Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911
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12. Heft
DOI Artikel:Ausstellungen
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AUSSTELLUNGEN
v. Uhdes vor. Von dem Schweizer Meifter in-
tereffiert am meiften ein „Holzfäller“, von Uhde
ift eine Studie zu dem Zwickauer Altarbild von
befonderer Delikateffe.
Otto Schmidt-Bertfch veranftaltet in feinem
gefchmackvollen Äusftellungsraum in der Lud-
wigftraße zurzeit ebenfalls zwei recht fehens-
werte Aufteilungen. Erftens führt da die Ver-
einigung Münchener Privatarchitekten,
eine Korporation jüngerer hiefiger Baukünftler,
Modelle, Zeichnungen, Aquarelle, photographifche
Aufnahmen von Villen, Landhäufern, Gartenan-
lagen, Gefchäftshäufern, Inneneinrichtungen, Denk-
mälern, Blumen, kunftgewerblichenGegenftänden,
Grabdenkmälern, Kirchen ufw. vor, Arbeiten von
frifchem modernen Geift; außerdem ift aber auch
eine höchft intereffante Kollektion farbiger Zeich-
nungen da, von Frau Wilhelmine Aßmann, dem
bekannten Hallefchen Malmedium, deren künft-
lerifcher Wert dem Intereffe, das fie als pfychi-
fche Phänomene verdienen, in nichts nachfteht.
Diefe bizarren, an orientalifche Textilmufter ge-
mahnenden Kompofitionen find hauptfächlichft
ihrer koloriftifchen Originalität wegen von ftärkfter
Anziehungskraft. M. K. Rohe.
* *
*
Die WIENER SEZESSION wird, einer Ein-
ladung der Münchner Sezeffion Folge leiftend,
eine von Mitte Dezember 1911 bis Anfang Fe-
bruar 1912 dauernde Gefamtausftellung ihrer
ordentlichen Mitglieder in München veranftalten.
Für die in Deutfchland und Frankreich lebenden
Mitglieder der Wiener Sezeffion gilt alsSammel-
ftelle Wetfchs Kunft- und Mobilien-Transport,
München, Sdiü^enftr. 5. Leiter Einfendetermin:
1. Dezember 1911.
ROM Die archäologifche Ausftellung in
den DIOCLETIANS-THERMEN ift jüngft durch
eine Reihe von Gipsabgüffen und Photographien
nach Antiken aus Bosnien und Herzegowina,
welche der Vizedirektor des Mufeums in Sara-
jewo, Prof. Dr. K. Patfch, nach Rom brachte,
wefentlich bereichert worden. L. P.
WIEN Die Galerie MIETHKE brachte als
letzte Veranftaltung diefes Frühjahrs eine Kol-
lektivausftellung der Bilder Kolo Mosers. Die
fchöpferifchen Leitungen diefes Künftlers auf
dem Gebiete des Kunftgewerbes werden heute
allgemein nach Verdienft gewürdigt. Auch die
Bedeutung der Lehrtätigkeit Mofers als Pro-
feffor an der Kunftgewerbefchule des k. k.
öfterreichifchen Mufeums für Kunft und Induftrie,
aus der übrigens auch viele begabte Jungwiener
Maler hervorgegangen find, tritt immer klarer
zutage. Mofer hat den Ruhm des modernen
Wiener Kunftgewerbes mitbegründet und fruchte
barfte Anregungen in weite Kreife getragen.
Um fo dankbarer begrüßte man die Gelegen-
heit, den vielfeitigen Künftler nun auch (meines
Wiffens zum erftenmal) als Maler kennen zu
lernen. Gegenüber den folcher Art hochge-
fpannten Erwartungen brachten die etwa 50
hier vereinigten Bilder freilich eine Enttäufchung.
Keines diefer Werke offenbart eine eigenwüchfige
Perfönlichkeit. Sie alle find Zeuge eines liebens-
würdigen, fchmiegfamen — nur eben allzu
fchmiegfamen Talents, das nirgends hinter feiner
Zeit zurückbleibt und vor allem durch einen nie
fehlgehenden Gefchmack in koloriftifcher Hinficht
ausgezeichnet ift. Ein fauber und zart durch-
geführter Studienkopf eines Mädchens verrät in
Stil und Technik feine frühe Entftehungszeit
(1889). Alle übrigen Bilder der Ausftellung
ftammen aus den Jahren 1907—10; Cezanne,
dann auch Orlik und ftilverwandte Künftler
haben hier fichtlich richtunggebend eingewirkt.
Die rührige Leitung der Galerie ARNOT ver-
anftaltete gleichzeitig einige rafch wechfelnde
Kollektivausftellungen. Abel Bertram, eines
der jüngften Mitglieder des Parifer „Salon“, er-
wies [ich als ein tüchtiger Pleinairift, der in
feinen heften Arbeiten die farbige Erfcheinung
mit urfprünglicher Frifche erfaßt. Bedenklich
erfcheint ein gewiffer Zug zu leerem Virtuofen-
tum; nicht nur hierin gemahnt Bertram gelegent-
lich an die Art Besnards, der ja immer mehr zum
äußerlichen Dekorateur herabfinkt. J. Maffes
Landfchaften find um mindeftens 70 Jahre hinter
ihrer Entftehungszeit zurückgeblieben. — Einen
dritten jungen Franzofen hat die folgende
Ausftellung der Galerie Arnot nach Wien ge-
führt. Henry Caro Delvaille ift ein frühzeitiger
Routinier, dem innerlich Gefchick und Gefchmack
nicht ganz abzufprechen find. Man findet An-
klänge an Roll, dem übrigens die Sezeffion in
ihrer Frühjahrsausftellung aus unerfindlichen
Gründen einen Hauptfaal eingeräumt hat. Früher
einmal fcheint C.-D. gelegentlich höheren Zielen
nachgeftrebt zu haben; zumindeft läßt ein 1904
datiertes Bild in Puvis de Chavannes ein hohes
Vorbild erkennen. Gleichzeitig zeigt der Münchner
Profeffor Franz Hoch einige tüchtige Land-
fchaften. Arturo Rietti-Mailand bringt eine
Anzahl von Porträtfkizzen. Sie fcheinen meift
frifch auf den erften Antrieb heruntergemalt;
ein Zug zum Süßlichen beeinträchtigt den Reiz
mancher koloriftifcher Pikanterien. Daneben gab
es in derfelben Galerie noch eine kleine Ver-
kaufsausfteilung alter Niederländer. Eine ganz
ungemifchte Freude bereitet endlich eine fchcne
Sammlung von Lithographien Fantin - Latours,
470
v. Uhdes vor. Von dem Schweizer Meifter in-
tereffiert am meiften ein „Holzfäller“, von Uhde
ift eine Studie zu dem Zwickauer Altarbild von
befonderer Delikateffe.
Otto Schmidt-Bertfch veranftaltet in feinem
gefchmackvollen Äusftellungsraum in der Lud-
wigftraße zurzeit ebenfalls zwei recht fehens-
werte Aufteilungen. Erftens führt da die Ver-
einigung Münchener Privatarchitekten,
eine Korporation jüngerer hiefiger Baukünftler,
Modelle, Zeichnungen, Aquarelle, photographifche
Aufnahmen von Villen, Landhäufern, Gartenan-
lagen, Gefchäftshäufern, Inneneinrichtungen, Denk-
mälern, Blumen, kunftgewerblichenGegenftänden,
Grabdenkmälern, Kirchen ufw. vor, Arbeiten von
frifchem modernen Geift; außerdem ift aber auch
eine höchft intereffante Kollektion farbiger Zeich-
nungen da, von Frau Wilhelmine Aßmann, dem
bekannten Hallefchen Malmedium, deren künft-
lerifcher Wert dem Intereffe, das fie als pfychi-
fche Phänomene verdienen, in nichts nachfteht.
Diefe bizarren, an orientalifche Textilmufter ge-
mahnenden Kompofitionen find hauptfächlichft
ihrer koloriftifchen Originalität wegen von ftärkfter
Anziehungskraft. M. K. Rohe.
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Die WIENER SEZESSION wird, einer Ein-
ladung der Münchner Sezeffion Folge leiftend,
eine von Mitte Dezember 1911 bis Anfang Fe-
bruar 1912 dauernde Gefamtausftellung ihrer
ordentlichen Mitglieder in München veranftalten.
Für die in Deutfchland und Frankreich lebenden
Mitglieder der Wiener Sezeffion gilt alsSammel-
ftelle Wetfchs Kunft- und Mobilien-Transport,
München, Sdiü^enftr. 5. Leiter Einfendetermin:
1. Dezember 1911.
ROM Die archäologifche Ausftellung in
den DIOCLETIANS-THERMEN ift jüngft durch
eine Reihe von Gipsabgüffen und Photographien
nach Antiken aus Bosnien und Herzegowina,
welche der Vizedirektor des Mufeums in Sara-
jewo, Prof. Dr. K. Patfch, nach Rom brachte,
wefentlich bereichert worden. L. P.
WIEN Die Galerie MIETHKE brachte als
letzte Veranftaltung diefes Frühjahrs eine Kol-
lektivausftellung der Bilder Kolo Mosers. Die
fchöpferifchen Leitungen diefes Künftlers auf
dem Gebiete des Kunftgewerbes werden heute
allgemein nach Verdienft gewürdigt. Auch die
Bedeutung der Lehrtätigkeit Mofers als Pro-
feffor an der Kunftgewerbefchule des k. k.
öfterreichifchen Mufeums für Kunft und Induftrie,
aus der übrigens auch viele begabte Jungwiener
Maler hervorgegangen find, tritt immer klarer
zutage. Mofer hat den Ruhm des modernen
Wiener Kunftgewerbes mitbegründet und fruchte
barfte Anregungen in weite Kreife getragen.
Um fo dankbarer begrüßte man die Gelegen-
heit, den vielfeitigen Künftler nun auch (meines
Wiffens zum erftenmal) als Maler kennen zu
lernen. Gegenüber den folcher Art hochge-
fpannten Erwartungen brachten die etwa 50
hier vereinigten Bilder freilich eine Enttäufchung.
Keines diefer Werke offenbart eine eigenwüchfige
Perfönlichkeit. Sie alle find Zeuge eines liebens-
würdigen, fchmiegfamen — nur eben allzu
fchmiegfamen Talents, das nirgends hinter feiner
Zeit zurückbleibt und vor allem durch einen nie
fehlgehenden Gefchmack in koloriftifcher Hinficht
ausgezeichnet ift. Ein fauber und zart durch-
geführter Studienkopf eines Mädchens verrät in
Stil und Technik feine frühe Entftehungszeit
(1889). Alle übrigen Bilder der Ausftellung
ftammen aus den Jahren 1907—10; Cezanne,
dann auch Orlik und ftilverwandte Künftler
haben hier fichtlich richtunggebend eingewirkt.
Die rührige Leitung der Galerie ARNOT ver-
anftaltete gleichzeitig einige rafch wechfelnde
Kollektivausftellungen. Abel Bertram, eines
der jüngften Mitglieder des Parifer „Salon“, er-
wies [ich als ein tüchtiger Pleinairift, der in
feinen heften Arbeiten die farbige Erfcheinung
mit urfprünglicher Frifche erfaßt. Bedenklich
erfcheint ein gewiffer Zug zu leerem Virtuofen-
tum; nicht nur hierin gemahnt Bertram gelegent-
lich an die Art Besnards, der ja immer mehr zum
äußerlichen Dekorateur herabfinkt. J. Maffes
Landfchaften find um mindeftens 70 Jahre hinter
ihrer Entftehungszeit zurückgeblieben. — Einen
dritten jungen Franzofen hat die folgende
Ausftellung der Galerie Arnot nach Wien ge-
führt. Henry Caro Delvaille ift ein frühzeitiger
Routinier, dem innerlich Gefchick und Gefchmack
nicht ganz abzufprechen find. Man findet An-
klänge an Roll, dem übrigens die Sezeffion in
ihrer Frühjahrsausftellung aus unerfindlichen
Gründen einen Hauptfaal eingeräumt hat. Früher
einmal fcheint C.-D. gelegentlich höheren Zielen
nachgeftrebt zu haben; zumindeft läßt ein 1904
datiertes Bild in Puvis de Chavannes ein hohes
Vorbild erkennen. Gleichzeitig zeigt der Münchner
Profeffor Franz Hoch einige tüchtige Land-
fchaften. Arturo Rietti-Mailand bringt eine
Anzahl von Porträtfkizzen. Sie fcheinen meift
frifch auf den erften Antrieb heruntergemalt;
ein Zug zum Süßlichen beeinträchtigt den Reiz
mancher koloriftifcher Pikanterien. Daneben gab
es in derfelben Galerie noch eine kleine Ver-
kaufsausfteilung alter Niederländer. Eine ganz
ungemifchte Freude bereitet endlich eine fchcne
Sammlung von Lithographien Fantin - Latours,
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