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Die Kunst-Halle — 4.1898/​1899

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Nummer 21
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Persönliches
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Neue Denkmäler
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https://doi.org/10.11588/diglit.63302#0379

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Nr. 2s

33s

4- Die Aunst-Halle

xhischen Gesellschaft werckineister zu Berlin- das Groß-
kreuz des österreichischen Franz Iosexh-Grdens: dein General-
direktor der königlichen Museen in Berlin, wirklichen
Geheimen Rath Dr. Schöne- den türkischen Medschidjc-
Mrden III. Klasse und die Medaille für Gewerbe und
schöne Künste: dem Geschichtsmaler und Lehrer an der
Königlichen Kunstakademie in Kassel, Professor Knackfuß;
das Kommandeurkreuz des niederländischen Mrdens von
Granien-Nassau: dein Direktor der Gemälde-Gallerie der
K. Museen in Berlin, Geh. Regierungsrath Dr. Bode.
* Gedenktage. Reber den Berliner Bildhauer Prof.
Alexander Tondeur, dessen 70 Geburtstag wir letztens
meldeten, sind noch einige Einzelheiten nachzutragen. Er
besuchte die Akademie der Künste in Berlin und wurde
t8-t8 Schüler von G. Bläser. t85o ging er auf zwei Jahre
nach Wien, dann nach Paris und mit Prof. Schievelbein
nach Italien, während dieses Aufenthaltes schuf er die
Gruppe „Mutterliebe", die später in Marmor ausgeführt,
von Kaiser Wilhelm I. erworben wurde. Seit dein Jahre
t858 hatte Tondeur in Berlin sein Atelier und ist seinen
ersten Eindrücken, der idealen Richtung, dem eifrigsten Studium
der Antike, unentwegt treu geblieben, wovon seine Ar-
beiten Zeugniß geben. Bon der: Werken, die der Künstler
im Auftrage des verstorbenen perrn L. Ravens herstellte,
darf als hervorragendstes die „Nymphe von Pan über-
rascht" bezeichnet werden Bon größeren Werken seien er-
wähnt: Die Statue Bülows am Denkmal Friedrich Wil-
helm III. in Köln, die Statue Gttfried Müllers für die
Museumshalle in Berlin; Kolosfal-Büste porks für die
Ruhmeshalle in Berlin; Pergamon-Ergänzungen im kleineren
Maßstabe und in der Griginalgröße; Kaiser Wilhelm I.,
Denkmal für Putlitz und ein solches für Dessau. Irr An-
erkennung für letzteres wurde ihm t8fi2 der Professor-Titel
verliehen. Bon sonstigen Arbeiten des noch immer rüstigen
Künstlers find endlich zu nennen: Altar und Taufstein in
Marmor für die Lmmaus-Kirche in Berlin, die Figuren
„Gottesfurcht und Fleiß" für die Antoinettenschule in
Dessau, das Grabdenkmal Gneists, die Marmorbüste Mtt-
fried Müllers für die Universität Göttingen, Büsten des
Präsidenten Lette und dessen Tochter, der Frau Schepeler-
Lette, des General-Intendanten von pülsen und vieler
Persönlichkeiten der Zeit. — Der belgische Landschaftsmaler
Ldmont de Schamxheleer feierte dieser Tage in seiner
Vaterstadt Brüssel das Fest des 75. Geburtstages. Prof, de
Schamxheleer ist feit 22 Jahren Mitglied der Akademie der
Künste zu Berlin. Z87H erhielt er hier die große goldene
Medaille. Seine Motive suchte der Meister mit Borliebe
an der holländischen Küste. — Kunstmaler David peiue-
mann, der Gründer der gleichnamigen Münchner Kunst-
handlung feierte am ltz Juli seinen 80. Geburtstag.
* Nekrologe. Am 2. Juli ist nach längeren: Leiden
der Begründer und Leiter des Technikums in Strelitz
Direktor Architekt Max Bittenkofer, im Alter von 55
Jahren verschieden. Durch sein Pinscheiden erleidet die von
ihm geschaffene und zu hoher Blüthe gebrachte Anstalt
einen schweren Verlust. — In München starb Bildhauer
Bermann Steinemann im q.?. Lebensjahre. Er hat das
^renkenhoff-Denkmal in Driesen und viele Kriegerdenk-
mäler, z. B. in Tempelhof und Friedeberg i. N., geschaffen.
— Aus Australien kommt telegraphisch die Nachricht, daß
sich der ehemalige Direktor der ungarischen Landesbilder-
galerie Karl von Pulszky aus einem Schiffe, das sich
auf der Fahrt von Mueensland nach Klondike befand, er-
schossen habe. Man beschuldigte ihn s. Zt., daß er mit
seinen Bilderankäufen die Landeskasse schwer benachtheiligt
habe. Später ist man aber zu der Erkenntniß gelangt,
daß Karl pulszky Unrecht widersahren ist, und die viel-
umstrittenen Bilderverkäufe für das Museum der schönen
Künste in Budapest werden nunmehr von Kennern als
höchst vortheilhaft bezeichnet. Gerade jene beiden Bilder
del piombo's und van der pelst's, wegen welcher er seiner
Zeit so maßlos angegriffen wurde, gelten jetzt als wahre
Kunstscbätze. wegen des Bildes von van der pelst wurde
sogar im englischen Parlamente die Regierung darüber in-
terpellirt, warum man die Ausfuhr eines solchen Kunst-
werkes gestattet habe. Pulszky hatte es damals trotz
wiederholter Aufforderung seitens der ungarischen Regierung
leider versäumt, über die erworbenen Kunstschätze Rechnung

zu legeu und so erfolgte Strafanzeige. Bon den Aerzten
für paralytisch erklärt, wanderte er darauf aus dein Ge-
fängnis; in die Irrenanstalt, von dieser wieder in das Ge-
fängniß zurück, bis endlich der oberste Iustizsenat die
Geisteskrankheit pulszkys gerichtlich konstatiren ließ, worauf
Freispruch erfolgte. Aus den: Gefängniß eicklassen, war
pulszky zu stolz, um in die frühere Sphäre zurückzukehren,
er begab sich ruhelos nach London, endlich nach Australien,
wo der einst so lebensheitere und liebenswürdige Main:
ein grausames Ende fand.
Neue Denkmäler.
* Bielefeld. Das Geschenk des Kaisers sür unsere
Stadt, die Bronzefigur des Großen Kur fürst ei:, ist en:
Werk von Prof. Fritz Schaper in Berlin. Der Kurfürst
erscheint hier aus der pöhe seines Lebens; das Lharakter-
bild, das der Künstler geschaffen hat, wirkt ungemein
schlicht und ansprechend, läßt aber dabei nicht minder die
geistige Bedeutung des zielbewußten Kurfürsten erkennen.
Friedrich Wilhelm steht fest und srei vor einem Baumstumpf,
angethan mit dem in der Mitte geknöpften Rock, den das
Spitzenjabot und die breite Schärpe schmückt. Das pauxt
mit den charaktervollen Zügen ist bedeckt von dem breit-
krämxigen holländischen put mit wallender Feder.
* Dortmund. In einer Sitzung des Ausschusses für
ein Bismarckdenkmal wurde beschlossen, hier einen Bismarck-
thurm zu errichten, von dem am Geburtstage Bismarcks
Freudenfeuer in's Land hineinleuchten sollen. Die Kosten
sind mit M ooo Mk. veranschlagt.
* Gsnabrück. In Anwesenheit des Prinzen Friedrich
peinrich von Preußen fand hier die Enthüllung eines
Denkmals für Kaiser Wilhelm I. statt.
* peidelberg. Die von der hiesigen Bürger- und
Studentenschaft geplante Bismarcksäule erfordert einen
Kostenaufwand von t6 ooo Mk., abgesehen von einen:
auf dem peiligenberg prachtvoll gelegenen Bauplatz, den
die Stadt zu diesem Zwecke uuentgeltlich überläßt.
* Müuchen. Das Friedens-Denkmal auf der prinz-
Regenten-Terrasse wurde in Gegenwart des Regenten am
;6. Juli feierlich eingeweiht. Das Denkmal gilt dem Ge-
dächtnisse der Friedensschließung zwischen dem Deutschen
Reiche und Frankreich am :o. Mai l87tz Es ist die gemein-
same monumentale Schöpfung der hiesigen Bildhauer
peinrich Düll, Max peilmaier und Georg petzold. Die
Verhältnisse des Baues sind nach dein Berl. Lok. Anz.
solche, daß das Denkmal auch in größerer Entfernung volle
Wirkung erzielt. Der vergoldete Friedensengel hält in der
einen pand eine Statuette der Pallas, in der anderen einen
Palmenzweig. Unten umschließt eine antike Palle den
Säulenbau, zu der Freitreppen emporführen. Der Unterbau
ist aus Muschelkalk gefertigt, alles übrige aus Kelheimer-
Kalkstein. Das Pallendach wird von Löwenköxfen ein-
gefaßt. Das Dach mit Architrav wird gehalten durch vier
Eckpfeiler, zwischen denen auf jeder Seite zwei Karyatiden
stehen, 2^ 2 Meter hohe weibliche Figuren von antiker Be-
handlung der Formen. Sie tragen in den pänden Kränze,
Palmenzweige und Füllhörner. Die Lckpsleiler sind reich
geziert durch Medaillonreliefs an den Außenseiten, wir
sehen, da die Porträtköpse der drei Kaiser Wilhelms I.,
Friedrichs III. und Wilhelms II., weiter König Ludwigs 11.,
Gttos I. und des Prinz-Regenten Luitpold, endlich Bismarcks,
Moltkes, Roons, sowie v. d. Tanns, Partmanns und
Pranckhs An den Pseilerflächen gegen Norden und Süden
sind in Medaillons die zwölf Arbeiten des perkules dar-
gestellt. Die Seitenwände der Palle, die deren Unterbau
umkleiden, find mit allegorischen Bildern nach Art der
altitalienischen Glasmosaik geschmückt. An der Westwand
sieht man den „Frieden" dargestellt, eine sitzende Frauen-
gestalt mit symbolischen Figuren der Kunst und der Wissen-
schaft zur Seite; gegen Süden den „Sieg": peimkehrende
antike Krieger von der Nike bekränzt; an der Gstwand
die „Segnungen der Kultur": Sitzende Frauengeftalt mit
Aehren und einer Fackel in den pänden über ihr frucht-
tragende Bäume, an beiden Seiten der Ackersmann mit
dein Pflug und der Schmied beim Ambos, rucken die Schiff-
fahrt; gegeir Norden der „Krieg", versinnbildlicht durch
 
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