Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0914
DOI Heft:
22. Heft
DOI Artikel:Takács, Zoltán von: Die Neuerwerbungen des Museums für Bildene Kunst in Budapest
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DIE NEUERWERBUNGEN DES MUSEUMS FÜR BILDENDE KUNST IN BUDAPEST
Perugia befand. Es wurde damals von Carlo Maratta
geftochen. Der Stich R. Delaunays in J. Couches „Ga-
lerie du Palais Royal“ informiert uns dann darüber,
daß fein Original 1786 in der Galerie Orleans zu fehen
war. Außer diefen Reproduktionen ift das Werk noch
durch die Blätter von J. Episcopius, R. v. Audenarde
und N. v. Aelft popularifiert worden. Waagen be-
richtete davon in feinem Buche „Kunftwerke und
Künftler in England“ auf S. 498. Das Bild war da-
mals im Befiße des Herrn Hibberts. Es tauchte 1802,
1823 und 1844 auf Londoner Auktionen auf und
kam endlich in München zum Vorfchein, wo es von
Hofchek erftanden wurde.
Das Bild zeugt von ftarkem Einßuß Correggios
Es ift mit großer Sorgfalt und technifcher Meifterfchaft
gemalt, die auch mit bedeutenden inneren Qualitäten
verbunden find. Nicht zu leugnen jedoch, daß in der
Handlung der dargeftellten Perfonen viel überßüffiges
Pathos zu fühlen ift. Chriftus agiert theatralifch; nicht
weniger ein Apoftel im Hintergründe. Dem Künftler ge-
lang es fpäter das Thema auf die fchlichtefte Weife,
viel würdiger zu löfen, wie Hans Tietje in feiner Studie
„Annibale Carraccis Galerie im Palazzo Farnefe und
feine Römifche Werkftätte“ (Jahrbuch der Kunfthifto-
rifchen Sammlungen des Allerhöchften Kaiferhaufes,
Bd. XXVI, Heft 2, S. 180) richtig bemerkt.
Ein fchönes Goldoni-Porträt von Pietro Longhi ge-
langte 1908 als Gefchenk des Königl. Rates Marcel
von Nemes in die Galerie. (Ausgeftellt unter Nr. 277 a;
mitgeteilt durch Dr. G. v. Terey in „Vasärnapi Ujsäg“
1908, Nr. 48.)
HANS BALDUNG GRIEN, Maria
(Nr. 729 a)
Es ift von den neulich erworbenen Deutfchen un-
gefähr dasfelbe zu fagen, was von den Italienern.
Kaum einige, aber lauter importante Stücke bilden den
neuen Zuwachs, dem fchon deshalb eine für uns
wichtige Rolle zufällt, weil die deutfche Sammlung
des Budapefter Mufeums zu den kleinften Abteilungen
der Galerie gehört.
1904 wurde aus der Peterifchen Sammlung eine Madonna mit dem Kinde erworben
(Nr. 727). Die befcheidene Tafel kann keinem bekannten Meifter zugefchrieben werden.
Sie trägt aber die Merkmale der fränkifchen und fchwäbifchen Schule, und zwar vor-
wiegend die der erfteren. Die Eigentümlichkeiten der Formengebung laffen in erfter
Linie an Wolgemuts Werkftatt denken. (Hauptfächlich die liebevoll gemalten Blumen
vor dem goldenen Hintergrund.)
Das Seelifche kann uns in diefem Werke nicht feffeln. Die Gefichter find ausdrucks-
Perugia befand. Es wurde damals von Carlo Maratta
geftochen. Der Stich R. Delaunays in J. Couches „Ga-
lerie du Palais Royal“ informiert uns dann darüber,
daß fein Original 1786 in der Galerie Orleans zu fehen
war. Außer diefen Reproduktionen ift das Werk noch
durch die Blätter von J. Episcopius, R. v. Audenarde
und N. v. Aelft popularifiert worden. Waagen be-
richtete davon in feinem Buche „Kunftwerke und
Künftler in England“ auf S. 498. Das Bild war da-
mals im Befiße des Herrn Hibberts. Es tauchte 1802,
1823 und 1844 auf Londoner Auktionen auf und
kam endlich in München zum Vorfchein, wo es von
Hofchek erftanden wurde.
Das Bild zeugt von ftarkem Einßuß Correggios
Es ift mit großer Sorgfalt und technifcher Meifterfchaft
gemalt, die auch mit bedeutenden inneren Qualitäten
verbunden find. Nicht zu leugnen jedoch, daß in der
Handlung der dargeftellten Perfonen viel überßüffiges
Pathos zu fühlen ift. Chriftus agiert theatralifch; nicht
weniger ein Apoftel im Hintergründe. Dem Künftler ge-
lang es fpäter das Thema auf die fchlichtefte Weife,
viel würdiger zu löfen, wie Hans Tietje in feiner Studie
„Annibale Carraccis Galerie im Palazzo Farnefe und
feine Römifche Werkftätte“ (Jahrbuch der Kunfthifto-
rifchen Sammlungen des Allerhöchften Kaiferhaufes,
Bd. XXVI, Heft 2, S. 180) richtig bemerkt.
Ein fchönes Goldoni-Porträt von Pietro Longhi ge-
langte 1908 als Gefchenk des Königl. Rates Marcel
von Nemes in die Galerie. (Ausgeftellt unter Nr. 277 a;
mitgeteilt durch Dr. G. v. Terey in „Vasärnapi Ujsäg“
1908, Nr. 48.)
HANS BALDUNG GRIEN, Maria
(Nr. 729 a)
Es ift von den neulich erworbenen Deutfchen un-
gefähr dasfelbe zu fagen, was von den Italienern.
Kaum einige, aber lauter importante Stücke bilden den
neuen Zuwachs, dem fchon deshalb eine für uns
wichtige Rolle zufällt, weil die deutfche Sammlung
des Budapefter Mufeums zu den kleinften Abteilungen
der Galerie gehört.
1904 wurde aus der Peterifchen Sammlung eine Madonna mit dem Kinde erworben
(Nr. 727). Die befcheidene Tafel kann keinem bekannten Meifter zugefchrieben werden.
Sie trägt aber die Merkmale der fränkifchen und fchwäbifchen Schule, und zwar vor-
wiegend die der erfteren. Die Eigentümlichkeiten der Formengebung laffen in erfter
Linie an Wolgemuts Werkftatt denken. (Hauptfächlich die liebevoll gemalten Blumen
vor dem goldenen Hintergrund.)
Das Seelifche kann uns in diefem Werke nicht feffeln. Die Gefichter find ausdrucks-