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Die Kunst-Halle — 4.1898/​1899

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Nummer 7
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P., R.: Düsseldorfer Kunstbrief
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Gustav, Leopold: Aus München
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https://doi.org/10.11588/diglit.63302#0124

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Die Aun st-Halle

Nr. 7


Ueberblick über die Wasserfarbenmalerei in Deutschland
zu geben, vollkommen und in glücklicher weise gelöst ist.
Wohl im Anschluß an die immer mehr sich aufdrängende
Unbrauchbarkeit der Kunsthalle zu modernen Ausstellungs-
zwecken, plant der Künstler-Unterstützungsverein, der mit
der Stadt zusammen das versügungsrecht über die Kunst-
halle hat, einen Ausbau derselben. Ob diese Veränderung
wirklich eine Verbesserung darstellen wird, das bleibt ab-
zuwarten. Ein großer Theil der Künstlerschaft steht dem
Plan, und wohl nicht mit Unrecht, mit sehr wenig Sympathie
gegenüber. Ls wird eben doch nur ein Flickwerk werden,
durch welches außerdem die Hoffnung, neben dem ja
wohl als gesichert zu betrachtenden Ausstellungsxalast auf
der Golzheimer Insel, noch ein würdiges Gebäude in der
Stadt zu Ausstellungszwecken zu besitzen, wieder in un-
endliche Fernen gerückt werden würde- Jedenfalls ist der
Plan, ein solches auf dem Terrain des jetzigen Kgl.
Gymnasiums aufznführen, vielleicht etwas kühn, aber
unendlich viel sympathischer. Aber man scheint eben in
Düsseldorf noch immer nicht so weit zu sein, daß man
sich sagt: „Entweder etwas Ordentliches oder gar nichts."
Da stickt man denn lieber weiter. — Bei Schulte ist seit
einer Woche die diesjährige Lukasausstellung eröffnet, von
der man nicht gut behaupten kann, sie sei die Beste
geworden, vor allem ermüdet eine gewisse Gleichartig-
keit der Bilder. Bei Gründung des Klubs hat man auf
die nöthige Mischung nicht Bedacht genommen und allzu
gleichgestimmte Seelen versammelt. Eugen Kamps,
Iernberg, Liesegang sind hier nur schwer von einander
zu unterscheiden, wenigstens in den kleineren Bildern.
Iernberg's große „Gewitterstimmung" ist ja recht persön-
lich, aber dafür doch auch sehr gewaltsam, von den
Landschaftern ist der hervorragendste diesmal zweifellos
H. Hermanns, der auch in der Aquarellausstellung ganz
vortreffliche Sachen ausgestellt hat; seine Stimmungsbilder
sind von einer sieghaften Schönheit des Tons, der sich
wohl Niemand entziehen kann, von den Figurenmalern
steht an der Spitze Professor A. Kamps mit seinem
„Trauerhause", das ja in Berlin schon bekannt ist. Recht
originell ist auch sein „Schützen-König", wenn auch für
den Einfall etwas groß. w. 5 patz stellt eine große
Zahl von etwas gleichartig wirkenden Kreidezeichnungen
aus und die Entwürfe für seine Wandmalereien in der
Kapelle des Schlosses Burg a. d. w. Etwas befremdend
wirkt hier ein „Genius des Ehristenthums" an der Stelle,
wo man sonst Ehristus selbst erwartet haben möchte, der
doch am Ende, wenigstens für Ehristen, selber der eigent-
liche „Genius" des Ehristenthums ist und nicht durch eine
Allegorie umschrieben zu werden braucht. Gerhard
Janssen stellt einige Skizzen von Interieurs aus, die wohl
nicht ausstellungsreis sind, nicht einmal heut zu Tage, wo
es ja freilich Mode ist, daß die Maler ihre sämmtlichen
Vorarbeiten dem Publikum auftischen, was würde man
sagen, wenn ein Klavierspieler in einem Konzert erst eine
Stunde Fingerübungen machen wollte? Aber man kann
ja nicht wissen, was Alles noch kommt. v;


-Aue (München.

^^.m „Kunstverein" sahen wir eine Kollektion Bilder
von Harry Iochmus, welche mehr durch außer-
ordentlichen Umfang als durch künstlerische Größe aus-
fielen. Die Sachen würden im kleineren Format weit
besser wirken. Die „Beerdigung bei Hochwasser am Nieder-
rhein" hat recht gute Stellen, aber mancher halber Meter
Leinwand ist ganz zwecklos mit Farbe bestrichen, wenig
einwandssrei ist auch das Gesicht des Geistlichen; diese
Züge sind weniger theilnehmend als altersschwach, viel
besser ist der „Taufgang"; aber auch hier wirkt die Riesen-
leinwand störend zu dem einfachen Vorgang. Ueber die
„Kinder in der Sommerfrische" läßt sich gar nichts Gutes
sagen. Derlei sieht man in jedem Familienblatt besser;
werthvoller sind die portraits von Iochmus, nicht alle sind
freilich frei von Photographirxose. — von Heinrich
Rasch sahen wir sehr ansprechende Strandbilder von
Katwyk. Er hat ein scharfes Auge für das Leben und
Treiben des Fischervolkes und fällt dabei niemals in's
Genrehafte. Das größere Bild, die „Fischerstöchter", sei
wegen der vorzüglichen Wasserbehandlung und feinen
Tönung besonders erwähnt. Der Rhein bei Bingen ist
zwar eine interessante Wasserstudie, doch ziehen wir bei
Rasch seine eigentliche Domaine, „Das Meer", bei weitem
vor. — Die „Begriffsstutzige" ist ein echter Defregger.
Zwar kennen wir die überlegen blickenden Gesichter der
beiden Tyroler Burschen schon von früher; allein das
Bauernmädchen ist von solch ursprünglicher, ungekünstelter
Naivetät, daß man an diesem Bilde Defreggers eine
ungetrübte Freude hat. L. Koppel bringt recht tüchtige
Marinestudien; Balthasar Schmitt eine Mädchenbüste, die
die Charme der Jugend verkörpert, ohne in Süßigkeit
zu verfallen.
Line sehr interessante Gabe ist die Kollektion von
Frank Hermann. Landschaften und Interieurs mit
sehr schöner Technik gemalt; die Kritik wird sich jedoch
nicht der Einsicht verschließen können, daß hier von einer
eigenen künstlerischen Handschrift noch wenig die Rede sein
kann. Das Mohnfeld z. B. läßt deutlich französische und
belgische Vorbilder erkennen. Das weite Feld mit den
rothen Mohnblumen wirkt trotz der Größe der Leinwand
gar nicht monoton, von reichem Stimmungsgehalt ist
der zweimal (mit verschiedener Lichtwirkung) gemalte
Friedhof im Mondschein. In den holländischen Interieurs
tritt mehr die Gewandtheit des Technikers, als die
Empfindung des Künstlers hervor. Der Schlachtenmaler
Louis Braun bringt einige Skizzen zum Ruhm der
bayerischen Armee von jetzt und früher. Die Studie von
der Nürnberger Kaiserparade mit dem Regenten an der
Tste der Truppen reitend, will uns recht matt erscheinen.
— Die alten Krieger mit dem Rauxenhelm vom Anfang
dieses Jahrhunderts geben ein gut gezeichnetes, genaues
Kostümbild ihrer Tage. — von den Landschaftern Peter
Paul Müller, A. Fink, und Andersen-Lundby
sehen wir gute Bilder. Jeder in den von ihm bevor-
zugten Motiven, ohne daß die bekannten Leistungen zur
Kritik neue Handhabe böten. Gtto Recknagel's
Iagdstücke, die immer gern Abnehmer finden, wirken wie
aus Blech gemalt und können von dem modernen Auge
kaum mehr goutirt werden. Fürstin Mary von Wrede,
welcher wir noch nicht unter den Künstlerinnen begegneten,
bringt das portrait einer alten Dame, das ähnlich zu sein
scheint. In der Koloristik etwas zu diskret, jedenfalls
aber die Arbeit eines schönen Talents. Gute Portraits
sind auch diejenigen von G. Mors. Sehr flott gemalt,
doch nicht frei von einer gewißen Griginalitätssucht, die
sich unter anderem auch in den Rahmen kundgiebt. Auch
Hermann Hofsmann junior bringt gute Portraits.
Wir heben das vollbildniß eines jungen Literaten hervor,
wenn man nach dem flüchtigen Sehen in den Theatern
urtheilen darf, ist das Bild ungemein ähnlich; wenn auch
die Lharakterisirung vielleicht hauptsächlich in Äußerlich-
keiten der Kleidung rc. gesucht ist.
Der Kunstgewerbeverein ist aus Anlaß des
kommenden Festes sehr reicht beschickt. Line Schlafzimmer-
 
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