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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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23. Heft
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Schmidt, Robert: Neuerwebungen des Berliner Kunstgewerbe-Museums
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0962

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NEUERWERBUNGEN DES BERLINER KUNSTGEWERBE-MUSEUMS

Etwa gleichzeitig ift die in Abb. 6
wiedergegebene bauchige Vafe entftanden,
und zwar in Delft, in der Werkftatt „Oude
Moriaans-hoofdt“. Sie trägt die aus J und
W zufammengefefete Marke des Jacob
Wemmersz Hoppeftein, der die Werkftatt
im Jahre 1661 von Abraham de Kooge
übernahm, bei dem er — nach Havard —
jedenfalls auch gelernt und fchon vorher
gearbeitet hat. Die Qualität der Malerei
auf dem neuerworbenen Stück läßt die An-
nahme einer Lehrzeit Hoppefteins bei die-
fem berühmten Hauptmeifter Delfts wohl
glaubhaft erfcheinen. Die blauen Figuren-
bilder — Szenen aus der rörnifchen Le-
gende, deren Stichvorbilder noch zu be-
ftimmen find —- zeichnen fich durch flotte,
fichere Zeichnung und durch eine äußerft
fein durchgeführte Abftufung der blauen
Töne nach dem Hintergründe zu aus.
Allerdings erreicht Hoppeftein nicht die
Klarheit der Landfchaften feines Lehr-
meifters; häufig gehen die Töne etwas
verfchwommen ineinander über — eine
Folge der dicken, leicht fchmelzbaren Glafur,
die Hoppeftein verwendet. Sehr lebendig


Äbb. 6. Vafe von J. W. Hoppeftein, Delft
um 1670

Äbb. 5. Krug mit Schwarzlotmalerei von
Joh. Sdiaper, Nürnberg um 1660

wirkt die Vafe durch den bunten Dekor,
der die Zwifchenräume zwifchen den Hifto-
rien füllt und den Hals umzieht. Hier
herrfchen die beliebten oftafiatifchen Blu-
menmotive in mehrfach abgeftuftem Blau,
in Mangan, blaffem Grün, Gold und einem
Rot, das zuweilen in ein lichtes Milch-
kaffeebraun übergeht und nicht die Kon-
fiftenz und fatte Farbe des üblichen Delfter
Bolusrot befifet. Diefe Befonderheit des
Rot war der Werkftatt Hoppefteins eigen-
tümlich, wie ein anderer Teller des Mu-
feums mit dem Raub der Sabinerinnen
und einer bunten Rankendekoration mit
Putten und Braunfchweig-Lüneburgifchem
Wappen am Rande beweift. Vom Sohne

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