Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0113
DOI Heft:
3. Heft
DOI Artikel:Redslob, Edwin: Ausstellung moderner Kunst aus Bonner Privatbesitz
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AUSSTELLUNG MODERNER KUNST AUS BONNER PRIVATBESITZ
FERDINAND HEILBUTH, Frühftück im Freien Bef. Prof. Dr. P. Ciemen, Bonn
Land[chaftskunft zum Siege verhalf, die, unabhängig von der damals beliebten fenti-
mentalen Hingabe an das Gegenftändliche des Motives, die malerifchen Mittel hochhielt.
Bosbooms fachlich gediegene Kircheninterieurs bringen neben Landfchaften von
Jacob und Willem Maris, von Mauve, Mesdag, Art} und Israels die Schule
des Haag. Jan Veth, in Deutfchland vor allem gefchät}t wegen des feinen Verftänd-
niffes feiner Schriften für unfere Kunft, fchließt fich mit einer frühen Landfchaft an,
die zeigt, wie felbft er, der in feinen fpäteren Bildern fo trocken wurde, unter dem
Banne der Landfehafter aus den fiebziger und achtziger Jahren Farbigkeit und kolo-
riftifchen Klang erftrebte. Sein „Mädchen aus Laren“ (1884) überrafcht durch die
ruhige Harmonie untermifchter Töne von Lila und Grün, die gefteigert wird durch das
leuchtende Blau der Blumen in der Hand des Mädchens.
Vom Frankreich der frühen Moderne ift wenig zu fehen: eine Studie von Puvis
de Chavannes nach einem Fresko Andrea del Sartos, ein Waldbild mit Reitern von
Manet (1863), fowie graphifche Arbeiten von Manet, Fantin-Latour und Piffarro.
Intereffanter ift ein Bild des 1889 in Paris verftorbenen Heilbuth, das zu
den deutfehen Bildern der Zeit überleitet und entfernt an den Düffeldorfer te Peerdt
erinnert, den Siebzigjährigen, der durch die Sonderbundausftellung zum erftenmal
hervortrat und deffen Kunft wir in Bonn leider vermiffen. Heilbuths Frühftück im
Freien zeigt vor gefchloffenem Hintergrund zwei malerifch feine Motive: den weiß
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FERDINAND HEILBUTH, Frühftück im Freien Bef. Prof. Dr. P. Ciemen, Bonn
Land[chaftskunft zum Siege verhalf, die, unabhängig von der damals beliebten fenti-
mentalen Hingabe an das Gegenftändliche des Motives, die malerifchen Mittel hochhielt.
Bosbooms fachlich gediegene Kircheninterieurs bringen neben Landfchaften von
Jacob und Willem Maris, von Mauve, Mesdag, Art} und Israels die Schule
des Haag. Jan Veth, in Deutfchland vor allem gefchät}t wegen des feinen Verftänd-
niffes feiner Schriften für unfere Kunft, fchließt fich mit einer frühen Landfchaft an,
die zeigt, wie felbft er, der in feinen fpäteren Bildern fo trocken wurde, unter dem
Banne der Landfehafter aus den fiebziger und achtziger Jahren Farbigkeit und kolo-
riftifchen Klang erftrebte. Sein „Mädchen aus Laren“ (1884) überrafcht durch die
ruhige Harmonie untermifchter Töne von Lila und Grün, die gefteigert wird durch das
leuchtende Blau der Blumen in der Hand des Mädchens.
Vom Frankreich der frühen Moderne ift wenig zu fehen: eine Studie von Puvis
de Chavannes nach einem Fresko Andrea del Sartos, ein Waldbild mit Reitern von
Manet (1863), fowie graphifche Arbeiten von Manet, Fantin-Latour und Piffarro.
Intereffanter ift ein Bild des 1889 in Paris verftorbenen Heilbuth, das zu
den deutfehen Bildern der Zeit überleitet und entfernt an den Düffeldorfer te Peerdt
erinnert, den Siebzigjährigen, der durch die Sonderbundausftellung zum erftenmal
hervortrat und deffen Kunft wir in Bonn leider vermiffen. Heilbuths Frühftück im
Freien zeigt vor gefchloffenem Hintergrund zwei malerifch feine Motive: den weiß
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