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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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24. Heft
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Neuere Kunst - Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#1028

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NEUERE KUNST-LITERATUR

Kultur- und Städtebilder“ heraus, die
insbefondere den Gedanken des Heimatfchußes
in weitere Kreife tragen foll. Der erfte Band
diefer Reihe erfchien zur erften gemeinfamen
Tagung für Denkmalpflege und Heimatfchuß,
die im September diefes Jahres in Salzburg
ftattfand. Er ift der Wachau gewidmet. Der
Oberingenieur im Minifterium für öffentliche
Arbeiten, Rudolf Pichler, hat den Text ver-
faßt; den Hauptreiz des Bändchens bilden
134 Originalaufnahmen des Verfaffers, die die
reichen Kunft- uad Naturfchönheiten der Gegend
glücklich veranfchaulichen.

ZÜRICH Die vom fchweiz. Landesmufeum
vor einem Jahrzehnt ins Leben gerufene Publi-
kation „Kunftgewerbliche Altertümer aus dem
fchweizerifchen Landesmufeum in Zürich“ hat
nun mit der 24. Tafel ihren Abfchluß gefunden.
Keramik, Stickerei und Weberei, Glasmalerei,
Möbelfchreinerei, Arbeiten aus Edelmetall und
Eifen find in erlefenen Stücken in diefer Publi-
kation angezeigt. Ein knapper Text — beige-
fteuert vom frühem Mufeumsdirektor Dr. Angft,
feinem Nachfolger Dr. Lehmann und dem zweiten
Direktor Prof. Zemp — beleuchtet die äfthetifche
und technifche Seite der Objekte. Alle fechs
Lieferungen wurden von der Zürcher Kunft-
anftalt Hofer & Cie. mufterhaft ausgeftattet. C.

Clement Janin, „Le declin et la Renaissance
des Industries d’art es del’art decoratif en France“.
Paris, Henry Floury. 2 Fs.

Janin war im vorigen Jahre derjenige, der
vor, während und nach der Münchener Aushei-
lung im Parifer Herbftfalon am freieften, in-
telligenteften und gründlichften den Verfall der
angewandten Kunft in Frankreich zu zeichnen
wagte. Seine Artikelferie in der Aktion war
das Befte, was ein Franzofe über die Krifis im
franzöfifchen Kunftgewerbe gefchrieben hat. In
diefer kleinen Schrift, die foeben bei Floury er-
fcheint, faßt Janin feine Ideen und Eindrücke
zufammen. Er entwickelt in der Einleitung aus
feinen reichen Kenntniffen des Themas heraus
klar und überzeugend die bekannten Urfachen
der Krifis und endet mit dem berühmt gewor-
denen Wort eines Parifer Stadtrates, der 1908
München befucht hat: „Le Sedan commercial,
dont depuis de longues annees nous sommes
menaces, n’est plus ä craindre actuellement,
c’est un fait accompli.“ Dann aber lieft man
in dem nächften Kapitel ftaunend, daß München
Paris noch nicht überflügelt hat, daß nur zu be-
fürchten fteht, daß das in der Zukunft eintreten

könnte. Diefes Urteil Janins, das [ich in feinen
vorjährigen Auffä^en nicht findet, reimt fich mit
feiner Einleitung fchlecht zufammen. Als Mittel,
die Krifis im Kunftgewerbe ?u überwinden, emp-
fiehlt der Verf. eine Reform des Zeichenunter-
richts, eine Reorganifation des Lehrlingswefens,
eine weitfichtige Propaganda im Publikum ufw.
Das ift natürlich gut und fchön. Aber in Frank-
reich müßte eine Propaganda für moderne Innen-
kunft viel tiefer einfeßen, da die mittleren Schich-
ten des franzöfifchen Volkes von gefundem
Wohnen, Licht, Behaglichkeit und Komfort nicht
die leifefte Ahnung haben. Es gilt erft einmal
im franzöfifchen Volke hygienifche Bedürfniffe
zu wecken, ehe zu hoffen ift, daß es fich für
moderne Innenkunft empfänglich zeigen wird.
Als kürzlich ein amerikanifcher Bürgermeifter
Paris befichtigte und von Journaliften nach feinen
Eindrücken befragt wurde, antwortete er: „Er-
lauben Sie mir höflich zu fein. Ich möchte
fchweigen.“ Es ift zu bedauern, daß Leute wie
Janin den Finger nicht ganz tief in die Wunde
legen. Ehe Franzofen nicht felbft ohne Ein-
fchränkung ihre Rückftändigkeit zugeben, wird
kaum eine reorganifatorifche Bewegung Ausficht
auf Erfolg haben. 0. G.

RUSSISCHE LITERATUR

Unter dem Titel „Miniatures du meno-
loge grec du XI siede“ hat Herr R. D.Treneff
eine in der Moskauer Synodalbibliothek befind-
liche Handfchrift veröffentlicht, zu der Herr N.
P. Popoff den erklärenden Text in ruffifcher
und franzöfifcher Sprache geliefert hat. Die
57 Miniaturen der Handfchrift, die 1655 aus
dem Klofter auf dem Berge Athos mit andern
Codices nach Moskau gebracht wurde, find
photographifch auf elf Tafeln reproduziert, zum
Teil farbig. * *

*

Mit der foeben erfchienenen Lieferung 4 des
V. Bandes ift die monumentale Publikation des
Großfürften Nikolai Michailowitfch „Portraits
Russes des XVIII et XIX siecles“ zu Ende
geführt. Das in hiftorifch-ikonographifcher fo-
wie auch künftlerifcher Beziehung bedeutende
Werk enthält im ganzen 1000 Bildniffe, wovon
250 in Heliogravüre und 750 in Phototypie re-
produziert find, nebft genauen biographifchen
Notizen fämtlicher abgebildeter Perfönlichkeiten.
Ein befonderes Heft mit Perfonen-, Künftler-
und Befi^erregiftern in ruffifcher und franzöfi-
fcher Sprache macht die Benutzung diefes Por-
trätwerks fehr bequem. P. E.

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