Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers (3.1911)

EIN VLÄMISCHER BILDHAUER DES 17. JAHRHUNDERTS

NICOLAS VAN DER VEKEN, Chriftuskopf

die Einwirkung der fchwungvollen Auffaffung von Fayd’herbe nicht zu verleugnen.
Nur ift Nicolas van der Veken im ganzen diskreter und nähert [ich dadurch der Kunft
van Dycks.

Der Um[tand, daß gegen Ende des 16. Jahrhunderts die Beichtftühle an Stelle der
Se[[el und Chorbänke traten, auf denen der früheren Gewohnheit gemäß, der Priefter
die Beichte abnahm, brachte den Bildhauern reichliche Befchäftigung. In der Kathedrale
St. Rombaut, in den Kirchen St. Johannes, Peter und Paul, im Klofter der Urfu-
linerinnen u. a. befinden [ich eine Reihe von Beichtftühlen, deren Eckfiguren, zumeift
Engel, überaus graziös und fympathifch anmuten und ßotte Behandlung der Gewandung
zeigen, ohne den Charakter der Beichtftühle in ihrer Architektur zu ftören.

Wir geben hier als Stilproben van der Vekens eine Dekoration des Tabernakels
der Mechelner Kathedrale St. Rombaut „Die Mannaernte in der Wüfte“, Holzfchnitjerei
weiß und vergoldet, eine Statuette in Birnenholz „St. Antonius von Padua mit dem
Chriftuskind“, gearbeitet für das Klofter der Apoftolinen, und einen Chriftuskopf. Zahl-
reiche biblifche Gruppen und Figuren befinden fich in den obengenannten Kirchen, im
Musee communal eine Figur „St. Yves“, Patron der Advokaten, der heil. Aubert, eine
Büfte „Sainte Barbe“ in Terrakotta im Klofter der Maricolles, ein heil. Rochus in
St. Peter und Paul und ein dornengekrönter Chriftus fowie andere Arbeiten in der
Kathedrale. Van der Veken blieb unvermählt und ftarb am 15. Januar 1709, durdi
Augenfchwäche am Schaffen verhindert, in Armut und Einfamkeit. F. M.

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