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Die Kunst-Halle — 4.1898/​1899

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Nummer 22
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Gustav, Leopold: München: Die Ausstellung im Glaspalast
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Die Reproduktion von Oelgemälden
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https://doi.org/10.11588/diglit.63302#0394

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3^

Die Aunst-L)alle

Nr. 22

Gemälde mehr wie ans einer modernen Wochenschrift
herausgeschnitten. - Reber einer Treppe rechts vom Lin-
gang sind in einem Separatzimmer ungefähr achtzig Kopien
aufgestellt; wir sehen hier hauptsächlich die perlen unserer
alten Pinakothek von fleißigen Kunstarbeitern, nach-
empfindenden Künstlern und einiger: schönen Talenten
kopirt. Ls sind mehrfach sehr gute Leistungen darunter;
auch die Schwarz-Meiß-Abtheilung macht fast durchweg
einen guten Lindruck, wenn sie auch das Urtheil, welches
wir von den verschiedenen betheiligten Künstlern haben,
nicht changiren. An erster Stelle muß sicherlich der Weber-
aufstand von Käthe Kollwitz genannt werden; hierüber
ist sa schon genugsam geschrieben worden; ich möchte nur
bemerken, daß bei dieser künstlerischen pöhe von einer darin
gesuchten Tendenz nicht die Rede sein kann.
Ans der Mappe des Münchener Radirvereins möchte
ich die seinen Sachen des verstorbenen Dodge erwähnen,
aus der Kollektion der Weimarer Künstler einen Kopf von
Max Thedy; die anderen Sachen Ilmathens sind nicht
durchweg Sonntagskinder diesmal!
Ubbelohdes Stimmungsreichtbum ist bekannt; Bernh.
Mannseld „Am wasserhos" (Goethes Abendsxaziergang
nach der Gerbermühle, am Landhaus der Marianne von
willemer) bringt einen idyllischen Punkt aus Frankfurts
Umgebung mit dem ihm eigenen zarten Ratnrempfinden;
die aus seiner Schule hervorgegangenen Künstlerinnen
verseh Nachmann und Redelsheimer, von Letzterer sei der
Blick auf Frankfurt erwähnt, entwickeln sich immer freier
und selbstständiger. Bekannte Leistungen vermögen wir
nicht immer wieder zu berücksichtigen, deshalb muß Meyer-
Basel, p. am Lude und Mverbeck diesmal nur mit der
einfachen Erwähnung abgefunden werden.
Indem wir uns nun der Plastik zuwenden, sind wir
wieder einmal bei dem Aschenbrödel der Kunstausstellung
angelangt. Allein so gänzlich ohne Pointe war der Bild-
hauersaal doch wohl lange nicht. Leblose Allegorien, wie
Uechtritz „Die Krone, der Port des Friedens" oder Friedrich
Kühns Wilhelm I. — nicht mehr und nicht minder als
irgend ein alter General — geben die Signatur. Zerritsch
(Wien) bringt Büsten von Siegfried Wagner und Perosi,
„geistreich" zurecht gemachte Musikerköpse, ohne in der
Charakteristik nur tiefer gehen zu wollen. Ludwig Dasios
„Koketterie" zeugt von seinem Gefühl für den Rhythmus der
Bewegung! pundrieser hat eine durchaus tüchtige Lva ge-
sandt; Psannschmidts Büste des Kaisers in Admiralsunisorm
geht nicht über das behäbige Mittelmaß hinaus. Franz
Lange-Berlin bringt eine recht lenzessrische „Jugend"; bei
der „Reue" von Karl Merz ist der Frauenkörper sehr fein-
fühlig modellirt. Trefflich in der Auffassung und Aus-
führung ist der Athlet des Italieners Bareaglia, das ist
mit viel Kraft gegeben. Recht trocken sind die Medaillen
von Trosanowski-Paris gerathen; wir sehen da Goethe —
natürlich den Geheimrathsgoethe —, Wagner, Lhopin,
Felix Faure, aber Alles herzlich nücktern.
X
(Reproduktion von ö)ekgemäkden.


nstreitig gehört die Reproduktion von Ge-
mälden zu den Arbeiten, welche mit den
höchsten Schwierigkeiten verbunden sind^

ein wie großer Fortschritt auch aus diesem Gebiete

durch die Anwendung der orthochromatischen Platten
eröffnet ist.
Indessen, unabhängig von der zu benutzenden
Platte, kommt als einer der schwierigsten Punkte die
Ausstellung des wiederzugebenden Gemäldes nebst den
dabei nöthigen Vorsichtsmaßregeln zur Verhütung von
Lichtreflexen in Betracht.
Soll die Ausnahme in einem Atelier stattfinden,
das nach Norden liegt und von oben und den Seiten Licht
empfängt, so empfiehlt sich das Zuziehen aller Vor-
hänge oben und an den Seiten, und dann plazire
man das betreffende Gemälde gegen die nach Süden
gerichtete kV and. pierauf ziehe man nach und nach
die Vorhänge oberhalb und seitwärts von dem Bilde
fort, um eine gute Beleuchtung desselben zu erhalten,
doch unter sorgsamer Vermeidung von Lichtreflexen.
Diejenigen, welche kein verglastes Atelier zur Ver-
fügung haben, werden am besten thun, die Repro-
duktion in einen: gewöhnlichen Zimmer bei einer milden,
doch ausreichenden Beleuchtung vorzunehmen, um alle
Details des Bildes gehörig zur Geltung zu bringen.
Nachdem dies genau beachtet ist, zerstreue man
das Licht vermittelst eines seinen Musselins.
Und noch ein wichtiger Punkt — man vergesse
nicht, nachzusehen, ob die Leinwand des Gemäldes
auch gut im Rahmen sitzt. Oftmals hat sie sich ge-
lockert und erscheint dann bis zur Mitte des Bildes
gewellt. Dem ist leicht abzuhelsen. Man braucht
meist nur die kleinen Keilstücke in den Rahmenecken
zu verstärken. Ist jedoch die Leinwand zu sehr ab-
gelöst, so würde ein solches Nachhelsen der Spannung
zuweilen gefährlich sein. Es ist dann rathsam, das
Bild äußerst vorsichtig aus den: Rahmen zu nehmen,
und aus einen neuen zu nageln.
Etwas, das niemals vernachlässigt werden darf,
bevor zur Reproduktion geschritten wird, ist eine sorg-
same Anfeuchtung des Gemäldes. Man erzielt die-
selbe an: besten aus folgende Meise:
Menn das Bild staubig ist, so stäube mau es
sorgfältig ab und wasche es hieraus mit einem in
klares Regenwasser getauchten weichen und sauberen
Schwamm, so lange sortsahrend, bis das aus dem
Schwamm gepreßte Wasser vollständig rein ist. Dies
geschehen, tauche inan den Schwamm in nachstehende
Mischung:
Das Weiße von 2 Eiern zu Schaum geschlagen
und geklärt. Wasser 500 eew. Glyzerin ein Löffel voll.
Und damit befeuchte mau das ganze Gemälde.
Das Eiweiß in dieser Lösung dient gewissermaßen
als Firniß und läßt außerdem die dunklen Parthien
der Malerei kräftiger hervortreten. Das Glyzerin
bezweckt, das Gemälde in leicht feuchtem Zustand zu
erhalten, damit das Eiweiß nicht stellenweise trocken
wird, was den Eindruck hervorbringen würde, als
sei die Malerei fleckig und schadhaft geworden.
Ein zu beachtender Umstand ist auch, daß das
zum Malen verwendete Mel oft einen mehr oder
weniger gelblichen Ton der Hellen Parthien bewirkt.
In diesen: Fall ist leicht überzuexponiren und in einen:
alten Bade so lange zu entwickeln, bis eine zufrieden-
stellende Platte erzeugt ist.
Bedient man sich der gewöhnlichen Platten, so
entstehen häufig zu scharfe Kontraste. Um diese aus-
zugleichen, könnte man auf die Rückseite der Platte
einen matten Firniß bringen und die zu dichten Stellen
einer leichten Reduktion unterziehen.
(Aus: Ks UllotOArLmme, Paris, Mai (899).
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