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Die Kunst-Halle — 4.1898/​1899

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Nummer 12
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M., C.: Dresden: Kunstbrief
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P., R.: Düsseldorfer Kunstbrief
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https://doi.org/10.11588/diglit.63302#0214

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Die Run st-Halle

Nr. s2

Ad. Menzel und neue Radirungen und Lithographien
von Otto Fischer, dann einige Möbel nach Ent-
würfen von A. T. von Berlepsch und dem seit
Kurzem hier als Lehrer an der Kunstgewerbeschule
wirkenden R. Groß, von dem auch reizvoll gestaltete
und originell geschmückte Zinngeräthe ausgestellt
waren, ferner Möbel von Niemerschmied und aller-
hand geschmackvolle Stickereien von Marg. von
Branchitsch-Halle. weiter stellte der bekannte Illu-
strator wilh. Llaudius einige sehr schöne, farbig feine,
landschaftliche Gouachebilder aus und Prof. Erwin
Gehme außer einer Reihe von flotten landschaftlichen
Aquarellen Entwürfe für Wandbilder, bekannte
Märchen behandelnd, die er für ein Kinderhospital
ausführt, gut in den Raum komponirte und
poetisch empfundene Arbeiten. Die gleichzeitig zur
Schau gestellten Bilder von Raffaelli sind hier bei
anderen Gelegenheiten oft genug besprochen worden,
so daß ihre Erwähnung für heut genügt. Sonst
fei noch eine Reihe der bekannten humoristischen
Zeichnungen von Harburger und allerhand Kunst-
gewerbliches nach Entwürfen Dresdener Künstler in
den neu eröffneten Werkstätten für Kunsthandwerk in
Laubegast bei Dresden ausgeführte Gegenstäude als
Spiegel, Truhen, Stühle und Uhren erwähnt.
L. M.
Düsseldorfer Kmrflörief.

Februar 1(899.
ie letzte Frage, welche bezüglich der großen Düssel-
dorfer Welt-Ausstellung im Jahre t9O2 und des zu
erbauenden dauernden Kunst-Ausstellungsgebändes noch zu
lösen war, ist in der letzten Stadtverordneten-Sitzung in
günstiger nnd in einer der Stadt Düsseldorf höchst würdigen
weise erledigt worden. Die Stadt hat sich nämlich bereit
erklärt, zunächst einen Beitrag für die Ausstellung von
iso 000 Mk. zu bewilligen (davon (00 000 Mk. ü tonäs
peräu) und ferner für das bleibende Gebäude den Platz
auf der Golzheimerinsel im werthe von soo—700 000 Mk.
zur Verfügung zu stellen. Sie wird ferner die nicht un-
bedeutenden Kosten für die Aufhöhung der Golzheimerinsel
tragen. Da durch das Konnte schon über 2 Millionen
Kapital zusammengebracht wurde, so ist die Ausstellung
als gesichert zu betrachten, und Düsseldorf nun im Anschluß
an sie endlich in den Besitz eines großen würdiger: Aus-
stellungspalastes gekommen, der hoffentlich der hiesigen Aus-
stellungsmissre ein Ende bereiten wird. Daß das künst-
lerische Leben in Düsseldorf eines solchen Sammelpunktes
immer dringender bedarf, beweisen die zahlreichen Ver-
anstaltungen, die einander förmlich drängen. Die sehr
interessante Aquarellausftellung in den unzureichenden
Räumen des Kunstgewerbemuseums, das hoffentlich auch in
nicht allzulanger Zeit die geplante Vergrößerung erhält,
ist kaum zu Ende, und schon hat die Kunsthalle eine dies-
mal höchst gelungene Gedächtniß-Ausstellung veranstaltet
zum Andenken an den im vorigen Jahre so plötzlich ver-
storbenen Maler Karl Gehrts. Da die Kunsthalle irr
ihren Treppenhausfresken das Hauptwerk des Künstlers
besitzt, so war der Grundstock einer Gesammt-Ausstellung
ja gegeben. Dieselbe war, wie gesagt, eine sehr werthvolle,
weil höchst reichhaltige und fast umfassende, da sie neben

verschiedenen Staffeleibildern, deren Gehrts im Allgemeinen
wenige gemalt hat, eine große Anzahl seiner geistreichen
Entwürfe zu dekorativ-monumentalen Arbeiten, viele
Diplome, in denen der Verstorbene Meister war, und einen
fast unübersehbaren Schatz an Handzeichnungen, Aquarellen,
Studien, Illustrationen aller Art zur Anschauung brachte.
Sehr interessant waren neben den doppelten Entwürfen
und Skizzen zu den Kunsthallensresken auch die Entwürfe
zu einer monumentalen Malerei in Hamburg, an denen
der Künstler bis zuletzt gearbeitet hatte. Sie zeigen einen
entschiedenen Fortschritt in der Auffassung monumentaler
Motive und lassen es auf's Tiefste bedauern, daß es dem
Künstler nicht vergönnt war, diese Arbeiten auszusühren. —
Line recht interessante und eigenartige Veranstaltung
hat dieser Tage hier eine Gruppe meist jüngerer Künstler
getroffen, nämlich eine Atelier-Ausstellung, die von dem
Wunsche ausgeht, dein Publikum eine kleine Anzahl aus-
gewählter Kunstwerke in einer Umgebung zu zeigen, die
mehr den Charakter eines Wohnraumes oder einer Privat-
gallerie hat, als es die üblichen Ausstellungslokale haben
können, und in einer Ausstellung, die aus die Wirkung des
einzelnen Bildes die größtmöglichen Rücksichten nimmt. Es
ist in Folge dessen das schöne, geräumige Atelier des
Malers H. E. Pohle mit Teppichen, Möbeln, Vasen und
dergl. in freundlicher und gefälliger weise dekorirt und an
den ganz Hellen Wänden eine beschränkte Anzahl von
Bildern in großen Zwischenräumen ausgehängt worden,
die denn allerdings in ganz anderer weise wirkt, als es
die bisher bekannten Arbeiten der verschiedenen Künstler
bei Schulte oder gar in der Kunsthalle thun konnten.
Da außerdem keinerlei künstlerische Richtungen in den
Vordergrund geschoben wurden, so macht das Ganze durch-
aus den fesselnden Eindruck einer, mit'feinstem Geschmack
ausgewählten Privatgallerie, deren Hauptwerth darin be-
ruht, daß nicht eine einzige minderwerthige Arbeit in ihr
vorhanden ist. Um Einzelne zu nennen, seien vor allem
die Freilichtstudien von R. Böninger erwähnt, die ebenso,
wie sein großes, von München her bekanntes Bild „Idyll",
alle unter dein sonnigen Himmel Italiens entstanden zu
sein scheinen. Prof. Claus Meyer ist vielleicht sein
Gegenpart in der seinstimmigen, an die alten, nieder-
ländischen Kleinmeister erinnernden Behandlung von
Interieurszenen, deren eine auch in dem bekannten Terborg-
kostüm gehalten ist. Der Inhaber des Ateliers H. E. Pohle
ist unter Anderem mit einer seiner geistreichen, breit und
dekorativ gehaltenen Skizzen (Kreuztragung) vertreten,
der man die Ausführung im Großen wünschen möchte, so-
wie mit einem sehr originellen Porträt und einigen
dekorativen Landstraßen mit Staffage. Sehr schöne Porträts
sandten noch Pros. Hutzsteiner und Th. Funck, ein viel-
versprechender Akademieschüler von Peter Janßen. Die
Landschaft ist durch M. Hünten, E. Nikutowsky, Pros.
Bergmann sehr geistreich vertreten und das Thierbild
durch einen prächtigen Tiger von Ungewitter.
H. Heimes überrascht durch die höchst farbige und seine
Wirkung in einem seiner drei Bilder „Die Schäferei".
Auch die Bilder von Becker und die Skizzen von Marx
erheben sich mit über das Maaß des Gewöhnlichen. Das
Unternehmen ist als eine höchst erfreuliche Neuerung in
unserem Kunstleben zu begrüßen, und es wäre zu wünschen,
daß es befruchtend aus die so trivial gewordene Art, Kunst-
werke zu zeigen und — zu sehen, wirken möchte. —
 
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