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Die Kunst-Halle — 4.1898/​1899

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Nummer 15
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J., F.: Berlin: Grosse Kunstausstellung 1899
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Kunstchronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.63302#0269

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Nr. s5

——z- Die Aunft-L)alle -s-—

253

Abtbeilung bietet übrigens dieses Mal zwei besondere Neu-
beiten, erstens den vielgenannten nackten Reiter von
Touaillon als Schmuck jener stelle im Vorgarten, an der
früber das berühmte Pendant, die Amazone des Berliner
'Meisters, der in Rom lebt, die Aufmerksamkeit Aller er-
regte, und zweitens eine Kollektion kleiner Thierffguren
eines bisher weitern Kreisen völlig unbekannten Bildhauers,
des Stuttgarter L. von payn, eines schon bejahrten
Mannes, der eigentlich Dilettant ist, dessen Arbeiten aber
von so verblüffend feiner Beobachtung zeugen, daß unsere
größten Thierschilderer ganz entzückt davon find. Mas die
Ausstattung der meisten Räume betrifft, so wird sie in
diesem Sommer durch eine Stoffbekleidung der Münde ge-
wählter, in Iolge auch der Tieferstellung der Tücher am
Gberlicht und entsprechender Verringerung der Mandhöhen
intimer wirken; namentlich vor: den beiden Räumen, deren
Einrichtung Prof. G. Lckmann und Marie Kirschner
mit einigen Kolleginnen übernahm, verspricht man sich
einige künstlerische Aeberraschungen. von den Münchnern
wird nur die Künstlergenosfenschaft treu am Platze sein
und vier mittlere Räume im östlichen Flügel einnehmen;
Lenbach wird mehr als ein Dutzend Bildnisse darin haben,
von sonstigen Größen kommen u. A. drei Bilder Böcklins
und zwei Malereien Alma Tademas, eine große und
eine kleinere Leinwand, ein reizvolles Kinderfest und eine
antike Szene am Meere darstellend, sehr in Betracht; ferner
eine Kollektion Ad. Menzelscher pandzeichnungen sowie
ein Gelbild des Altmeisters aus sehr früher Zeit mit der
Agur einer alten Berliner Zeitungsfrau. Paul Meyer-
Heim ist mit fünf Beiträgen, darunter einer Zirkusszene
und einem Tngadinbilde, vertreten, Mar Koner gleichfalls
mit mehreren neuen Merken. Auch der bizarre Münchener
Strathmann und der Pariser Stilllebenmaler vollen
werden nicht übersehen werden. Das Kolossalgemälde von
Rochegrosse „Die Jagd nach dem Glück" kommt hier
nochmals zur Schau. Tine besondere Tigenthümlichkeit
des diesjährigen Berliner Salons wird aber, wie schon
letztens berichtet, eine Reihe Kollektivausstellungen reprä-
sentiren: vor: Michetti, v. Schennis, Karl Gehrts, Pans
Bohrdt, Scheurenberg, Rabes, Pans Meyer, Breitbach —
vor Allem aber dürste die aus Bildern bestehende Samm-
lung des längst verstorbenen Landschafters und Thiermalers
Teutwart Schmitson einem erlesenen Genuß verheißen.
Den hintersten großer! Ausgangssaal nimmt die erste Illu-
stratoren-Ausstellung an diesem Grte ein, den kleinern
Ausgangsraum an der Stadtbahnseite stattet Architekt Molff
aus und außerdem behält die Architektur ihren im vorigen
Jahre innegehabten Pauptsaal, für dessen Einrichtung die
hiesige Architekten-Vereinigung allein verantwortlich ist.
Fünf der Räume im südwestlichen Theil der Anlage, neben
dem vorderen Palmenhaus, bleiben der Miener Gruppe,
die zwar erst Mitte Juni, aber dann um so glanzvoller aus
dein Schauplatz erscheinen will, reservirt. Ihre bisherigen
beiden pauxtsäle inmitten des Gebäudes behalten die
Düsseldorfer, während die sich daranschließenden ge-
schweiften Verbindungshallen dieses Mal unbesetzt bleiben.
Den Vertretern des Kunstgewerbes sind auch in diesem
Jahre wieder fünf kleine Räume zu eigener freier Be-
nutzung überlassen worden und es ist zu wünschen, daß es
ihnen gelingen möge, dem so mannigfaltigen Ganzen einen
würdigen kunstreichen Abschluß zu ermöglichen. I.

Aunstchromk.

* Berlin. Jin Künstlerhause hat die von: Verein
Berliner Künstler veranstaltete Vorführung von Merken
der Meimarer Schule am ,23. April den Anfang ge-
nommen. Die Ausstellung wird zwei Serien umfassen und
enthält in ihrer ersten Abtheilung neben schon bekannten
Werken eine Reihe, dein Publikum völlig fremder Gemälde
namentlich von F. von Lenbach. Des Letzteren italienische
Studien, höchst ansprechende Figuren malerisch kostümirter
junger Burschen, auch eine Landschaft darunter, fallen im
Gegensatz zu dem spätern tiefen warmen Lenbachschen
Kolorit durch einen Hellen kühlen Ton, der die bunten,
freilich harmonisch zusammengestimmten Lokalfarben zur
Geltung kommen läßt, ungemein aus. Das Dopxelporträt
Böcklins aus dem Anfang seiner The und der stolze Kops
seiner Gattin im Proffl sind auch in der Sammlung. Tin
Bauer in Lebensgröße, eine eminente xsysiognomische
Studie von T. Gussow fällt durch die Kraft des Kolorits
sehr aus. Daneben hängt Th. Pagen's große Szenerie der
„Burg Runkel an der Lahn"; weiter M. Liebermanns
„Gänserupserinnen" und eine ganz im Talameschen Stil
effektvoll gehaltene pochgebirgslandschast vom Grasen
Kalkreuth. Auch einige feinfühlige Porträtarbeiten der
Prinzessin Marie von Reuß erfreuen den Besucher. Mir
kommen aus diese Schaustellung noch zurück. — vom Kunst-
salon Td. Schulte ist einstweilen zu melden: Iranz Rou-
baud-München, der Schilderer des russischen Militärlebens,
der die hauptsächlichsten Treignisse aus den Russisch-Kauka-
sischen Kriegen für die Kaiserlich Russische Regierung malte,
hat hier ca. 20 Bilder und Studien eingesandt, ferner
sind von dem Belgier ^ranz Lourtens-Brüssel ungesähr
zo Merke ausgestellt. Tbenso ist B. Buttersack-München
sehr umfangreich vertreten. Außerdem erwähnen wir noch
das im Auftrage des Regiments ausgeführte Bild: „Angriff
der 35er bei Vionville" von Georg Koch-Berlin, werthvolle
Merke von L. Rosello-Rom, u. a. in. — Der Bildhauer
Josef v. Kopf in Rom hat das Relief des Papstes Leo XIII.
vollendet, nachdem es dein Künstler gelungen ist, vom Papste
kurz vor dessen letzter Erkrankung eine Sitzung zu erlangen.
Das Relief ist in Berlin eingetroffen und im Salon Gurlitt
ausgestellt. — Prof. Pauns Lechner hat ein Porträt des
Kaisers in dessen Auftrag gemalt. Der Monarch, in der
Uniform der Gardes-du-Korps stützt sich auf die Lehne des
Schreibstuhls und scheint aufmerksam einein Vortrag zu
lauschen. Das Bild ist von großer Lebendigkeit des Aus-
drucks und wurde dein Generaladjutanten Grafen v. Lehn-
dorff zu dessen 70. Geburtstag zum Geschenk gemacht. —
Prof. Doxmeyer, der hannoversche Bildhauer, wurde am
hiesigen pofe durch die Kaiserin verschiedentlich ausgezeichnet
und beschenkt, in Anerkennung seiner Perstellung einer
kleinen Bronze-Kopie, der „Gänseliesel", für die Kaiserin.
Bei der Audienz durfte Prof. Doxmeyer eine künstlerisch
ausgeführte Mappe mit zahlreichen Photographien seiner
Merke überreichen.
Leipzig. Im Kunstverein waren kürzlich neu aus-
gestellt Prof. Max Klingers letzte Marmorwerke, „Weib-
liche Perms" und „Die Badende", neben Büsten und Relief-
porträts von Prof. Karl Seffner und Gemälden des
Münchener Malers Permann Neuhaus. Zugleich war der
Wunsch laut geworden, „Die Badende", für die peimath-
stadt Klingers anzukaufen. Zur Verwirklichung dieses
Wunsches haben sich Kunstfreunde zusammengethan, um den
Kaufpreis von 20 000 Mk. aufzubringen. Die eröffnete
Subskription ergab die Summe von 5000 Mk. und ist im
Steigen begriffen. „Die Badende" wird hoffentlich dem-
nächst eine Zierde unseres Museums werden, neben der
„Kassandra" und „Salome" desselben Meisters. — Die
Kunsthandlung F. M. Mittentzwey-Mindsch bat ihre
Ausstellungsräume vergrößert und bringt z. Zt. die folgenden
Werke: Kolossal-Gemälde von A. p. Schram, Wien, Artheil
des Paris; T. Kasparides, Wien, das Laster, die Tugend,
Sonnenuntergang, vierzig verschiedende neueste Griginal-
Zeichnungen der Münchner Jugend; T. Arban, Weimar,
der Gram (palbakt), die Goldsucher; Prof. I. vesin,
München, Durchgegangen; Prof. F. Roubaud, Kirgise;
Prof. Recknagel, München, Rehbock, Schnepfenstrich;
 
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