Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0985
DOI issue:
23. Heft
DOI article:Ausstellungen
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AUSSTELLUNGEN
findet fich Gainsboroughs Skizze zu Lady Mul-
graves Porträt, das als eine [einer beften
Leitungen gilt, ferner Stücke von der Hand Rey-
nolds, Hoppners, Lawrences, Downmans (u.a. eine
Porträtfkizze Friedrichs des Großen) u. a. m. F,
NÜRNBERG Man plant hier eine Aus-
heilung von Ölgemälden, Paftellen, Aquarellen,
Zeichnungen und Skulpturen aus Nürnberger
Privatbefiß, die die Entwicklung der neueren
Kunft von 1800 an bis in unfere Tage hinein
in charakteriftifchen Werken veranfchaulicht. Die
deutfche und namentlich die einheimifche Nürn-
berger Produktion wird dabei befondere Be-
rückfichtigung erfahren, doch foll auch die außer-
deutfche Kunft nach Möglichkeit in guten Stücken
vertreten fein. Als Eröffnungstermin der Aus-
heilung ift der März 1912 in Ausficht ge-
nommen. H.
PÄRIS Die bedeutendfte Ausftellung des No-
vembers war die zweite Ausftellung mohammeda-
nifcher Kunft, die the Persan Art Gallery in
dem Kunftfalon BARBAZANGES veranftaltete.
Es waren Keramiken, Manufkripte, Miniaturen,
Bronzen von der Zeit der Califen bis zum
18. Jahrhundert zu fehen, die zum Teil durch
engliche Ausgrabungen in Perfien ans Licht ge-
bracht worden find.
* *
>i«
In der Galerie DRUET veranftaltete Pierre
Laprade eine Ausheilung neuer Gemälde aus
Rom und Süditalien. Wenn man in dem ewigen
Sich-gleich-bleiben Laprades Charakter fehen
will, fo ift diefer Charakter, dem alles Myftifche
fernliegt, der alle Natureindrücke nur zu hüb-
fchen, dekorativen Effekten umwertet, jedenfalls
nicht groß und nicht einmal fonderlidi inter-
effant. * *
*
DURAND-RUEL führte den englifchen Maler
Wynford Dewhurft mit einer Bilderferie vor.
Er vulgarifiert in einer dem Publikum ficher
fympathifchen Weife. Monet, Piffarro und Renoir.
* *
*
Die Galerie BERNHEIM veranftaltete eine
Sonderausftellung der Malereien des Schau-
fpielers und Theaterfchrift[tellers Sacha Guitry,
geiftreich, ironifch, wißig in der Art gefchickter
Schnellmalereien, wie man fie im Variete hin
und wieder fieht. 0. G.
PETERSBURG Auch das ruffifche Komitee
der letzthin gemeldeten „Centennale franzö-
fifcher Kunft 1812 —1912 ift nunmehr zufam-
mengetreten, und den Organifatoren der Aus-
ftellung ift es gelungen, für diefelbe fehr ent-
fprechende und zentral gelegene Räume zu
gewinnen, was in Petersburg keine leichte Auf-
gabe war. Der Graf F. Sumarokow-Elfton hat
der Ausftellung fein Palais am Litejny-Profpekt
zur Verfügung geftellt. Im Erdgefchoß wird hier
die zeitgenöffifche Kunft Aufhellung finden,
während die Barbizonperiode und die klaffi-
ziftifche Epoche auf die Säle des erften Stockes
verteilt werden. Die Räume für diefe letztere
Epoche werden mit Empiremöbeln aus Privat-
fammlungen ausgeftattet werden. P. E
ROM Die ethnographifche und regionale Aus-
ftellung auf piazza d’armi wird definitiv am
15. Dezember, die der fchönen Künfte in der
Valle Giulia am 20. Dezember gefchloffen wer-
den. Hingegen bleiben die retrofpektive Ausftel-
lung im Caftel S. Angelo und die archäologifche
in den Diocletiansthermen, ferner die des Risorgi-
mento im Victor Emanueldenkmale bis zum
Frühjahr 1912 offen. L. P.
WIEN KUNSTSALON HELLER. Die bereits
angekündigte Kollektivausftellung der Radie-
rungen Luigi Kafimirs erweckte bei den
kunftliebenden Kreifen des Wiener Publikums
eine ungewöhnlich rege Anteilnahme. Der junge
Künftler verdankt feinen wohlverdienten Erfolg
zunächft fchon der glücklichen Wahl feiner Stoffe.
Die jedem Wiener innig vertrauten Kirchen,
Paläfte und Pläße feiner Vaterftadt, die an-
heimelnden Veduten des Altwiener Stadtbildes
finden in ihm ihren treuen Schilderen Auch den
Stimmungsreiz der reichen landfchaftlichen Schön-
heiten des Donautales (z. B. Nr. 36, Lithographie
„Dürenftein“) weiß er glücklich feftzuhalten. Der
Radierer Kafimir verfügt über eine ftets treff—
fichere Technik, die ihm ein leichtes und rafches
Schaffen ermöglicht. Aus diefer nie verfagenden
Quelle fcheint freilich feine reiche Produktion in
der leßten Zeit ein wenig allzu haftig und allzu
mühelos zu fchöpfen. In den Radierungen, die
Motive aus Hamburg, Kiel, Rom, Venedig und
anderen für ein Malerauge befonders reizvollen
Städten wiedergeben, vermißt man bereits hie
und da die liebevoll individualifierende Ver-
fenkung in das jeweilige Thema, die die meiften
früher entftandenen Blätter auszeichnet. Das
perfönliche Verhältnis des Künftlers zu feinem
Gegenftande fcheint erkaltet, wenn audi das
für den flüchtigen erften Eindruck Charakteriftifche
nach wie vor mit gewohnter Präzifion feftge-
halten ift. Doch berechtigt die Jugend des Künft-
lers zu der Erwartung, daß er die aus feiner
virtuofen Technik entfpringende Gefahr, in Ma-
nier zu erftarren, bald fiegreich überwindet. —
In demfelben Ausftellungsraume findet man drei
936
findet fich Gainsboroughs Skizze zu Lady Mul-
graves Porträt, das als eine [einer beften
Leitungen gilt, ferner Stücke von der Hand Rey-
nolds, Hoppners, Lawrences, Downmans (u.a. eine
Porträtfkizze Friedrichs des Großen) u. a. m. F,
NÜRNBERG Man plant hier eine Aus-
heilung von Ölgemälden, Paftellen, Aquarellen,
Zeichnungen und Skulpturen aus Nürnberger
Privatbefiß, die die Entwicklung der neueren
Kunft von 1800 an bis in unfere Tage hinein
in charakteriftifchen Werken veranfchaulicht. Die
deutfche und namentlich die einheimifche Nürn-
berger Produktion wird dabei befondere Be-
rückfichtigung erfahren, doch foll auch die außer-
deutfche Kunft nach Möglichkeit in guten Stücken
vertreten fein. Als Eröffnungstermin der Aus-
heilung ift der März 1912 in Ausficht ge-
nommen. H.
PÄRIS Die bedeutendfte Ausftellung des No-
vembers war die zweite Ausftellung mohammeda-
nifcher Kunft, die the Persan Art Gallery in
dem Kunftfalon BARBAZANGES veranftaltete.
Es waren Keramiken, Manufkripte, Miniaturen,
Bronzen von der Zeit der Califen bis zum
18. Jahrhundert zu fehen, die zum Teil durch
engliche Ausgrabungen in Perfien ans Licht ge-
bracht worden find.
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In der Galerie DRUET veranftaltete Pierre
Laprade eine Ausheilung neuer Gemälde aus
Rom und Süditalien. Wenn man in dem ewigen
Sich-gleich-bleiben Laprades Charakter fehen
will, fo ift diefer Charakter, dem alles Myftifche
fernliegt, der alle Natureindrücke nur zu hüb-
fchen, dekorativen Effekten umwertet, jedenfalls
nicht groß und nicht einmal fonderlidi inter-
effant. * *
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DURAND-RUEL führte den englifchen Maler
Wynford Dewhurft mit einer Bilderferie vor.
Er vulgarifiert in einer dem Publikum ficher
fympathifchen Weife. Monet, Piffarro und Renoir.
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Die Galerie BERNHEIM veranftaltete eine
Sonderausftellung der Malereien des Schau-
fpielers und Theaterfchrift[tellers Sacha Guitry,
geiftreich, ironifch, wißig in der Art gefchickter
Schnellmalereien, wie man fie im Variete hin
und wieder fieht. 0. G.
PETERSBURG Auch das ruffifche Komitee
der letzthin gemeldeten „Centennale franzö-
fifcher Kunft 1812 —1912 ift nunmehr zufam-
mengetreten, und den Organifatoren der Aus-
ftellung ift es gelungen, für diefelbe fehr ent-
fprechende und zentral gelegene Räume zu
gewinnen, was in Petersburg keine leichte Auf-
gabe war. Der Graf F. Sumarokow-Elfton hat
der Ausftellung fein Palais am Litejny-Profpekt
zur Verfügung geftellt. Im Erdgefchoß wird hier
die zeitgenöffifche Kunft Aufhellung finden,
während die Barbizonperiode und die klaffi-
ziftifche Epoche auf die Säle des erften Stockes
verteilt werden. Die Räume für diefe letztere
Epoche werden mit Empiremöbeln aus Privat-
fammlungen ausgeftattet werden. P. E
ROM Die ethnographifche und regionale Aus-
ftellung auf piazza d’armi wird definitiv am
15. Dezember, die der fchönen Künfte in der
Valle Giulia am 20. Dezember gefchloffen wer-
den. Hingegen bleiben die retrofpektive Ausftel-
lung im Caftel S. Angelo und die archäologifche
in den Diocletiansthermen, ferner die des Risorgi-
mento im Victor Emanueldenkmale bis zum
Frühjahr 1912 offen. L. P.
WIEN KUNSTSALON HELLER. Die bereits
angekündigte Kollektivausftellung der Radie-
rungen Luigi Kafimirs erweckte bei den
kunftliebenden Kreifen des Wiener Publikums
eine ungewöhnlich rege Anteilnahme. Der junge
Künftler verdankt feinen wohlverdienten Erfolg
zunächft fchon der glücklichen Wahl feiner Stoffe.
Die jedem Wiener innig vertrauten Kirchen,
Paläfte und Pläße feiner Vaterftadt, die an-
heimelnden Veduten des Altwiener Stadtbildes
finden in ihm ihren treuen Schilderen Auch den
Stimmungsreiz der reichen landfchaftlichen Schön-
heiten des Donautales (z. B. Nr. 36, Lithographie
„Dürenftein“) weiß er glücklich feftzuhalten. Der
Radierer Kafimir verfügt über eine ftets treff—
fichere Technik, die ihm ein leichtes und rafches
Schaffen ermöglicht. Aus diefer nie verfagenden
Quelle fcheint freilich feine reiche Produktion in
der leßten Zeit ein wenig allzu haftig und allzu
mühelos zu fchöpfen. In den Radierungen, die
Motive aus Hamburg, Kiel, Rom, Venedig und
anderen für ein Malerauge befonders reizvollen
Städten wiedergeben, vermißt man bereits hie
und da die liebevoll individualifierende Ver-
fenkung in das jeweilige Thema, die die meiften
früher entftandenen Blätter auszeichnet. Das
perfönliche Verhältnis des Künftlers zu feinem
Gegenftande fcheint erkaltet, wenn audi das
für den flüchtigen erften Eindruck Charakteriftifche
nach wie vor mit gewohnter Präzifion feftge-
halten ift. Doch berechtigt die Jugend des Künft-
lers zu der Erwartung, daß er die aus feiner
virtuofen Technik entfpringende Gefahr, in Ma-
nier zu erftarren, bald fiegreich überwindet. —
In demfelben Ausftellungsraume findet man drei
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