Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911
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17. Heft
DOI Artikel:Rundschau - Sammlungen
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SAMMLUNGEN
Saal, fünf kleineren Kabinetten und einem
weiten, hellen Korridor befteht, ift erft jeßt die
Möglichkeit geboten worden, fämtliche Bilder
in guten Lichtverhältniffen zu placieren.
Die Sammlung umfaßt ca. 400 Nummern, unter
welchen in erfter Reihe die deutfchen Maler vom
16. bis Beginn des 19. Jahrhunderts und be-
fonders die Wiener Schule (darunter ein vor-
zügliches Porträt des Begründers der Galerie
von H. F. Füger) gut vertreten find. Neben
einem vielleicht eigenhändigen Rubens („Pan
und Syrinx“) befißt die Galerie meift Werke
von zweitrangigen Italienern (Magnasco, Strozzi,
Guercino, Carocci, Cavedone), Niederländern,
Franzofen (Oudry, Huet), Spaniern (Juan de
Cordua) ufw. Hieran reiht [ich eine recht reich-
haltige Sammlung von Handzeichnungen pol-
nifcher Künftler des 19. Jahrhunderts, wie Ma-
tejko, P. Michalowski, J. Koffak, Kielifinski,
Tepa ufw. Auch find eine Anzahl kunftwiffen-
fchaftlicher Publikationen aus der ebenfalls dem
Grafen Dzieduszycki gehörigen Poturzycki-
Bibliothek der neuen Gemäldegalerie überwiefen
worden. P. E.
NEW-YORK Das Metropolitan Mufeum of
Art hat in der leßten Zeit u. a. folgende Werke
erworben (vgl. hierzu den Bericht unter Samm-
lungen in Heft 16): eine Marmorbüfte Epicurs
von befter griechifcher Arbeit; eine Terrakotta-
ftatue „Verkündigungsengel“ von Matteo Civi-
tali und eine Anzahl Gemälde amerikanifcher
Maler. Der neue Direktor des Mufeums, Dr.
Robinfon, hat die Abfidht ausgefprochen, der
amerikanifchen Kunft befondere Äufmerkfamkeit
zu widmen. Die an fich fchon reichhaltige Samm-
lung franzöfifcher Meifter ift durch Bilder von
Corot, Cazin, Daubigny, Rouffeau und Troyon,
die aus dem Nachlaß des Mr. R. Graham Dun
ftammen, bedeutend vermehrt worden.
UTRECHT Von den bisher im „MUSEUM
KUNSTL1EFDE“ ausgeftellten Werken find die
der „Gemeinde Utrecht“ gehörenden Gemälde
aus dem Mufeum entfernt und vorläufig auf
einem Solder untergebracht worden. Audi die
berühmten Tafeln des Scorel find feit kurzem
nicht mehr im „Mufeum Kunftliefde“, fondern
im Städtifchen Mufeum zu fehen. Leider ift
durch diefe Maßregel nicht nur das Studium
der Utrechter Schule erfchwert, fondern auch der
vorzügliche Katalog von A. D. de Vries und
A. Bredius bis zu einem gewiffen Grad ent-
wertet worden. K. L.
WIEN NEUERWERBUNGEN DER KUPFER-
STICHSAMMLUNG DER K. K. HOFBIBLIOTHEK
1910. Im Berichtsjahre erfuhren in erfter Linie
die Beftände ati moderner in- und ausländifcher
Graphik eine fehr wefentliche Bereicherung,
während fich aus äußeren Gründen nur verhält-
nismäßig feiten eine günftige Gelegenheit bot,
die reichen Beftände der Sammlung an Werken
älterer Graphik in wirkfamer Weife zu ver-
mehren. Obwohl auch auf diefem Gebiete eine
Reihe intereffanter Neuerwerbungen zu ver-
zeichnen ift, feien daher diesmal die Erwer-
bungen moderner graphifcher Blätter voraus-
genommen. Selbftverftändlich kann diefer kurze
Bericht auf beiden Gebieten nur die intereffan-
teften Stücke einzeln hervorheben.
Dem Charakter der Sammlung entfprechend
wurden bei den Ankäufen moderner Graphik
in erfter Linie die Werke der einheimifchen
Künftler berückfichtigt. So wurden die Oeuvres
faft aller bedeutenderen lebenden öfterreichi-
fchen Graphiker um eine beträchtliche Anzahl
charakteriftifcher neuer Arbeiten vermehrt. Das
gilt namentlich von den Werken der folgenden
Künftler (in alphabetifcher Folge, ohne Rück-
ficht auf die Technik der erworbenen Blätter):
M. Auguftin (Haydn - Mappe), Coßmann (Ra-
dierungen, insbefondere Ex-Libris), Fanto (Far-
benholzfchnitte), Frank, Friedrich, Gödl-Brand-
huber, Gold, Grüner (Radierungs - Zyklus:
„Beethoven-Häufer“), Jettmar (u. a. die große
Radierung „Prometheus“), Junk (u. a. Farbenholz-
fchnitt „Goethehaus in Weimar“), L. Kafimir (u. a.
als Gefchenk des Oberftkämmereramtes S. M.
die farbige Radierung: „Prunkfaal der Hofbiblio-
thek“), Klemm(Farbenholzfchnitte,darunter einige
Blätter aus dem „Vogelbuch“), Konftantin, Kriz-
man (Radierungen und Monotypien), Lach, Laske
(M.onotypie: Fronleichnam), Legier, Lun^, Moll
(Farbenholzfchnitt: Kroneshaus in Heiligenftadt),
Mofer (Farbenholzfchnitte), Orlik,Reichel (Farben-
holzfchnitte: Ausdrucks- und Bewegungsftudien
weiblicher Aktfiguren), Simon, Stoi^ner, Stretti-
Zamponi, Thiemann (Farbenholzfchnitte), Unger
(Radierung nach Perugino), Windhager u. a. m.
Eine befondere Hervorhebung verdient die
Folge von Farbenholzfchnitten Jungnickels (Tier-
darftellungen, nach Vorbildern aus der Schön-
brunner Menagerie mit kaiferlicher Subvention
ausgeführt), die alsGefchenk des Oberftkämmerer-
amtes in ganz befonders vorzüglichen Drucken
an die Sammlung kamen. (Der begabte junge
Künftler ift bekanntlich vor einem Jahre als
Lehrer an die Frankfurter Kunftgewerbefchule
berufen worden.)
Neben diefer mehr lokalen Sammeltätigkeit
gelang es aber auch, die Oeuvres der repräfen-
tativen ausländifchen Künftler in glücklicher
Weife durch charakteriftifche Blätter in vor-
671
Saal, fünf kleineren Kabinetten und einem
weiten, hellen Korridor befteht, ift erft jeßt die
Möglichkeit geboten worden, fämtliche Bilder
in guten Lichtverhältniffen zu placieren.
Die Sammlung umfaßt ca. 400 Nummern, unter
welchen in erfter Reihe die deutfchen Maler vom
16. bis Beginn des 19. Jahrhunderts und be-
fonders die Wiener Schule (darunter ein vor-
zügliches Porträt des Begründers der Galerie
von H. F. Füger) gut vertreten find. Neben
einem vielleicht eigenhändigen Rubens („Pan
und Syrinx“) befißt die Galerie meift Werke
von zweitrangigen Italienern (Magnasco, Strozzi,
Guercino, Carocci, Cavedone), Niederländern,
Franzofen (Oudry, Huet), Spaniern (Juan de
Cordua) ufw. Hieran reiht [ich eine recht reich-
haltige Sammlung von Handzeichnungen pol-
nifcher Künftler des 19. Jahrhunderts, wie Ma-
tejko, P. Michalowski, J. Koffak, Kielifinski,
Tepa ufw. Auch find eine Anzahl kunftwiffen-
fchaftlicher Publikationen aus der ebenfalls dem
Grafen Dzieduszycki gehörigen Poturzycki-
Bibliothek der neuen Gemäldegalerie überwiefen
worden. P. E.
NEW-YORK Das Metropolitan Mufeum of
Art hat in der leßten Zeit u. a. folgende Werke
erworben (vgl. hierzu den Bericht unter Samm-
lungen in Heft 16): eine Marmorbüfte Epicurs
von befter griechifcher Arbeit; eine Terrakotta-
ftatue „Verkündigungsengel“ von Matteo Civi-
tali und eine Anzahl Gemälde amerikanifcher
Maler. Der neue Direktor des Mufeums, Dr.
Robinfon, hat die Abfidht ausgefprochen, der
amerikanifchen Kunft befondere Äufmerkfamkeit
zu widmen. Die an fich fchon reichhaltige Samm-
lung franzöfifcher Meifter ift durch Bilder von
Corot, Cazin, Daubigny, Rouffeau und Troyon,
die aus dem Nachlaß des Mr. R. Graham Dun
ftammen, bedeutend vermehrt worden.
UTRECHT Von den bisher im „MUSEUM
KUNSTL1EFDE“ ausgeftellten Werken find die
der „Gemeinde Utrecht“ gehörenden Gemälde
aus dem Mufeum entfernt und vorläufig auf
einem Solder untergebracht worden. Audi die
berühmten Tafeln des Scorel find feit kurzem
nicht mehr im „Mufeum Kunftliefde“, fondern
im Städtifchen Mufeum zu fehen. Leider ift
durch diefe Maßregel nicht nur das Studium
der Utrechter Schule erfchwert, fondern auch der
vorzügliche Katalog von A. D. de Vries und
A. Bredius bis zu einem gewiffen Grad ent-
wertet worden. K. L.
WIEN NEUERWERBUNGEN DER KUPFER-
STICHSAMMLUNG DER K. K. HOFBIBLIOTHEK
1910. Im Berichtsjahre erfuhren in erfter Linie
die Beftände ati moderner in- und ausländifcher
Graphik eine fehr wefentliche Bereicherung,
während fich aus äußeren Gründen nur verhält-
nismäßig feiten eine günftige Gelegenheit bot,
die reichen Beftände der Sammlung an Werken
älterer Graphik in wirkfamer Weife zu ver-
mehren. Obwohl auch auf diefem Gebiete eine
Reihe intereffanter Neuerwerbungen zu ver-
zeichnen ift, feien daher diesmal die Erwer-
bungen moderner graphifcher Blätter voraus-
genommen. Selbftverftändlich kann diefer kurze
Bericht auf beiden Gebieten nur die intereffan-
teften Stücke einzeln hervorheben.
Dem Charakter der Sammlung entfprechend
wurden bei den Ankäufen moderner Graphik
in erfter Linie die Werke der einheimifchen
Künftler berückfichtigt. So wurden die Oeuvres
faft aller bedeutenderen lebenden öfterreichi-
fchen Graphiker um eine beträchtliche Anzahl
charakteriftifcher neuer Arbeiten vermehrt. Das
gilt namentlich von den Werken der folgenden
Künftler (in alphabetifcher Folge, ohne Rück-
ficht auf die Technik der erworbenen Blätter):
M. Auguftin (Haydn - Mappe), Coßmann (Ra-
dierungen, insbefondere Ex-Libris), Fanto (Far-
benholzfchnitte), Frank, Friedrich, Gödl-Brand-
huber, Gold, Grüner (Radierungs - Zyklus:
„Beethoven-Häufer“), Jettmar (u. a. die große
Radierung „Prometheus“), Junk (u. a. Farbenholz-
fchnitt „Goethehaus in Weimar“), L. Kafimir (u. a.
als Gefchenk des Oberftkämmereramtes S. M.
die farbige Radierung: „Prunkfaal der Hofbiblio-
thek“), Klemm(Farbenholzfchnitte,darunter einige
Blätter aus dem „Vogelbuch“), Konftantin, Kriz-
man (Radierungen und Monotypien), Lach, Laske
(M.onotypie: Fronleichnam), Legier, Lun^, Moll
(Farbenholzfchnitt: Kroneshaus in Heiligenftadt),
Mofer (Farbenholzfchnitte), Orlik,Reichel (Farben-
holzfchnitte: Ausdrucks- und Bewegungsftudien
weiblicher Aktfiguren), Simon, Stoi^ner, Stretti-
Zamponi, Thiemann (Farbenholzfchnitte), Unger
(Radierung nach Perugino), Windhager u. a. m.
Eine befondere Hervorhebung verdient die
Folge von Farbenholzfchnitten Jungnickels (Tier-
darftellungen, nach Vorbildern aus der Schön-
brunner Menagerie mit kaiferlicher Subvention
ausgeführt), die alsGefchenk des Oberftkämmerer-
amtes in ganz befonders vorzüglichen Drucken
an die Sammlung kamen. (Der begabte junge
Künftler ift bekanntlich vor einem Jahre als
Lehrer an die Frankfurter Kunftgewerbefchule
berufen worden.)
Neben diefer mehr lokalen Sammeltätigkeit
gelang es aber auch, die Oeuvres der repräfen-
tativen ausländifchen Künftler in glücklicher
Weife durch charakteriftifche Blätter in vor-
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