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Die Kunst-Halle — 4.1898/​1899

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Nummer 2
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Kunstchronik
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Persönliches
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Preisausschreiben
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https://doi.org/10.11588/diglit.63302#0038

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28

Die Aun st-Halle

Nr. 2

Künstler Moritz Roebbecke in einem hübsch geschriebenen
Artikel aufmerksam. vor Monaten war Roebbecke, ein
geborener Sachse, von München nach Paris übergesiedelt,
um im Louvre Kopien nach Raffael (u. a. die Johanna
von Arragon, die sog. PI. Familie Franz I.), Lionardo
(Mona Lisa), Tizian (Bildniß Franz I.), Polbein d. I.
u. s. w. anszusühren- Besteller dieser Gallerie von Kopien
erster alter Meister ist Niemand anders wie der kunstsinnige
Prinz Georg von Preußen. Roebbecke hat sich, wie man
erwartete, seiner schwierigen Arbeit nicht nur mit
intensivem Fleiß hingegeben, sondern auch mit einem all-
gemein überraschenden Erfolge. Seine Kopien sollen in
Paris durch die vollendete Art, mit welcher Technik und
Kunst der alten Malgrößeu wiedergegeben sind, selbst die
verwöhntesten Bilderkenner entzücken. Die ungeheuerlichste
Ausgabe, so heißt es in jenem Artikel, wartete des Künstlers
in Raffaels pl. Familie Franz I. „Das im Gedanken so
erhabene Werk des großen Santi geistig zu beherrschen,
ist schon etwas Enormes, pinzukommt aber, daß an ihm
nicht nur zu seiner Lntstehungszeit von sehr verschiedenen
pänden malerisch ausgesührt worden ist, — so verschiedenen,
daß man stellenweise geneigt ist, die von dem Engel über
das Christkind gestreuten Blumen als von einem Nieder-
länder herrührend zu bezeichnen . . . Roebbecke hat das
Werk in allen Theilen so vollendet wiedergegeben, daß die
alte Redensart „Aber das (Original I" ihre Berechtigung
verloren hat. Noch niemals ist die Nachschaffung eines
alten Meisterwerkes von den ersten Ansangsstadien bis
zum letzten Pinselstrich souveräner beherrscht worden,
während Andere froh sind, entfernt zu erreichen, was
das Original bietet, gleichsam von unten heranzukommen
suchen, hat Roebbecke es fertig bekommen, den weg
gleichsam von oben her auf einen wesentlichen Punkt hin
zu macken. Die erwähnte, unbegreifliche Leuchtkraft des
Raffael'schen Werkes war in der Kopie Roebbecke's tat-
sächlich überboten. Das war höchst interessant zu sehen,
aber es roch nach Kraftleistung. Der Künstler unterhielt
sich einen Tag damit, dann dämpfte er es ab. Man muß
neben dem letzten Werke Roebbecke's die Kopien nach
Tizian's „Franz I." und der „Mona Lisa" Lionardoda
vinei's gesehen haben, um zu glauben, daß sie von der-
selben pand stammen."
persönliches.
* Konrad Wilhelm pase, der Altmeister der Bau,
kunst, der berühmte Gothiker und Baulehrer in pannover-
feierte in vorletzter Woche seinen 80. Geburtstag. Neben
Ungewitter war er der Lehrer der Mehrzahl der jüngern
Gothiker Deutschlands, die freilich zum Theil schon eben-
falls lange geschätzt in ihrem Fache sind. Geboren im
I. l8Z8, ein Schüler Gärtners in München, war er zunächst
Kolporteur der neuromanischen Bauweise jenes Meisters,
und erst darauf hat er in dem Drte feiner fruchtbaren
Thätigkeit, in Pannover, wo er dezennienlang erst Lehrer
an der Polytechnischen Schule, dann Professor an der Tech-
nischen Pochschule und Geh. Regierungsrath wurde, die
norddeutsche Backsteingothik eingeführt und zu reicher Ver-
wendung gebracht. Sein Pauptwerk hier ist die imposante
Lhristuskirche, wenn auch heute keine Musterschöpfung des
Stils mehr, der inzwischen zu größererReinheit sich abklärte.
Eindringlicher als durch seine Werke, hat er aber durch
sein faszinirendes Wesen, seinen pumor, der mit Be-
geisterung vorgetragenen Lehre Nachdruck verliehen. Seine
Persönlichkeit bleibt unvergeßlich für alle, die ihn kennen
gelernt, auch für jene, die ihn als Menschen nicht so hoch
schätzen wie als Architekten. Als solcher wird er eine der
besten Zierden der vaterländischen Baukunst bleiben.
* Ernennungen. Bildhauer Fritz peinemann,
Lharlottenkurg, zum Lehrer und Inhaber der Abendklasse
für figürliches Modelliren (Akt) am Kgl. Kunstgewerbe-
museum in Berlin ernannt. — Maler w. pasemann in
Gutach (Baden) erhielt den Professortitel.
* Ordensverleihungen. Maler Prof. Koner,
Berlin, erhielt das Ritterkreuz des Greifenordens; Maler
Kuhnert, Berlin, das Verdienstkreuz in Gold der Wendischen

Krone; Maler Weinberger, Wiesbaden, die sachsen-
altenburgische Verdienstmedaille; die Architekten Rowald
und p. S ch a e d tle r, pannover, den Kronenorden IV. Kl.
Gestorben. DerBrüsseler Bildhauer Leo n Mig n o n
im Alter von 5; Jahren; er war ein vielfach ausgezeichneter
Vertreter der Thierdarstellung.
Preisausschreiben.
Zur Wiederbelebung einer früher verbreiteten
Familiensitte und zur Förderung der vaterländischen
Medaillenkunst wird beabsichtigt, eine Tauf-Medaille
oder Plakette ausführen zu lassen, die geeignet ist, für
die Eltern und andere Familienmitglieder als Erinnerung
an die Geburt oder Taufe eines Kindes zu dienen
oder als Pathengeschenk für das Kind Verwendung zu
finden. Zu diesem Behufe wird ein Wettbewerb für
preußische und in Preußen lebende andere deutsche Künstler
ausgeschrieben, verlangt wird ein Wachsmodell in der
drei-, vier- oder fünffachen Größe der Ausführung, dessen
Durchmesser oder längstes Maß mindestens 20 cw beträgt
und 30 cw nicht überschreiten darf. Auf einer oder auf
beiden Seiten der Medaille, deren Form dem Ermessen des
Künstlers anheimgestellt wird, sind Darstellungen anzu-
bringen, welche sich auf die Geburt oder auf die Taufe
beziehen. Es muß jedoch Raum gelassen werden für eine
einzugravirende Inschrift, die mindestens ein Datum und
den Namen des Kindes enthält. Auf dem Entwurf ist
die Inschrift in einem beliebig gewählten passenden Bei-
spiele auszuführen. Das Modell muß vollständig durch-
gearbeitet sein, so daß es nach der Verkleinerung unmittel-
bar für die Ausführung (Perstellung des Stempels) benutzt
werden kann. Dem Modell ist eine Photographie beizu-
geben, welche es in der von dem Künstler für die Aus-
führung beabsichtigten Verkleinerung zeigt. Jeder Entwurf
muß mit Kennwort versehen sein. (Adresse im verschlossenen
Kouvert mistKennwort). Die Entwürfe sind bis 29. April 1899
im Büreau der Großen Berliner Kunstausstellung,
Berlin N.W, einzuliesern. Für den besten Entwurf wird
ein Preis von 2000 Mark ausgesetzt. Ferner werden
noch 3000 Mark zur Verfügung gestellt, um weitere
Preise zu vertheilen. Als Preisgericht ist die preußische
Landeskunstkommission bestellt. Der unterzeichnete Minister
beabsichtigt und behält sich das Recht vor, den durch den
ersten Preis ausgezeichneten und geeigneten Falls noch
andere preisgekrönte Entwürfe für öffentliche Sammlungen
in Bronze oder Silber ausführen zu lassen. Das Recht
der Vervielfältigung zum Zwecke der Verwerthung verbleibt
dem Künstler. Da Wachsmodelle, besonders wenn das
verwendete Material wenig fetthaltig ist, sich leicht von
den Platten und Tafeln lösen, so ist der Ausstellung wegen
für eine besondere Befestigung der Modelle Sorge zu
tragen. (Der Minister der geistlichen, Unterrichts- und Me-
dizinal-Angelegenheiten. Bosse.)
"Berichtigung. In der No. vom Sext, ist über
das Ausschreiben des akad. Rathes zu Dresden für die
Domkirche zu Freiberg i/S- berichtet, es feien keine
Preise ausgesetzt: dies ist ein Irrthum. Es sind 3 Preise
von 1500, tOOO und 500 M. ausgesetzt.
" Dresden. Eine Fläche über dem Altar der Kirche
zu Beierfeld von 7 m Breite und H bez. ^,39 m pöhe
soll mit einem Gemälde geschmückt werde. (Unterlage
durch den Portier der Kunstakademie). Als Darstellungs-
gegenstand kann u. a. die Verklärung oder die Kreuzigung
oder auch die Auferstehung, sowie endlich die Pimmelfahrt
Christi mit wenigen Figuren gewählt werden. Es wird
unter sächsischen oder in Sachsen lebenden Künstlern eine
Bewerbung eröffnet. Als ponorar sind 6000 Mark aus-
geworfen. Entwürfe sind in einer, dem Charakter der Wand-
malerei entsprechenden Technik (Tempera, wachs, Gouache
rc.), im Maßstabe von 1:10, farbig, gehörig fixirt und
eingerahmt mit Kennwort bis spätestens Dienstag, 28. Fe-
bruar 1899 an den Kastellan der Kunstakademie abzu-
liefern- Den Farbenskizzen beizufügen ist in verschloßenem
Briefumschlag (mit Kennwort) Adresse des Bewerbers und
 
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