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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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5. Heft
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0211

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AUSSTELLUNGEN

ftärkften Eindruck erzielt Paul Frederic Follot mit
einem Speifezimmer in poliertem Eichenholz und
einer Anrichte in Zitronenholz. Die ruhigen,
klaren Formen der Möbel, der goldig gelbe Ge-
famtton des Raumes find wunderfchön, wenn
nur nicht die Wände mit einer dürftigen Orna-
mentik befchwert wären. Auch Jallot und Rapin
fcheinen auf guten Wegen in der ficheren Kon-
struktion ihrer Möbel, nur auch wieder ein wenig
zu viel der Ornamentik. Am reinften und vollen-
deten erfcheint mir der allerdings ftark ans
Empire gemahnende Mahagonifpeifefaal von
Elyfee-Maurice Dufiene, deffen lineare und far-
bige Gefchloffenheit zu angenehmer Ruhe lädt.
In der Keramik und im Schmuck erweifen fich
die Franzofen nach wie vor als Meifter. Die
Keramik Emile Decoeurs ift ganz fchlicht und
einfach in den Formen und von fchillerndem
Reichtum in den Farben. Von Andre Methey,
über den hier erft kürzlich ausführlich gefprochen
wurde, ift auch hier eine prachtvolle Kollektion
zu fehen, die von neuem das Entzücken weckt.
Lalique und Follot haben neuen Schmuck ge-
fchaffen in fehr zierlichen Linien und köftlichen
Materialzufammenftellungen, die ein flimmerndes
Farbenbukett bilden. In den Toiles de Ram-
bouillet lebt die Technik der Toiles de Jouy er-
freulich wieder auf.

Gleichzeitig hat die Societe franco-japo-
naise im PAVILLON MARSAN eine Ausftellung
von 100 Meifterwerken japanifcher Kunft zu-
fammengeftellt.

Die Gebrüder BERNHEIM vereinigten ihren
Befiß an Gemälden Vuillards mit neueren Bil-
dern des Künftlers zu einer Überfcbau, die uns
von diefem in Aphorismen malenden Franzofen
nichts Neues meldete. Die leife andeutende Art
Vuillards, der nur zuweilen fuggeftive Kraft inne-
wohnt, wird immer dünner.

BARBÄZANGES in der rueFaubourg St.Honore
haben etwas wahllos ein viertelhundert junger
Maler zu einer Ausftellung zufammengerufen,
unter denen Huard, Lacofte, Marque undZak die
Stärkften find. Da diefe Galerie für kommenden
Herbft eine Ausftellung Berliner Kunft plant,
fei hier mitgeteilt, daß die Galerie glänzend ge-
legen und unter günftigen Beleuchtungsverhält-
niffen komfortabel eingerichtet ift. Es mache fich
aber nur kein Berliner Künftler lllufionen über
Verkaufsmöglichkeiten!

Der SALON MARSEILLE UND VILDRAC führte
Henri Doucet vor, einen ernften und begabten
Künftler, der die Einflüffe der unferer Generation
teueren Meifter erfahren und verarbeit hat, und
fich zu einer gefchloffenen Perfönlichkeit zu ent-
wickeln fcheint.

Der SALON DES INDEPENDANTS wird am
25. März diefes Mal zwifchen dem Pont d’Iena
und dem Eiffelturm an den Seinequais eröffnet
werden. Ift diefer Plaß infolge feiner wenig
zentralen Lage wenig günftig, fo müffen die In-
dependants immerhin zufrieden fein, daß fie
wenigftens diefen Plaß erhalten haben, den fie
den Bemühungen Mithouards und Sfgnacs zu
verdanken haben. Staat und Stadt machen den
Independants feitjahren dieerdenklichften Schwie-
rigkeiten; alljährlich müffen fie erft durch ener-
gifche Vorftellungen und heftige Preßkampagnen
der Regierung einen Plaß für ihre Ausstellung
abtroßen. Der Verein hat in diefem Jahre um
450 Künftler zugenommen.

Im Mai wird Armand Dayot in der Galerie
GEORGES PETIT eine Ausftellung hollän-
difcher Meifterbilder aus PariferPrivat-
befiß veranftalten, deren Reingewinn der
Societe de bienfaisance hollandaise in Paris
zugute kommen foll. Dem Ausftellungskomitee
gehören die franzöfifchen Minifter und der hol-
ländifche Gefandte an.

Der HERBSTSALON in Paris wird in diefem
Jahre eine Ausftellung von Frank Brangwyn und
derKünftler Polens veranftalten. Im Jahre 1912
werden am gleichen Orte die ungarifchen Künftler
ein Enfemble von fechs Räumen im Stile der
vorjährigen Münchner Ausftellung im Herbftjalon
ausftellen. 0. G.

ROM Retrofpektive Ausftellung 1911
in der Engelsburg. Im Änfchluß an die an-
deren, gelegentlich der Jubiläumsfefte 1911 in
der Engelsburg ftattfindenden retrofpektiven
Ausheilungen veranftaltet die italienifche Re-
gierung eine Ausftellung des Lebens der Fremden
in Rom, zu der die meiften Nationen bereits
ihre Teilnahme zugefagt haben. Das deutfche
Komitee, das in Rom zu diefem Zwecke unter
dem Vorfiße des Kgl. bayr. Gefandten Freiherrn
von der Tann zufammengetreten ift, befteht aus
den Herren Profeffor Hafeloff, Geh. Regierungs-
rat Profeffor Kehr, Profeffor Meurer, Geh. Re-
gierungsrat Profeffor von Oettingen-Weimar,
Maler Roeder, Profeffor Steinmann-Schwerin.
Als Vorwurf für die deutfche Ausftellung hat
die Kommiffion die Darftellung Roms und der
Campagna durch die deutfch-römifchen Maler
der zweiten Hälfte des 18. und der erften Hälfte
des 19. Jahrhunderts gewählt, daneben foll das
Thema „Goethe in Rom“ fo reich als irgend
möglich illuftriert werden.

Der für die Ausftellung am Fuße der Engels-
burg vorgefehene Bau, in dem jede Nation ihre

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