Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

DOI issue:
14. Heft
DOI article:
Ausstellungen
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0597

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
AUSSTELLUNGEN

CHARLES CAMOIN,
Markt von Toulon

Erworben für die Sammlung
Bernh. Köhler-Berlin

Paris durch Pablo Picaffo vertreten ift, deffen
Aquarell „Bettelkinder“ die tiefe und eindring-
liche Einfachheit feiner ktinftlerifchen Anfangs-
jahre zeigt.

Sucht man, aus dem Aquarclliftenkabinett in
die vier anderen Säle der Ausftellung zurück-
kehrend, nach einem Übergang von den Fran-
zofen zu dem Stamm der Düffeldorfer Künftler,
fo findet man eine Reihe jüngerer Namen, die
in ihrem Schaffen ganz im Banne Frankreichs
ftehen. Erbslöh’s (Barmen) Bauplaß und
janfen’s (Köln) blaue Burg könnte man aus
der Ferne für Braque halten — hoffentlich be-
deutet ein folches Aufgeben der Selbftändigkeit
ein Lernen und kein Verlieren! — Wätjen-
Düffeldorf erreicht flotte aber nicht fehr tiefe
Wirkungen mit Renoir’s Farben, Brüne-Bonn
und Wolff-Barmen ftreben nach Vereinfachung
im Sinne der jungen Franzofen.

Die Düffeldorfer fagen wenig Neues, fie alle,
Clarenbach, Schmurr, Breß, A.u.O.Sohn-
Rethel, erfcheinen koloriftifch zart und klug
abwägend aber wohl etwas zu ängftlidi und
zu eintönig wie immer. Nur Ophey nimmt
wieder eine Sonderftellung ein, er fdiwankt
zwifchen bedingungslofem Impreffionismus und
kältefter Stilifierung.

Aus diefer Reihe hebt fich Auguft Deußer
als markante Perfönlichkeit heraus. Es ift be-
wundernswert, wie ernft und ehrlich er auf
feinem Wege weiterzukommen fucht. Es hän-
gen Bilder von ihm da — etwa die an fich fo

prächtige „Rheinbrücke bei Mühlheim“ —, in
denen er noch völlig Impreffionift ift, dann aber
zeigt er in zwei großen dekorativen Gemälden,
daß er fich den fchnellen Fortfehritten der jungen
Generation mit einer gediegenen Selbftändig-
keit angefchloffen hat. Wie er etwa bei den
„Küraffieren“ feine Impreffion durch Steigerung
oder Haupttöne (blau zu rotbraun und weiß
zu grün) kompofitionell zu geftalten weiß, wie
er dabei vereinfacht und konzentriert, das er-
klärt in einem Beifpiel das Wollen einer Gene-
ration, das erklärt, warum der Sonderbund Max
Liebermann zum Ehrenmitglied erwählte, warum
er fich Cezannes Nachfolger zu Gafte bittet.
Freilich — Deußer ift eine kühle, faft nüchterne
Natur, er erreicht viel durch Weglaffen, wo ein
anderer — man denke an Derain — geben und
dichten würde: das macht feine künftlerifche
Entwicklung fchwer und mühevoll, und das fteht
dem Verftändnis eines Mannes im Wege, dem
das Rheinland, deffen Preffe es fich jetzt noch
zur Aufgabe macht, der Arbeit einer neuen Ge-
neration durch Undank und Schmähungen zu
antworten, einft feine Anteilnahme an den Be-
gebungen des neuen Jahrhunderts vor allen
anderen danken wird.

Neben den Malern find, im Gegenfaß zum
vorigen Jahr, diesmal nur wenige Plaftiker ver-
treten. Hoetger’s (Köln) Statue mit ihrer aus-
drucksvollen Proßlftellung zeigt fein ganzes
Können, während an dem Damenporträt eine
merkwürdige Verquickung Denis’fcher Weichheit

558
 
Annotationen