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Die Kunst-Halle — 4.1898/​1899

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Nummer 9
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Grünewald: Rechtsschutz deutscher Werke: der Kunst und Photographie in den Vereinigten Staaten Nordamerikas
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Wirt, Albert: Maltechnische Streifzüge
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Gustav, Leopold: Münchener Brief
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https://doi.org/10.11588/diglit.63302#0159

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Nr. 9

Die A u n st - H a I l e

(55

mälde oder eine Statue Rechtsschutz erwirken wollen,
gehalten sind, auch das Griginalwerk, sobald es
veröffentlicht ist, mit obigem Beisatz zu versehen haben,
selbst wenn ihre Absicht lediglich dahin geht, blos
Reproduktionen davon in den v. St. zu verbreiten
und zu verkaufen. Nach derselben Entscheidung wird
die öffentliche Ausstellung eines Kunstwerkes als eine
Veröffentlichung im Sinne des amerikanischen Gesetzes
angesehen. Zwar ist diese Rechtsanschauung bisher
nur noch eine vereinzelte, allein bei der großen Strenge,
mit der dies Gesetz gehandhabt wird, empfiehlt es
sich, derselben Rechnung zu tragen und ein Kunst-
werk in den V. St. nicht eher zur Ausstellung zu
bringen, als bis die oben dargelegten Bedingungen
erfüllt sind. Grünewald.

Maltecklmcbe Ztreikrüge.
Vor: Albert Wirth, Berlin.

7. Das Ikasein.
enn wir unter den neuzeitlichen Wandmalereien
monumentaler und dekorativer Art nach ihrer Technik
forschen, erkennen wir, daß die Aaseinmalerei viel An-
wendung gefunden hat. So find in Berlin die Geselschap-
schen Gemälde in der Ruhmeshalle, die Wandbilder im
Rathhause u. a. m. irr dieser Technik ausgeführt worden.
Sie repräsentirt etwas Neues, wenn auch Milch und Aase
bereits in früherer Zeit als Beigaben verwendet wurden.
Neue Versuche wurden besonders zu Anfang der sechsiger
Jahre gemacht. Damals (t.863) wurde irr Bremen die
Gewerbehalle ausgemalt nut Farben, welche nur durch
Milch Mid Aalk gebunden reich, verdünnt wurden. Die
jetztigen Pauptbestandtheile sind: Aäsequark und Aalk mit
mehr oder weniger anderen Zuthaten, welche das Aafein
mehr der Fresko- oder der Temperatechnik nähern.
Bekanntlich kann man Gel oder Fett mit Wasser-
nicht vermischen, sondern die Theile werden sich stets
wieder trennen. And doch giebt es Stoffe, welche als
Medien gleichsam im Stande sind, eine Verbindung dieser
sich sonst absondernden Flüssigkeiten herbeizuführen. Solche
Stoffe sind Gummi, Ti- und Milchkäse. Milch ist ja doch
schon ein solches Gemisch von Fett (Butter) und Wasser.
Sn der Milch aller Säugethiere ist Aäsestoff, sogenannte
Proteinsubstanz, an Natron gebunden, enthalten. Durch
das Sauerwerden der Milch wird das Natron neutralisirt
und Aasein bleibt als Aäfequark. Sn Folge dieser Eigen-
schaften können dein Aasein, dem Pauptbestandtheil des
Bindemittels, ölige, fette oder wässerige, magere Substanzen
zugesetzt: werden, es vermischt sich und läßt sich mit Wasser-
verdünnen (wie Tempera). Die Farben selbst sind in
Wasser angerührt oder gerieben.
Für Wandmalerei auf Putz wird dem ausgewaschenen
säurefreien Aasein Aalkwasser resp. Kalkmilch zugesetzt.
Durch verschiedene Zuthaten lassen sich auch verschiedene
Aaseinbindemittel Herstellen. Mit dem Farbmaterial wird
nicht nur auf der Steinfläche, sondern kann auch auf Lein-
wand mit Tempera gemalt werden. Da es den Eharakter
einer Wasserfarbe trägt, ist sie natürlich im nassen Zustand
dunkler als im getrockneten und muß der Künstler einige
Hebung in der Berechnung haben.

Dein Umstand, daß sich diese Malerei jederzeit fort-
waschen oder überuralen läßt, verdankt sie ihre häufige
Verwendung. Allerdings besitzt sie im Freien nicht die
Wetterbeständigkeit der Fresko- oder Mineral-Malerei. Sie
ist darum nur für Snnendekoration geeignet und zwar
erfahrungsgemäß selbst für große Flächen. Ts kann
übrigens auch mit Temperafarben weiter gemalt werden,
ohne Schaden und ohne daß ein Unterschied sichtbar wäre.
Viele Künstler machen sich ihr Aaseinbindemittel an Grt
und Stelle selbst zurecht, jedoch muß der Stoff alle
—6 Tagen erneuert werden, während das eingekochte
sich mehrere Wochen hält.
was die Leuchtkraft der Farben anbelangt, so zeigt
uns die Ruhmeshalle, daß damit Großes zu erreichen ist.
Ls sind hierbei, wie bei jeder Maltechnik, Sachkenntnis;,
äußere Handfertigkeit und Farbensinn für den Erfolg aus-
schlaggebend. Sm Allgemeinen werden fast alle Wand-
malereien als Fresken bezeichnet und ist es dein Laien
kaum möglich, Fresko- und Tempera-Aasein und Mineral-
Malerei von einander zu trennen. Aber auch dem
Künstler wird es nicht leicht sein, in einiger Entfernung
die Art der Technik sicher zu bestimmen.
Sede Technik hat ihre Licht- und Schattenseiten. Dein
Fresko mit seiner großen Haltbarkeit und Leuchtkraft steht
Aasein mit seiner bequemen Bewältigung großer Flächen
und mit seiner einfachen Malweise gegenüber und haben
ihm diese Eigenschaften wohl auch für Snnendekoration
so rasch Eingang verschafft.
Müncbener Kriek.
Vereinigten Werkstätten für Kunst im Vandwerk
haben kurz vor Sahresschlutz eine geschmackvolle Ver-
kaufsstelle eröffnet, wir sehen weniges, das an die kunst-
gewerblichen Zimmer des vorjährigen Glaspalastes hinan-
reickt, aber in manchem doch recht glückliche Ansätze, die
cntwicklungssähig sind. Von Schulze-Naumburg rührt ein
Schreib- und Lesetisch her, der bei praktischem werte ge-
fällige Linien aufweist, wogegen ein Waschtisch neben
seiner Utilität die geringste schöne Form vermissen läßt.
Glasfenster sehen wir von Bruno Paul, nicht ohne
Sonderbarkeiten dieses starken Talentes. — Empire und
Biedermeierstil herrschen vor; im ganzen sprechen die neuen
kunstgewerblichen Sachen noch zu sehr für sich. Bilder-
können gegen sie an den wänden gar nicht aufkommen,
sondern wirken nur als Farbenreiz in grün oder gelb. Es
werden daher in den modern eingerichteten Zimmern
möglichst verwischte Landschaftsskizzen bevorzugt.
Sur Aunstverein sehen wir herzlich wenig Neues;
d. b. solches, das über ein gewisses Niveau achtungswerther
Technik hinausgeht. Sch habe über diesen Punkt mit
einer Reihe hiesiger Meister gesprochen und fand im all-
gemeinen wenig Lust da auszustellen. Man ist mit den
Ankäufen der letzten Sahre unzufrieden, weil Durchschnitts-
ware zu offensichtlich bevorzugt wird, wie bei der letzten
Verloosung. pabermann's Mrs. A. ist koloristisch nicht
ohne Reiz. Sn seinen: feinen Gefühl für überfeinerte
Kultur ist das Portrait unstreitig das interessanteste Bild
im Aunstverein. Aus dein Nachlasse von peinrich Lossow
ist eine stattliche Anzahl ausgestellt, wir kennen die
Sachen schon alle, sie stehen zum zweiten Male zum ver-
kauf. Shr Werth ist ungleichartig, wie die Technik des
vielgewandten Künstlers. Einige Landschaften sind recht
schön, feine dekolletirten Rokokodamen süßlich. Doch dies
ist schon alles über Lossow gesagt und zu Neuem bietet
sich keine Veranlassung. Von L. Marold (ff) jehen wir
 
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