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Die Kunst-Halle — 4.1898/​1899

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Nummer 20
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Imhof, Franz: Neue Bücher und Kunstvorlagen, [3]
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Der Künstlerverband für Illustration und Reklame
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https://doi.org/10.11588/diglit.63302#0358

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3f2

-2- Die Kunst-Halle

Nr. 20

reiche Text dieser schönen Publikation geschrieben ist,
deren Zeichnungen und farbigen Details auf dem
Wege des Licht- uud des Steindrucks in voller Schärfe
des Striches und der Form beraustreten und gleich-
zeitig dein instruktiven Zwecke sehr willkommen sind.
Daß heute die verschiedenartigen Interessen, wie
Denkmalpflege und rasender Kulturfortschritt, neben-
einander herlaufen, unbeirrt und ohne sich gegenseitig
zu stören, liegt in der echt menschlichen Natur be-
gründet, die einerseits das Bedürfniß zu impulsivem
Schaffen, andererseits auch gelegentlich zu reflektiver
Einkehr besitzt. Der Wunsch, die freilich nicht grade
glänzenden, aber immerhin recht bemerkenswerthen
künstlerischen Erinnerungen im ehemaligen Herzogthun:
Lauenburg zu beleben, hat den Zerbster Bauschul-
direktor Robert Schmidt veranlaßt, die dortigen
Bau- und Kunstdenkmäler des Askanischen
Fürstenhauses in großen schönen Aufnahmen, be-
gleitet von einem werthvollen baugeschichtlichen und
beschreibenden Text, zu publiziren und zwar mit
Unterstützung des herzoglich Anhaltischen Staats-
ministeriums, das dieses überaus vornehme Gewand
des Werkes ermöglichte. Das askanische Herzogthun:
in Lauenburg, gegen Ende des f2. Jahrhunderts
begründet, hat außer der spätromauischen Domkirche
zu Natzeburg wohl nichts von Belang aus dem
Mittelalter konservirt. Die Schmidt'sche Publikation
schenkt daher im wesentlichen auch zumeist den Ueber-
bleibseln dekorativer Skulptur aus der Zeit der
Renaissance und des Barocks gründliche Beachtung,
zumal den Schöpfungen, die während der Regierung
der im gewissen Sinne kunsteifrigen Herzöge Franz II.
(ff föfh) und Julius Franz (ff s68s)), mit welchem
die Linie im Mannes stamme erlosch, in jenem Dom,
ferner in der Stadtkirche zu Lauenburg, der Hofkirche
zu Franzhagen, der Kirche zu Groß-Grönau u. s. w.
von theilweise unbekannten künstlerischen Händen ent-
standen. Einige, mit besonderer Liebe malerisch be-
handelte Blätter geben Ansichten von den askanischen
Grabstätten, die unter der erhöht angelegten Vierung
des Ratzeburger Domes bezw. unter dem Thor der
Lauenburger Stadtkirche, einerseits zu Anfang, anderer-
seits um die wende des s6. Jahrhunderts, gestiftet
wurden. Am wichtigsten in jenen: Dome ist das als
Empore gebaute herzogliche Gestühl von f637 mit
seiner reichen barocken Brüstung und Bekrönung,
ferner das mächtige Epitaphium des Herzogs August
vou dessen Meister Jürgen Tidecke war. Aus
den Kirchen von Franzhagen und Groß-Grönau
fanden namentlich die barocken Kanzeln Berücksichti-
gung. DieseschönePublikationvonSchmidtverdient, ganz
abgesehen von dem geschichtlichen Interesse, das sie
bietet, als eine Ergänzung der R. hauptschen Inven-
tarisation und als ein Beitrag für die vaterländische
Denkmalkunde die Aufmerksamkeit der Fachkreise in:
vollen Maße.
Ich glaube schließlich nur einem Gebot der Pietät
zu entsprechen, wenn ich hier auf das durch den vor-
zeitigen Tod Prof. Rud. Adamy's leider Torso ge-
bliebene große Werk, das die Entwicklung der Bau-
kunst im Zusammenhang mit den geistig und ästhetisch
leitenden Ideen der Völker, unter dem Gesammttitel:
Architektonik auf historischer und ästhetischer
Grundlage,*) in sch Büchern (wovon 8 vollendet)
*) helwingffche Verlagsbuchhandlung. Hannover t88t
bis ^8Z6. 8 Bdei (Preis statt 78,80 Mk. jetzt 55,zo Mk.).

schildern wollte, nut einigen Bemerkungen zurück-
komme. Für deu denkenden und empfindenden
Künstler, speziell für den Bildhauer, der sich über
den Werdegang der Bauformen und Bauanlagen
der Völker Klarheit verschaffen möchte, hat vielleicht
grade die Adamyffche Behandlung der Architektur-
entwicklung einen hohen Werth. Sie will nicht nur posi-
tive Kenntnisse begründen und erweitern, sondern
zugleich die Phantasie anregen, befruchten. Die Ab-
sicht des Verfassers tritt deutlich zu Tage: Die Werke
von Bötticher „Tektonik der Hellenen" und von
Semper „Der Styl" in der erschöpfenden Würdigung
der ästhetischen Seite der Architektur zu ergänzen.
Zumal in: ersten Buch, das eine Art Einleitung für
das Ganze bildet und den Spezialtitel „Die Architektur
als Kunst" führt, sucht er Inhalt und Geist des
gesetzmäßigen architektonischen Schaffens zu analysiren
und auch die innigen Beziehungen des Baukünstlers
zu den Nachbargebieten seines Faches aufzudecken.
In einzelnen technischen und philosophischen Anschau-
ungen kann man ja heute anderer Meinung sein wie
Adamy, im Großen und Ganzen aber gewinnen seine
Ausführungen noch immer die Ueberzeugung des
Lesers. Das anzuerkennen und zum Studium dieser
gedankenreiche:: Entwickelungsgeschichte der Architektur
nachdrücklichst anzuregen, sei lediglich die Aufgabe
unserer knappen Notiz, wie gesagt, zugleich ein Akt
der Dankbarkeit, die dem Lebenswerk des deutschen
Forschers und Aesthetikers geschuldet wird. Eine
kritische Besprechung der vorliegenden 8 illustrirten
Bücher, die leicht den Umfang einer größern Ab-
handlung annehmen würde, verbietet sich wohl für
unsere Zeitschrift von selbst. Es soll nur noch ange-
gehen werden, daß die auch einzeln käuflichen Bände
nacheinander die Architektonik des orientalischen Alter -
thums, der Hellenen, der Römer, der Altchristlichen
Zeit, des Muhamedanischen und Romanischen Stils,
des Gothischen Stils und der Frührenaissance be-
handeln. Rudolf Adamy hat außerdem noch eine
recht brauchbare „Einführung in die antike Kunst-
geschichte" und eine Monographie der „Einhard-
Basilika" zu Steiubach in: Odenwald hinterlassen, die
gleichfalls in den: unten angeführten Verlag erschienen
sind.
Franz Imhof.
Der I^ünstlerverbanü für Illustration
unü beklame
erläßt folgende Mittheilung an die Künstlerschaft:
Sehr geehrter Herr!
Dem Aufrufe zur Gründung einer Deutschen
Plakat-Ausstellung vom Juli vorigen Jahres folgt
dieser zweite wie eine Naturnothwendigkeit. Der Muth
und die Gxferwilligkeit eines Einzelnen hat den ersten
Anfang ermöglicht. Jetzt ist es die Aufgabe aller Künstler,
die auf dem Gebiete des Plakates und der Illustration
arbeiten, den guten Keim nicht verdorren zu lassen. Der
weit ausschauende Zweck einer Zentrale für Plakat-Aus-
stellung und der verwerthung des künstlerischen Schaffens
konnte nicht verfehlen eine begeisterte Schaar von Künstlern
zusammen zu führen, um dem Gedanken eine greifbare
Gestalt in Form einer Künstler-Genossenschaft zu
geben. Die Verkehrsverhältniffe zwischen den Künstlern
und Rexroduzenten aber erheischen mehr: Die kleine Schaar
 
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