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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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23. Heft
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Gesellschaften und Vereine
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PERSONALIEN

bühr Werke feiner Hand nach eigener Wahl
und unter eigener Verantwortung, alfo
juryfrei, zeigen kann. Zu Vorfißenden der Ver-
einigung wurden gewählt die Kunftmaler Ärthur
Förfter und E. O. Simonfon-Caftelli. wd.

TÜBINGEN Der F. Z. zufolge befchloß eine
kürzlich unter dem Vorfiß des Rektors der Uni-
verfität, Prof. Dr. Heck, abgehaltene öffentliche
Verfammlung nach einem eingehenden Referat
des Oberbürgermeifters Hauffer die Gründung
eines Tübinger Gefchichts- und Altertumsvereins.
Der Verein erftrebt u. a. die Überlaffung des
Schloffes Hollentübingen, das im nächften Jahre
infolge Überfiedlung der Univerfitätsbibliothek
in einen eigenen Neubau frei wird, für öffent-
liche Zwecke und insbefondere für ein Alter-
tumsmufeum und eine Filiale der Stuttgarter
Gemäldegalerie. Zum Vorfißenden des Vereins
wurde Univerfitätsprofeffor Dr. W. Göß gewählt.

PERSONALIEN

LUDWIG PIETSCH Ächtundfiebzigjäh-

rig ift Ludwig Pietfch, der Schriftfteller, Zeichner
und Kunftreferent der „Voss. Zeitung“, am
27. Nov. geftorben und mit ihm verliert Berlin
eine Erfcheinung, die an Popularität kaum der des
alten Menzel etwas nachgab. Erft kürzlich fah
man feine Zeichnungen wieder bei Gurlitt,
und auch in diefen Spalten wurde darüber und
über den Künftler Pietfch kurz referiert. Er war
ein feiner Kopf, ein Meifter des Zeichenftiftes,
wie er zu feiner Zeit noch feiten war und dar-
über hinaus eine Perfönlichkeit, mit der ein Stück
Berliner Werdens unauslöfchlich verbunden ift.
Aber der „alte“ Pietfch, wie ihn die Öffentlichkeit
fogar mit einer felbftverftändlichen Vertraulichkeit
nannte, war doch mehr das leßte Aufflackern
des Vergangenen als die treibende Kraft des
Kommenden. Seine Kunftanfchauungen deckten
fich nicht mehr mit der Überzeugung der Gegen-
wart, und fo ift er eigentlich geftorben, als er im
Sinne unferer jungen Kultur längft tot war.
Das kann aber feiner Bedeutung im Großen
keinen Äbbruch tun. Sie bleibt beftehen, weil
fich in ihm als Künftler ein Stück Berli-
ner Kunftgefchichte offenbart hat und weil
fein kunftkritifches Wirken im Ganzen fegens-
reicli gewefen ift und oftmals indirekt der Ent-
wicklung fchneller vorgearbeitet hat, die ihm
felbft immer bis zu einem gewiffen Grade ver-
fchloffen geblieben ift. Die andere Seite feines
populären Ruhmes, die fich an die gefellfchaft-
iichen Erinnerungen und ihr Gefchehen knüpft,
lntereffiert in diefem Zufammenhang nicht.

FELIX ZIEM f Der franzöfifdie Maler
Felix Ziem ift am 10. November im 92. Lebens-
jahre geftorben. Ziem wurde am 25. Februar
1821 in Beaune geboren, ftudierte an der Aka-
demie der Schönen Künfte in Dijon, wurde 1839
mit dem erften Preis für Architektur und Land-
fchaftsmalerei ausgezeichnet. Das Reifeftipen-
dium, das ihm ermöglicht hatte, feine Studien
in Paris fortzufeßen, wurde ihm damals aber
nicht zugebilligt, fo daß er nach Lyon, bald
darauf nach Marfeille ging, wo er als Bauauf-
feher tätig war. In feinen Freiftunden malte er
Aquarelle, die in Südfrankreich Äuffehen er-
regten. 1841 befuchte er zum erften Male Italien.
Von 1841 bis 1843 begleitete er den Fürften
Gagarine von Nizza über Odeffa, Toula, Kiew,
Moskau nach Petersburg. 1845 befuchte er zum
zweiten Male Venedig, wo er bis 1892 fich all-
jährlich monatelang aufhielt. 1850 und 1854
lebte er in Holland. 1849 ftellte er zum erften
Male im Salon aus: Vue prise dans le Bosphore,
l’Escalier de la villa Corsini ä Rome, Vue prise
dans le grand canal de Venise und vier vene-
tianifche Aquarelle. 1851 erhielt er die Me-
daille dritter Klaffe, 1852 die Medaille erfter
Klaffe und auf der Weltausftellung von 1855
die Medaille dritter Klaffe. Bis 1868 ftellte er
regelmäßig im Salon aus; von da an nur feiten
noch. Seit den fechziger Jahren wohnte er in
einem alten, pittoresken Haufe der rue Lepic
auf dem Montmartre und im Winter auf feiner
Befißung in Saint-Helene bei Nizza. Haupt-
werke feiner Hand befinden fich im Luxembourg,
in den Mufeen zu Lyon, Bordeaux, Marfeille,
Dijon, Rouen, Cherbourg, Nantes, Beaune ufw.
Dem Städtifchen Mufeum in Paris hat Ziem vor
einigen Jahren eine große Kollektion Gemälde,
Skizzen, Aquarelle, Handzeichnungen gefchenkt,
die in einem Saale vereinigt find. Ziem hatte
in der ganzen Welt ein großes Publikum. Sein
Werk zählt nach vielen Taufenden. Auch in
Deutfchland find Bilder von ihm bekannt ge-
worden, fo daß es fich erübrigt, ausführlich über
feine Kunft zu fprechen. In den leßten 50 Jahren
wiederholte er fich beftändig in einer äußerlich
pathetifchen Manier. Troß einem eminenten
Aufwand von Farbe machen feine Bilder einen
kalten, trockenen Eindruck. Wertvoll ift allein
die erfte Epoche feines Schaffens bis 1855. q q

DRESDEN Im rüftigften Mannesalter — er
war erft kürzlich 44 Jahre alt geworden — ift
hier am 15. November der Bildhauer Walter
Sintenis geftorben. Er hat fich vor allem als
Kleinplaftiker einen Namen gemacht. Sachfe
von Geburt — Zittau war feine Heimatftadt —
war er Schüler der hiefigen Akademie der bil-

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