Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911
Cite this page
Please cite this page by using the following URL/DOI:
https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0219
DOI issue:
5. Heft
DOI article:Literatur
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0219
LITERATUR
rungsvorfchläge der an der Konkurrenz beteilig-
ten Künftler bei der Publikation berückfichtigt
werden, wobei natürlich Abänderungsvorschläge
als folche charakterifiert werden müßten. Diefe
Äbficht des Kunftausfchuffes hat, wie nicht anders
zu erwarten, in den beteiligten Künftlerkreifen
ebenfalls lebhaften Widerfpruch hervorgerufen.
Man verfteht in der Tat nicht, zu was diefe
abermalige nußlofe Aufwendung von Kraft und
Arbeit nüßen foll, nachdem fich die Jury durch
ihr Urteil zum mindeften das Zeugnis ftarker
Einfeitigkeit ausgeftellt hat.
Verföhnlicher wirkt gegenüber diefernationalen
Konkurrenz das Ergebnis eines zweiten Wett-
bewerbes, den die Provinz Pommern für ein
Bismarck-Denkmal ausgefchrieben hatte. Der
Plaß des Denkmals wird am linken Oderufer
unterhalb Stettin fein. Die Jury, die dieferTage
zufammentrat, hat den erften Preis dem Düffel—
dorfer Architekten Prof. Wilhelm Kreis zuge-
fprochen, den zweiten dem Berliner Bildhauer
Prof. Hermann Hofaeus und den dritten dem
Berliner Bildhauer Hermann Engel. Ferner wur-
den zwei Entwürfe angekauft: der eine von den
Kölnern Gipping und Moeft, der andere von dem
Stettiner Architekten Föger. Kreis hat auch
diesmal feine Aufgabe in monumental-architek-
tonifchem Sinne gelöft. Der Wettbewerb war
zunächft eine reine Ideenkonkurrenz. Für die
Ausführung ftehen ca. 200000 M. zur Verfügung.
* *
*
Im Verlag von Thomas, Barcelona, erfcheint
foeben unter dem Titel „Mufeum“ eine reich-
illuftrierte spanifche Kunftzeitfdirift, die
fich in erfter Linie der kunftgefchichtlichen For-
fchung widmen, daneben aber auch den modernen
Beftrebungen Beachtung fchenken will. In der
Lifte der Mitarbeiter befinden fich die beften
Kenner fpanifcher Kunft des In- und Auslandes.
Für diejenigen Lefer, die des Spanifchen nicht
mächtig find, gibt es eine befondere Ausgabe,
bei der dem fpanifchen ein franzöfifcher Text
vorangeftellt ift.
Fratelli Alinari in Florenz veröffentlichen unter
dem Titel „Cento Vedute di Roma“ raccolte
ed illuftrate da Alfonfo Bartoli demnächft ein
Gegenftück zu dem früher erfchienenen, von
Corrado Ricci beforgten Werk „Cento Vedute
di Firenze Antica“ d. h. einen Band römifcher An-
fichten mit 57 unpublizierten Zeichnungen von
Cronaca, Van Heemskerck, Deila Bella u. a. und
dazu 43 Kupferftiche, die das Bild des alten
Rom fefthalten. Das Format ift groß 4°. Der
Preis beträgt für den in Leinen gebundenen Band
L. 100, in Leder gebunden L. 130.
Über das fogenannte „Epitaph des Bürger-
meifters Ulrich Schwarz“ von Hans Holbein d. Ä.
veröffentlicht der Augsburger Archivar P. Dirr
in der Zeitfchrift des Hift. Vereins für Schwaben
und Neuburg 1910 einen kleinen Beitrag, deffen
Refultat darauf hinausgeht, daß genanntes Epi-
taph als das des Bürgermeifters Ulrich Schwarz
zu Unrecht bezeichnet wird, daß es vielmehr
eine Stiftung feines Sohnes Ulrich des Jüngern
ift und zwar nicht für den Vater fondern für
fich felbft und feine Familie. Die Beweisführung
wird durch äußere Momente und innere Gründe
geftüßt.
Die vortreffliche öfterreichifche Zeitfchrift
„Kunft und Kun ft h and werk“ im Verlag von
Artaria & Co., Wien, hat foeben den 14. Jahr-
gang begonnen. Das befonders reich ausge-
ftattete erfte Heft bringt einen von wundervollen
farbigen Tafeln erläuterten Auffaß über Nord-
böhmifche Überfanggläfer von Alfred v. Walcher,
den außerdem 51 Textabbildungen illuftrieren.
Dem reizenden Schlößchen Lifelund auf Moen
in Dänemark gilt ein Beitrag von Hartwig
Fifchel.
Leo. S. Olfchki. Manuscrits sur Velin avec
miniatures du Xe au XVIe siede. Florenz 1910
(Catalogue LXXIV).
Der bekannte Florentiner Kunftverlag hat einen
neuen Katalog der in feinem reichen Lager vor-
handenen Miniaturenhandfchriften herausge-
geben. Er reiht fich den früheren Unterneh-
mungen würdig an. Die Kataloge der großen
Firmen, wie Bär, Breslauer, Hierfemann, Jacques
Rofenthal und nicht zuleßt Olfchki, haben fich
ja ohnehin in der kunftwiffenfchaftlichen Literatur
ihren Plaß erobert. Die Reichhaltigkeit des
illuftrativen Materials fowie die exakte Befchrei-
bung der Handfchriften fichert ihnen kunfthifto-
rifchen Wert. So wird auch der Forfcher von
vorliegendem Bande Nußen ziehen können.
60 Autotypieen und 37 Tafeln illuftrieren den
Beftand von 63 Handfchriften, orientalifchen,
franzöfifchen, niederländifchen, italienifchen und
fpanifchen. Unter den franzöfifchen Mss. finden
fich fehr intereffante Livres d’heures des 14. Jahr-
hunderts (Nr. 26, T. X) , des 15. Jahrhunderts
(Nr. 29, 30) und 16. Jahrhunderts. Beifpiele des
13. Jahrhunderts (Nr. 7/8) zeigen in den Initialen
und der fie begleitenden Ornamentik einen ge-
wiffen monumentalen Stil, und laßen fich ein-
reihen in die Gruppen der fchon bekannten
Handfchriften, bei Warner, Thompfon, Vißthum
ufw. Befonderes Intereffe hat das „Breviarum
Andegavense“ (Nr. 10), das zu den Handfchriften
aus dem Befiße der Anjous gehört. Auch unter
Der Cicerone, III. Jahrg., 5. Heft. 16
193
rungsvorfchläge der an der Konkurrenz beteilig-
ten Künftler bei der Publikation berückfichtigt
werden, wobei natürlich Abänderungsvorschläge
als folche charakterifiert werden müßten. Diefe
Äbficht des Kunftausfchuffes hat, wie nicht anders
zu erwarten, in den beteiligten Künftlerkreifen
ebenfalls lebhaften Widerfpruch hervorgerufen.
Man verfteht in der Tat nicht, zu was diefe
abermalige nußlofe Aufwendung von Kraft und
Arbeit nüßen foll, nachdem fich die Jury durch
ihr Urteil zum mindeften das Zeugnis ftarker
Einfeitigkeit ausgeftellt hat.
Verföhnlicher wirkt gegenüber diefernationalen
Konkurrenz das Ergebnis eines zweiten Wett-
bewerbes, den die Provinz Pommern für ein
Bismarck-Denkmal ausgefchrieben hatte. Der
Plaß des Denkmals wird am linken Oderufer
unterhalb Stettin fein. Die Jury, die dieferTage
zufammentrat, hat den erften Preis dem Düffel—
dorfer Architekten Prof. Wilhelm Kreis zuge-
fprochen, den zweiten dem Berliner Bildhauer
Prof. Hermann Hofaeus und den dritten dem
Berliner Bildhauer Hermann Engel. Ferner wur-
den zwei Entwürfe angekauft: der eine von den
Kölnern Gipping und Moeft, der andere von dem
Stettiner Architekten Föger. Kreis hat auch
diesmal feine Aufgabe in monumental-architek-
tonifchem Sinne gelöft. Der Wettbewerb war
zunächft eine reine Ideenkonkurrenz. Für die
Ausführung ftehen ca. 200000 M. zur Verfügung.
* *
*
Im Verlag von Thomas, Barcelona, erfcheint
foeben unter dem Titel „Mufeum“ eine reich-
illuftrierte spanifche Kunftzeitfdirift, die
fich in erfter Linie der kunftgefchichtlichen For-
fchung widmen, daneben aber auch den modernen
Beftrebungen Beachtung fchenken will. In der
Lifte der Mitarbeiter befinden fich die beften
Kenner fpanifcher Kunft des In- und Auslandes.
Für diejenigen Lefer, die des Spanifchen nicht
mächtig find, gibt es eine befondere Ausgabe,
bei der dem fpanifchen ein franzöfifcher Text
vorangeftellt ift.
Fratelli Alinari in Florenz veröffentlichen unter
dem Titel „Cento Vedute di Roma“ raccolte
ed illuftrate da Alfonfo Bartoli demnächft ein
Gegenftück zu dem früher erfchienenen, von
Corrado Ricci beforgten Werk „Cento Vedute
di Firenze Antica“ d. h. einen Band römifcher An-
fichten mit 57 unpublizierten Zeichnungen von
Cronaca, Van Heemskerck, Deila Bella u. a. und
dazu 43 Kupferftiche, die das Bild des alten
Rom fefthalten. Das Format ift groß 4°. Der
Preis beträgt für den in Leinen gebundenen Band
L. 100, in Leder gebunden L. 130.
Über das fogenannte „Epitaph des Bürger-
meifters Ulrich Schwarz“ von Hans Holbein d. Ä.
veröffentlicht der Augsburger Archivar P. Dirr
in der Zeitfchrift des Hift. Vereins für Schwaben
und Neuburg 1910 einen kleinen Beitrag, deffen
Refultat darauf hinausgeht, daß genanntes Epi-
taph als das des Bürgermeifters Ulrich Schwarz
zu Unrecht bezeichnet wird, daß es vielmehr
eine Stiftung feines Sohnes Ulrich des Jüngern
ift und zwar nicht für den Vater fondern für
fich felbft und feine Familie. Die Beweisführung
wird durch äußere Momente und innere Gründe
geftüßt.
Die vortreffliche öfterreichifche Zeitfchrift
„Kunft und Kun ft h and werk“ im Verlag von
Artaria & Co., Wien, hat foeben den 14. Jahr-
gang begonnen. Das befonders reich ausge-
ftattete erfte Heft bringt einen von wundervollen
farbigen Tafeln erläuterten Auffaß über Nord-
böhmifche Überfanggläfer von Alfred v. Walcher,
den außerdem 51 Textabbildungen illuftrieren.
Dem reizenden Schlößchen Lifelund auf Moen
in Dänemark gilt ein Beitrag von Hartwig
Fifchel.
Leo. S. Olfchki. Manuscrits sur Velin avec
miniatures du Xe au XVIe siede. Florenz 1910
(Catalogue LXXIV).
Der bekannte Florentiner Kunftverlag hat einen
neuen Katalog der in feinem reichen Lager vor-
handenen Miniaturenhandfchriften herausge-
geben. Er reiht fich den früheren Unterneh-
mungen würdig an. Die Kataloge der großen
Firmen, wie Bär, Breslauer, Hierfemann, Jacques
Rofenthal und nicht zuleßt Olfchki, haben fich
ja ohnehin in der kunftwiffenfchaftlichen Literatur
ihren Plaß erobert. Die Reichhaltigkeit des
illuftrativen Materials fowie die exakte Befchrei-
bung der Handfchriften fichert ihnen kunfthifto-
rifchen Wert. So wird auch der Forfcher von
vorliegendem Bande Nußen ziehen können.
60 Autotypieen und 37 Tafeln illuftrieren den
Beftand von 63 Handfchriften, orientalifchen,
franzöfifchen, niederländifchen, italienifchen und
fpanifchen. Unter den franzöfifchen Mss. finden
fich fehr intereffante Livres d’heures des 14. Jahr-
hunderts (Nr. 26, T. X) , des 15. Jahrhunderts
(Nr. 29, 30) und 16. Jahrhunderts. Beifpiele des
13. Jahrhunderts (Nr. 7/8) zeigen in den Initialen
und der fie begleitenden Ornamentik einen ge-
wiffen monumentalen Stil, und laßen fich ein-
reihen in die Gruppen der fchon bekannten
Handfchriften, bei Warner, Thompfon, Vißthum
ufw. Befonderes Intereffe hat das „Breviarum
Andegavense“ (Nr. 10), das zu den Handfchriften
aus dem Befiße der Anjous gehört. Auch unter
Der Cicerone, III. Jahrg., 5. Heft. 16
193