Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0667
DOI Heft:
16. Heft
DOI Artikel:Neuwerwerbungen des Kunstgewerbemuseums der Stadt Köln
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NEUERWERBUNGEN DES KUNSTGEWERBE-MUSEUMS DER STADT KÖLN
lungen in flachem Relief. In dem breitflächigen Stil geben, der Technik
des Stanzens entfprechend, einzelne Faltenzüge von langgezogenem
Fluffe die gliedernden Merkmale der Kompofition. Der Charakter der
Fläche ift dadurch voll
gewahrt, daß fidh die
Figuren, wie halb durch-
fdmitten, vor einem
rankenbefäten Hinter-
gründe abheben, feit-
lich zufammengehalten
und gefchloffen durch
einen zurückgefchlage-
nen Vorhang. Dar-
geftellt ift eine ge-
hende Jungfrau, die
einmal einen knieenden
Ritter krönt, ihm (auf
dem Mittelbilde) mit
einer Schere eine Locke
abfchneidet und ihn auf
der dritten Szene mit
einem Pfeile verwun-
det. Die verfchiedenen
Bewegungsmotive der
Jungfrau find mit über-
rafchend guter Beob-
achtung wiedergege-
ben.
Der rheinifchenPlaftik
gehört eine ftehende
Madonnenfigur und
eine hl. Barbara an.
Die Madonna (aus
Sandftein) ftammt aus
einer Kapelle aus Nie-
derbachem (Siebenge-
birge) (Äbb. 3). Der
edle feingeformte Kopf
mit dem ausdrucksvol-
len Geficht von gleich-
mäßig fpißovaler Run-
dung fcheint eine ftarke
Verwandtfchaft mit der
Kölner Schule zu be-
fißen. Allerdings ma-
chen [ich in der weichen
Schmiegfamkeit der
Gewandbehandlung, in
der formal ausgezeich-
net beherrfchten Fülle
derStoffmaffen des Ge-
wandes, in dem Her-
vortreten einzelner
Körperformen, dem
ganzen Kopftypus fo
Äbb. 3. Madonna, Mittelrhein, 2. Hälfte 15. Jahrh. einfehneidende fremde
Höhe 0,95 m Einflüffe geltend, daß
Äbb. 4. Treppen-
pfoften aus der Ge-
gend von Tournai,
bez. 1556.
Höhe 1,59 m
626
lungen in flachem Relief. In dem breitflächigen Stil geben, der Technik
des Stanzens entfprechend, einzelne Faltenzüge von langgezogenem
Fluffe die gliedernden Merkmale der Kompofition. Der Charakter der
Fläche ift dadurch voll
gewahrt, daß fidh die
Figuren, wie halb durch-
fdmitten, vor einem
rankenbefäten Hinter-
gründe abheben, feit-
lich zufammengehalten
und gefchloffen durch
einen zurückgefchlage-
nen Vorhang. Dar-
geftellt ift eine ge-
hende Jungfrau, die
einmal einen knieenden
Ritter krönt, ihm (auf
dem Mittelbilde) mit
einer Schere eine Locke
abfchneidet und ihn auf
der dritten Szene mit
einem Pfeile verwun-
det. Die verfchiedenen
Bewegungsmotive der
Jungfrau find mit über-
rafchend guter Beob-
achtung wiedergege-
ben.
Der rheinifchenPlaftik
gehört eine ftehende
Madonnenfigur und
eine hl. Barbara an.
Die Madonna (aus
Sandftein) ftammt aus
einer Kapelle aus Nie-
derbachem (Siebenge-
birge) (Äbb. 3). Der
edle feingeformte Kopf
mit dem ausdrucksvol-
len Geficht von gleich-
mäßig fpißovaler Run-
dung fcheint eine ftarke
Verwandtfchaft mit der
Kölner Schule zu be-
fißen. Allerdings ma-
chen [ich in der weichen
Schmiegfamkeit der
Gewandbehandlung, in
der formal ausgezeich-
net beherrfchten Fülle
derStoffmaffen des Ge-
wandes, in dem Her-
vortreten einzelner
Körperformen, dem
ganzen Kopftypus fo
Äbb. 3. Madonna, Mittelrhein, 2. Hälfte 15. Jahrh. einfehneidende fremde
Höhe 0,95 m Einflüffe geltend, daß
Äbb. 4. Treppen-
pfoften aus der Ge-
gend von Tournai,
bez. 1556.
Höhe 1,59 m
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