Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0910
DOI issue:
22. Heft
DOI article:Takács, Zoltán von: Die Neuerwerbungen des Museums für Bildene Kunst in Budapest
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0910
DIE NEUERWERBUNGEN DES MUSEUMS FÜR BILDENDE KUNST IN BUDAPEST
BÄRTOLOMMEO VENEZIANO, Männliches Bildnis (Nr. 128)
Die Abteilung der Italiener, die [einerzeit durch Pulszky um viele bedeutende Stücke
vermehrt wurde, wuchs unter der neuen Leitung nicht [ehr an Zahl, wohl aber an
Bedeutung. Eine tüchtige Leiftung von Orcagna (Nr. 50; abgebildet im Katalog) [teht
an der Spitze diefer Gruppe der Neuerwerbungen. Die große Madonnentafel (Höhe
120, Breite 70 cm) wurde 1904 auf der Auktion der Sammlung Somzee in Brüffel
erftanden. Die Sißfigur der Muttergottes mit dem Kinde im Schoße füllt die Bildßäche
dermaßen aus, daß die kleinen Nebenfiguren der fechs Engel, rechts und links je drei
übereinander, nur gedrängt hinzugefügt werden konnten. Die unterften fpielen auf
Orgel und Geige. Die oberen vier halten den zum Hintergründe der Hauptfiguren
dienenden, goldgemufterten roten Teppich. Das Werk ift ein repräfentatives Stück,
ohne große Innigkeit des Ausdrucks. Mutter und Kind kokettieren ziemlich banal mit-
einander. Maria ift weder majeftätifch noch gefühlvoll. Man lieft aus ihrem fchlichten
und ernften Geficht nicht viel heraus. Der kleine Chriftus ift jeder Kindlichkeit bar.
Die Engel find dagegen umfo ausdrucksvoller und zarter.
Wilhelm Suida, der das Bild in feinem Werke „Florentinifche Maler um die Mitte
des 14. Jahrhunderts“ in Lichtdruckreproduktion (Taf. II) publiziert, widmet ihm (auf
S. 15—16) eine längere Betrachtung und gibt zum Schluffe der Vermutung Ausdruck,
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BÄRTOLOMMEO VENEZIANO, Männliches Bildnis (Nr. 128)
Die Abteilung der Italiener, die [einerzeit durch Pulszky um viele bedeutende Stücke
vermehrt wurde, wuchs unter der neuen Leitung nicht [ehr an Zahl, wohl aber an
Bedeutung. Eine tüchtige Leiftung von Orcagna (Nr. 50; abgebildet im Katalog) [teht
an der Spitze diefer Gruppe der Neuerwerbungen. Die große Madonnentafel (Höhe
120, Breite 70 cm) wurde 1904 auf der Auktion der Sammlung Somzee in Brüffel
erftanden. Die Sißfigur der Muttergottes mit dem Kinde im Schoße füllt die Bildßäche
dermaßen aus, daß die kleinen Nebenfiguren der fechs Engel, rechts und links je drei
übereinander, nur gedrängt hinzugefügt werden konnten. Die unterften fpielen auf
Orgel und Geige. Die oberen vier halten den zum Hintergründe der Hauptfiguren
dienenden, goldgemufterten roten Teppich. Das Werk ift ein repräfentatives Stück,
ohne große Innigkeit des Ausdrucks. Mutter und Kind kokettieren ziemlich banal mit-
einander. Maria ift weder majeftätifch noch gefühlvoll. Man lieft aus ihrem fchlichten
und ernften Geficht nicht viel heraus. Der kleine Chriftus ift jeder Kindlichkeit bar.
Die Engel find dagegen umfo ausdrucksvoller und zarter.
Wilhelm Suida, der das Bild in feinem Werke „Florentinifche Maler um die Mitte
des 14. Jahrhunderts“ in Lichtdruckreproduktion (Taf. II) publiziert, widmet ihm (auf
S. 15—16) eine längere Betrachtung und gibt zum Schluffe der Vermutung Ausdruck,
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