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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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22. Heft
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Takács, Zoltán von: Die Neuerwerbungen des Museums für Bildene Kunst in Budapest
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0915

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DIE NEUERWERBUNGEN DES MUSEUMS FÜR BILDENDE KUNST IN BUDAPEST

Deutfcher (Schweizer?) Meifter um 1510, Die Kreuzabnahme

los, die Geften unbedeutend. Umfo lobenswürdiger ift aber das Bild vom technifchen
Standpunkte aus. Seine Erhaltung ift vorzüglich. Die Ausführung zeugt von hin-
gebendem Fleiß und tüchtiger Schulung. Es ift hauptfächlich die letztere Eigenfchaft,
die das Gemälde beachtenswert macht.

Eine der größten Zierden unferer Galerie ift eine Madonna von Hans Baidung
Grien (Nr. 729a), eine hinreißende Figur, die man durch Hinzufügung des Gekreuzigten
und des wehklagenden Johannes zu einer erfchütternden Kompofition ergänzen möchte.
Dr. Gabriel v. Terey bemerkt auch in feinem Kataloge, daß das Werk als der rechte
Flügel eines Triptychons aufzufaffen ift, deffen unbekannte Teile Chriftus am Kreuze
und Johannes darftellen müßten.

Maria fteht vor rötlichbraunem Hintergründe, der oben in der rechten Ecke mit
grau in grau gemaltem Geäft belebt ift. Die Dargeftellte ift in blaugrünes Gewand
gekleidet, worüber ein weißer Mantel geworfen ift, der zugleich zur Kopfbedeckung
dient. Diefer Mantel mit feinem pathetifchen Faltenwurf bildet die malerifche Haupt-
attraktion des Bildes. Er ift das geworden nicht nur durch feine Kompofition, fondern
auch durch die koloriftifch wohlbegründete Modellierung mit demfelben Blaugrün, deffen
tiefere Schattierung den Grundton des Kleides abgibt.

Mariens Geficht und Hände find kreidigblaß, ihre ausgeweinten Augen dagegen
von einem lebhaften Rofa, das ebenfo nachdrücklich wie künftlerifch anziehend wirkt.

Terey feßt das Bild in die befte Periode des Künftlers (etwa 1512—1517). Es
wurde auf Grund feiner Mitteilung im Kataloge der Sammlung Hofchek, wo fich das
Gemälde früher befand, bemerkt, daß die Figur auf verfchiedenen Baldungfchen Werken
vorkommt, fo auf dem Dreifaltigkeitsbilde der Bafeler Sammlung, auf dem Bilde der

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