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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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11. Heft
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Balet, Leo: Zwei schwäbische Glasmaler der Barockzeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0441

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ZWEI SCHWÄBISCHE GLASMALER DER

BAROCKZEIT Mit 13 Abbildungen / Von LEO BÄLET

In der Stuttgarter Staatsfammlung vaterländifcher Altertümer befinden [ich eine Serie
Glasgemälde, die das Monogramm MR (in Ligatur) tragen, [amtliche aus den Jahren
1621 bis 1627 und eine Glasfcheibe von derfelben Hand mit den Initialen CAM
(1627 datiert). Drei Scheiben von anderer Hand aus den Jahren 1647, 1652 und 1653
haben das Monogramm CM (in Ligatur).

Welche Meifter können mit diefen Monogrammen MR und CM gemeint fein?

In der Zeit, aus der die Glasgemälde datieren, hat es in Schwaben nach den
Forfchungen von Th. Schön1 vier Glasmaler Maurer gegeben:

I. Chriftof Maurer, von dem 1597 in einer Reutlinger Urkunde zuerft vermeldet
wurde. In diefem Jahre fei ein gewiffer Chriftoph Maurer, gebürtig von Stuttgart,
Sohn des Melchior Maurer und Barbara Schellingerin aus feiner Vaterftadt ausge-
wandert und nach Reutlingen gezogen. Die Urkunde, in der es heißt: „Er hat [ich,
fo lange er in Stuttgart gewefen, gut aufgeführt“, wurde in Reutlingen niedergelegt
zum Zweck der Erwerbung des Bürgerrechts.2 In dem in der Stadtbibiiothek von Zug
noch vorhandenen Stammbuch des Zuger Glasmalers Chriftoph Brandenberg, der auf
feiner Wanderfchaft Reutlingen befuchte, wird am 23. Juni 1618 ein Chriftoph Maurer
erwähnt.3 4 Da wir von der Lebensgefchichte der Maurer zu wenig wiffen, ift nicht
mit Sicherheit zu beftimmen, ob der 1595 aus Stuttgart in Reutlingen eingewanderte
Maurer oder deffen Sohn damit gemeint ift.

II. In den Ratsprotokollen vom 6. Juni 1623 und 21. Januar 1624 wird der zweite
Maurer, Chriftoph, wahrfcheinlich ein Sohn des eben erwähnten, zum erftenmal genannt.
Die Kirchenbücher überliefern, daß ihm, dem „Chriftof Alt Maurer“, 1640 zwei Töchter
geboren wurden, von denen die erfte am 7. März 1649, alfo neun Jahre alt, die zweite —
Sybille— 1658, achtzehn Jahre alt, begraben wurde. Ferner ift noch von ihm bekannt,
daß er 1645 Beckfcher Zinnsmann war. Im Stadtarchiv Reutlingen1 findet man fein
Wappen, darüber die Initialen CM. Diefes Wappen: drei (2.1) Schildchen von einem
Kröfeleifen überhöht, liefert einen weiteren Beweis, daß die Reutlinger Maurer mit den
Züricher Maurern nicht verwandt waren. Letztere führten eine filberne Mauer mit
roten Zinnen in Blau. Helmkleinod: wachfender filberner Löwe. Helmdecken: weiß
und blau.

III. Der dritte ift Melchior Maurer, geboren 1590. Von 1619 bis zu feinem Tode
1661 gehörte er der von Reutlingen aufgeftellten Miliz „Concordia“ an. Ferner wird
er im Ratsprotokoll vom 14. September 1644 erwähnt und in der Chronologia Begeriana
am 22. Mai 1662. Er ftarb am 10. Heumonat 1661, feine Witwe Anna am 7. November
1664, 70 Jahre alt. Wir werden uns nicht länger bei ihm aufhalten, weil ihm aus der
Stuttgarter Sammlung keine Scheibe mit einigem Grund zugefchrieben werden dürfte.5

IV. Der leßte ift Hans Chriftoph Maurer. Nach den Kirchenbüchern wurde ihm
am 26. Dezember 1664 fein Töchterlein, drei Wochen alt, und am 13. Oktober 1666 fein

1 Schön: Glasmaler in der Reichsftadt Reutlingen, Reutlinger Gefchichtsblätter, Jahrg. XIX 1908.

2 Stadtarchiv Reutlingen. Lade 12 des Kleinften Kaftens, Faszikel I.

8 Meyer: Die fchweizerifche Sitte der Fenfter- und Wappenfchenkung vom 15. bis 17. Jahr-
hundert, Frauenfeld 1884, S. 218.

4 Band 71, Faszikel 12.

5 Vgl. weiter über ihn: Schön, Glasmaler in der Reichsftadt Reutlingen, Reutlinger Gefchichts-
blätter, Jahrg. XIX, Reutlingen 1908, S. 82ff.

Der Cicerone, III. Jahrg., 11. Heft. 32

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