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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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22. Heft
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Takács, Zoltán von: Die Neuerwerbungen des Museums für Bildene Kunst in Budapest
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0931

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DIE NEUERWERBUNGEN DES MUSEUMS FÜR BILDENDE KUNST IN BUDAPEST

Lebendigkeit [einer Dar[tellungen eine viel gebundenere und feinere Art der Pinfel-
führung. Er war ja nicht umfonft der Neubegründer des Toba-Ye (f. die Überfettung
des „Hon Cho Gwa Ka Ji Mei Ji Sho“ im Werke „Biographies des Artiftes Japonais
dont les Oeuvres figurent dans la Collection Pierre Barboutau“, S. 69), und Toba
Sojo arbeitete, wie bekannt, mit einem befonders minutiöfen Pinfel. Der Strich-
charakter der Werke von Itcho, die in den Nummern 10, 33, 55, 76, 82, 85, 93, 99,
130, 135, 140, 206, 229 der Kokka reproduziert find, entfpricht demjenigen unferer
Zeichnung nicht. Das Malen mit dem halbtrockenen Pinfel findet eher in der Darftellung
der tanzenden Kinder, Kokka 222, ein Analogon. Mich mutet aber nicht nur der
Strich fremdartig an, fondern auch der Gefichtstypus der Frau. An eine gewöhnliche
Fälfchung denke ich jedodi nicht; fchon deshalb, weil die Figuren mit einer Lebendig-
keit agieren, deren Darftellung eine nicht unbedeutende künftlerifche Begabung zur
Vorausfettung hat. Das Werk ftammt vielleicht von einem der Söhne des Meifters.

Wir befinden uns in einer minder fchwierigen Lage, dem anbei publizierten Suke-
nobu gegenüber. Das Werk fteht nicht auf der Kunftftufe, wie das in Nr. 75 der
Kokka publizierte Gemälde, das voriges Jahr auch in der Londoner Ausftellung zu
fehen war. Das Geficht des Mädchens zeigt auf unferem Bilde nicht fo viel jugend-
liche Frifche; es hat vielmehr einen ziemlich wehmütigen, verftimmten Ausdruck. Die
Zeichnung des Faltenwerks weift zwar nicht viel kalligraphifche Schönheit auf, feine
Kompofition ift aber meifterhaft. Noch fchöner ift die Mufterung des Kleides mit nach
ziemlich einfachem Syftem ftilifierten Blumen, die Zeichnung der rechten Hand, der
Gefichtsformen und des Schiffleins, das die junge Dame in der Linken hält. Die Pracht
der fchweren Deckfarbe, unter denen ein tiefes Zinnoberrot die dominierende Note ab-
gibt, kann auch als Zeugnis für die Echtheit des Bildes angeführt werden.

Der mit feuchtem und freiem Pinfel gemalte Felsabhang verdient auch, daß man
der ihn fchmückenden Signatur des Tani Bundio keinen großen Zweifel entgegen-
bringt. Das das Gebilde krönende Geäfte ift nämlich ungemein geiftreich gezeichnet
und das Werk ift überhaupt eine harmonifche Leiftung, wo Erfindung und Ausführung
einander nicht desavouieren.

Das „Hokufai Gwakiojin“ fignierte Kakemono zeigt fcharfe Naturbeobachtung und
tüchtige Zeichnung. Das Bild ift übrigens ftark abgerieben, fo daß es feine einftigen
Qualitäten nur ahnen läßt.

Ich möchte noch nicht unerwähnt laffen, daß die japanifche Sammlung des Mufeums
auch einige Holzfkulpturen befißt, deren Durchfchnittsqualität diejenige der Gemälde
übertrifft. Ich bin jedoch augenblicklich nicht in der Lage, über diefen Teil der Samm-
lung berichten zu können.

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