erzählt, daß ihn die Verfemung von
München nach Würzburg zum Sammler werden
ließ. DerWechfel der künftlerifchen Ätmofphäre
war ein Anreiz zum Sammeln. Allerdings ift
der Kontraft ein fchroffer: Dort das frifch pul-
fierende Leben der führenden Metropole der
gegenwärtigen Kunft; hier, in dem füllen idyl-
lifchen Weinbergftädtchen die mannigfachen
leifen und doch fo beredten Erinnerungen an
große Epochen vergangener hiftorifcher Kunft.
Ein folches Milieu muß freilich auf die Befchäf-
tigung mit Dokumenten alter Kunft geradezu
hinweifen. Tatfächlich fpiegelt fich die Mannig-
faltigkeit des alten Würzburger Kunftlebens auch
ganz vortrefflich in den Beftänden diefer Samm-
lung, doch war natürlich nie eine einfeitige Be-
vorzugung der alten fränkifchen Kunft beab-
fichtigt. Als Kenner fchäljte Piloty alles, was
künftlerifch bedeutend oder doch charakteriftifch
war. So weift denn feine Sammlung große
Mannigfaltigkeit auf. Man begegnet präphöni-
kifchen Glasperlen, aber auch Biedermeier-
Puppenmöbeln. Bei weitem überwiegen Arbeiten
der Kleinkunft: Koftbarer Schmuck der Gotik
und Renaiffance, eine kleine Kollektion Ringe,
namentlich folche mit Gemmen, fehr hübfche
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TILMAN RIEMENSCHNEIDER, Madonna
Sammlung R. Piloty, Wiirzburg. Auktion in der Galerie Helbing, München am 14.—16. November 1911
Kollektion von vornherein ein befonderes In-
tereffe entgegengebracht werden. Piloty hat in
einem [chlichten Vorwort zum Äuktionskatalog
in anerkennenswerter Weife angedeutet, wie
er zum Sammler wurde. Bei einer Sammlung,
die ein fo ftark individuelles Gepräge hat, wie
die hier befprodiene, muß ein orientierendes
Vorwort natürlich ganz befonders intereffant
fein. Piloty erzählt, daß ihn die Verfemung von
München nach Würzburg zum Sammler werden
ließ. DerWechfel der künftlerifchen Ätmofphäre
war ein Anreiz zum Sammeln. Allerdings ift
der Kontraft ein fchroffer: Dort das frifch pul-
fierende Leben der führenden Metropole der
gegenwärtigen Kunft; hier, in dem füllen idyl-
lifchen Weinbergftädtchen die mannigfachen
leifen und doch fo beredten Erinnerungen an
große Epochen vergangener hiftorifcher Kunft.
Ein folches Milieu muß freilich auf die Befchäf-
tigung mit Dokumenten alter Kunft geradezu
hinweifen. Tatfächlich fpiegelt fich die Mannig-
faltigkeit des alten Würzburger Kunftlebens auch
ganz vortrefflich in den Beftänden diefer Samm-
lung, doch war natürlich nie eine einfeitige Be-
vorzugung der alten fränkifchen Kunft beab-
fichtigt. Als Kenner fchäljte Piloty alles, was
künftlerifch bedeutend oder doch charakteriftifch
war. So weift denn feine Sammlung große
Mannigfaltigkeit auf. Man begegnet präphöni-
kifchen Glasperlen, aber auch Biedermeier-
Puppenmöbeln. Bei weitem überwiegen Arbeiten
der Kleinkunft: Koftbarer Schmuck der Gotik
und Renaiffance, eine kleine Kollektion Ringe,
namentlich folche mit Gemmen, fehr hübfche
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