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Die Kunst-Halle — 4.1898/​1899

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Nummer 7
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Dresden: Kunstbrief
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P., R.: Düsseldorfer Kunstbrief
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https://doi.org/10.11588/diglit.63302#0123

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Nr. 7

Die Aun st-Halle

s03

einige in Opaleszentglas von L. Br. Liebert - Dresden
ausgeführte Fenster trugen dazu bei, manchen Entwurf
verständlicher erscheinen zu lassen und zeigten gleichzeitig
die eigenartigen Reize dieses Materials in überlegener
weise.
Ernst Arn old's Kunftsalon (A. Gutbier) brachte
während dieser Zeit mancherlei von verschiedenem werthe,
zuletzt eine Kollektivausstellung von Bildern des hier
lebenden Hessen wilh. Ritter; Landschaften aus der
näheren Umgebung Dresdens, fein in der meist Hellen
Farbenstimmung, intim im Einzelnen auf das Kleine
ohne ins Kleinliche zu verfallen, im Ganzen an den Belgier
Emile Llaus erinnernd, dem er offenbar nachstrebt, ohne
dessen Größe zu erreichen; jedenfalls ist Ritter auf seinem
allerdings eng begrenzten Gebiete ein beachtenswerther
Meister. Daneben brachte die Ausstellung hauptsächlich
eine reiche Auswahl an Broschen und Nadeln aus Edel-
metallen von Vernier und Ehsret, Gläser von Tiffany,
Porzellan aus Kopenhagen und Utrechter Fayence. Zn
Emil Richters Kuustsalon wurde dann eine Ausstellung
von Liebhaberphotographien, die vorzügliche, künstlerisch zu
nennende Leistungen bot, vielbeachtet; weiter brachte er
Bilder von Jaques Schenker, F. Walther Scholz, L. Herr-
mann und A. de Moncourt und Möbel nach Entwürfen
von H. E. v. Berlepsch u. a- Diese Ausstellung wurde ab-
gelöst von einer solchen, die der Münchener Kunsthändler
D. Heinemann in diesen Räumen veranstaltete; sie enthielt
in der Hauptsache süßliche verkaufswaare von Italienern,
Spaniern und deutschen Kleinmalern und als kis668 äe
rösistsmeo einen Eorot, einen Iacque und zwei H. Thoma.
Der „Kunstverein" endlich, der Ende November nach
Beendigung der Schülerarbeitenausstellung der Akademie,
die nicht öffentlich war und sich deshalb der Besprechung
entzieht, eröffnet wurde, hatte zunächst einen Heiterkeits-
erfolg zu verzeichnen, indem in seiner Generalversammlung
angeregt wurde, es fei zu empfehlen, daß die Aufnahme-
jury in Zukunft durch Nichtkünstler zu verstärken sei,
wenn Bilder mit nackten weiblichen Figuren eingeliefert
worden seien. „Man solle bei Gemälden, die Nacktes
darstellen, nicht blos die Meinung der Künstler über die
Zulässigkeit des Nackten, sondern auch den christlich-sitt-
lichen Standpunkt zur Geltung bringen; ein Herr sei nebst
seinen Töchtern wegen eines „unanständigen Bildes" aus-
getreten." Dem wurde natürlich widersprochen, aber leider
nicht mit der angebrachten Schärfe und dem verdienten
Hohn, da die Künstler meist diesen Versammlungen fern
bleiben. Die Ausstellung selbst brachte den künstlerischen
Nachlaß des Bildhauers H. Bäumer, dem diese Blätter
anläßlich seines Todes s. Z. einen eingehenden Nachruf
widmeten, und den des leider im 36. Lebensjahre im Ok-
tober verstorbenen Malers Alfr. Reuter, von dessen Haupt-
arbeit, zwei großen Wandbildern, die Mechanik darstellend
und ein dekoratives portrait des Königs, die er für die
technischen Staatslehranstalten für Ehemnitz ausführte, nur
photographische Nachbildungen vorhanden waren; seine
landschaftlichen Studien und sonstigen Arbeiten verrathen
energisches ernstes Studium und oft eigenartige Auffassung,
die sich mit feiner koloristischer Begabung paart, so daß
man aufrichtig bedauern muß, daß so reichen Hoffnungen
die Erfüllung versagt blieb. Sonst seien aus der Menge,
die von Woche zu Woche noch vermehrt wird und von
der wir später zd sprechen haben werden, hervorgehoben

einige gute Landschaften von Jacques Schenker und Franz
Hochmann, einige auffallend kräftig und sicher gemalte
Bildnißstudien von Edith Schiemann, Bilder von dem
talentvollen Prellschüler Ioh. Mogk.
Zum Schluß sei noch die zweite vom Ministerium
veranstaltete Künstler-Postkartenkonkurrenz erwähnt; nahe-
zu t200 Entwürfe waren eingegangen, von denen ca. Hoo
als unbrauchbar ausgeschieden wurden, von dem Rest
sind dann 2H ziemlich indifferente Entwürfe für die vor-
handenen 2H Preise ausgesucht worden. Keiner derselben
rechtfertigt die Zuerkennung eines Preises in besonders
hohem Maße, bei manchem aber bekommt man den Ein-
druck, daß nicht, wie das Ministerium es wollte, der Ge-
schmack des Publikums gebildet werden sollte, sondern daß
man den vom Publikum beliebten Geschmack unterstützte,
wenn das Ministerium Postkarten herausgiebt, wie sie
zu Hunderttausenden im Handel sind, so wird es vielleicht
einen leidlichen materiellen, nie aber einen künstlerischen
Erfolg erzielen, und darauf, denk ich, kam es ihm an.
vielleicht traf ein hiesiges Blatt das richtige, indem es
bedauerte, daß der in die Jury berufene Vertreter des
Farbendruckes mehr als berathende Stimme hatte.
L. M.
Düssekdorfer RunstKrief.

Q^fl^S-ier tagen augenblicklich drei Ausstellungen, wenn
man die Sammlung mittelmäßiger vlämischer
Bilder, welche die Kunsthalle aus Krefeld be-
Zogen hat, überhaupt als Ausstellung gelten
lassen will. Zn Kreseld hatte man ja große Begeisterung
dafür gezeigt. Bei der Eröffnung wirkte der Regierungs-
präsident und eine ganze Reihe vlämischer Würdenträger
mit, von denen einer auch eine schöne französische Rede
hielt, vielleicht als Illustration zu den nationalen Be-
strebungen der Vlamen. Für Düsseldorf haben die, wie
gesagt, höchst minderwerthigen, meist älteren Bilder nur
den Zweck gehabt, daß in der Kunsthalle zur gegebenen
Zeit für die vortreffliche Aquarellausstellung, welche die
Firma Bismeyer L Kraus zusammengebracht hatte,
wie gewöhnlich, kein Platz war. So mußten die Aquarelle
in dem viel zu kleinen, mangelhaft beleuchteten sogenannten
Lichthof des Kunstgewerbemuseums aufgestellt werden,
wenn sie dort trotzdem gut wirken, so ist das eben ein
starker Beweis für ihre Güte. Es ist in der That eine
große Anzahl vortrefflicher Blätter zusammengekommen.
Die meisten selbstverständlich aus Düsseldorf selbst, aber
auch sehr viel Gutes kam aus Berlin (Eurt Stoeving,
Hugo Vogel, von den Aelteren Menzel und passini)
und aus München, wo allerdings ziemlich wenig in Wasser-
farben gemalt zu werden scheint. (Hier stehen die Illustra-
toren der Fliegenden Blätter an der Spitze: Reinicke
und Marold). Zwei interessante Künstler waren hier
weiter noch nicht bekannt, Ad. Männchen aus Danzig,
der mehr als 20, zum Theil große, in Wasserfarben oder
Tempera ausgeführte Bilder brachte und H. Linde aus
Lübeck mit ebenfalls zahlreichen, zum Theil nach in-
dischen Motiven gemalten Blättern. Karlsruhe, Dres-
den rc- sind ebenfalls, wenigstens mit einzelnen guten
Blättern angemessen vertreten, so daß der Versuch, einen
 
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