Nr. 20
Die Aun st-Halle
513
muß wachsen und schließlich alle betreffenden Künstler in
sich verschmelzen, denn nur durch geschlossenes vorgehen
kann der Ueberlegenheit der reproduzierenden Fabrikanten
die Spitze geboten werden.
Die erste, zaghafte Ausstellung ist eine zielbewußte,
permanente bereits geworden; es sind feste Beziehungen
mit den Konsumenten erfolgreich angeknüpft; wir haben
Verbindungen, welche es ermöglichen, den Reproduzenten
eine wirkliche Konkurrenz zu bieten. Km so gewichtiger
aber wird die Genossenschaft werden, je einnüithiger wir
Zusammengehen, je weniger außerhalb Stehende nicht nur
sich selbst, sondern auch der Organisation schaden.
Ls ist ein moderner, durch die Erfolge der Selbsthilfe
auf anderen Gebieten sich aufzwingender Gedanke, gemein-
schaftlich zu handeln, um unabhängig vom Käufer zu werden,
dessen Interesse es ist, seine Erwerbungen durch Preisdruck
möglichst wohlfeil zu bewirken.
Die Genossenschaft hat den ausgesprochenen Zweck für
Erzeugnisse der künstlerischen Reproduktion auf dem Ge-
biete der Malerei und Bildhauerei eine Zentra le zu schaffen,
Wander-Ausstellungen zu veranstalten und will sich
bemühen von Zeit zu Zeit durch Elite - Ausstellungen
die Blütche der deutschen Plakatkunst vorzuführen, und auf
diese weise der: Mühen des Künstlers einen angemessenen
Lohn erringen. Ls soll der Einzelne nicht mehr gezwungen
sein, mit seinen Arbeiten hausiren zu gehen, sondern er
soll für dieselben eine würdige Stätte finden, wo sie dem
verkaufe leichter zugänglich werden, da die Genossenschaft
sich auch die Aufgabe gestellt hat, die eigentlichen Konsu-
menten heranzuziehen und so das Absatzgebiet zu erweitern.
Je größer die Schaar der Genossen, desto größer das
Kebergewicht über die bisher vermittelnden Kunstanstalten.
Die Genossenschaft wird dem Bedürfniß der Konsumenten
eine Anzahl von Arbeiten zur Verfügung stellen können,
wie sie ein privatunternehmen künstlerischer und reichhaltiger
nie zu bieten vermag. Immer neuen Konsumenten werden
die Skizzen unterbreitet und so die weitere Möglichkeit eines
Auftrages geschaffen.
Die Genossenschaft bietet aber ihren Mitgliedern, wie
aus den Statuten*) hervorgeht, noch eine Reihe anderer,
großer Vorteile:
wie ost wird der Künstler, theils aus Mangel an
Erfahrung, theils durch seine Nothlage, theils durch gewisse
Fabrikanten ausgebeutet. Unzählige Prozesse, dieser Art
beschäftigten die deutschen Gerichtshöfe. Die Genossenschaft
bietet allen ihren Angehörigen den weitgehendsten Rechtsschutz.
wer war im Falle einer Krankheit ärmer, verlassener
als der Künstler, der nicht über eigene Mittel verfügte?
Der letzte Tagelöhner war besser daran. Jetzt ändert sicb
dieses. Die Genossenschaft hilft auch in der Roth, und der
erkrankte Künstler kann mit Ruhe seiner Genesung ent-
gegensehen, da der verband wie eine Mutter für ihn
sorgen wird.
Selbst bei größtem Fleiße kann es Monate, Jahre
hindurch vorkommen, daß auch der begabteste Künstler nichts
verdient. Er würde zu Grunde gehen, wenn nicht die
Genossenschaft auch hier mit helfender Hand eingriffe und
durch unverzinsliche Darlehen und anderweitige Unter-
stützungen die harte Roth linderte.
*) Die Statuten des Künstlerverbandes sind von der
Geschäftsstelle der „permanenter: deutschen Plakat-Aus-
stellung", Berlin w., Leipzigerstr. 97, zu beziehen.
Sie ersehen, geehrter Herr, daß wir uns ein hohes
Ziel gesteckt haben, und sofern Sie mit unseren Bestrebungen
sympathisieren, bitten wir Sie, uns die schleunige Organi-
sation zu ermöglichen, indem Sie in Ihren Kreisen Ihr
gewichtiges Wort freundlichst für uns in die Wagschale
legen und Ihre prinzipielle Zustimmung durch Unterzeichnung
beifolgender Erklärung geben.
Für Ihre freundlichen Bemühungen sprechen wir Ihnen
im voraus unseren besten Dank aus und grüßen Sie
hochachtungsvoll und ergebenst
Der Vorstand.
I. A.: I. G. Akermark.
Ihre volle Uebereinstimmung mit unsern Bestrebungen
bekundeten unter Anderen bereits durch Namensunterschrist:
Pros. Reinhold Begas, L. Begas-Parinentier, Prof. Emil
Doepler d. I., Pros. Otto Lckmann, Pros. Hanns Fechner,
Pros. Georg Galland, Dr. Lmil Jakobson, Direktor Dr.
P. Jessen, Pros. Otto Lessing, Pros. Max Liebermann,
Pros. L. Manzel, Paul Schultze-Naumburg, L. v. Sievers,
Prof. F. Skarbina, w. Leistikow, Pros. Ludwig pietsch.
Ui
München:
Aumeller-Verbanü Hlüncftener Isiiimler.
verband, welcher seine Bilderkollektionen schon
einige Jahre viele deutsche Städte besuchen läßt,
tritt mit seiner Ausstellung in der Gallerte Heine-
mann zum ersten Male vor das Forum der heimathlichen
Kunststadt. Line Anzahl der ausgestellten Bilder sind dem
Kunstfreund von früheren Gelegenheiten bekannt, wie
Alexander von wagner's „Heuernte in Ungarn" mit den
prächtig gemalten Ochsen. Immerhin haben wir selten
eine in erster Linie zu verkausszwecken zusammen-
gestellte Kollektion gesehen, welche so wenig von jener un-
erträglichen Marktware in sich birgt, die so ost das Inter-
esse des Kunstfreundes vorzeitig ertödtet. Lenbach hat den
Prinzen Ludwig von Bayern gemalt. Diese bebrillten
blauen Augen sind wieder meisterhaft gegeben; der Aus-
druck gutmüthig ohne einen Zug von Größe zu entbehren;
die Zivilkleidung von einer gewissen Gelehrtennonchalance;
das alles in wunderbarer Treffsicherheit und Ähnlichkeit.
Bössenroth schildert wieder die herben Reize herbstlicher
Natur, über die schon der Novembernebel dämmert; auch
seine Isarthalstudien sprechen von kräftiger Empfindung und
sicherem Blick für das wesentliche; Leopold Schönchen's
Ackerlandschast mit dem das braune Feld durchfurchenden
Gchsenpsluge ist von der Ahnung kommenden Frühlings
durchhaucht. Karl Raupx's „Ochsenfurt," eine Arbeit,
die schon aus dem Jahre ^872 stammt, will uns recht
trocken erscheinen, viel besser sind seine anspruchslosen Kähne
am See und das große, schon bekannte Gemälde, aus dem
ein Fischermädchen sein Boot durch die stürmisch bewegte
See lenkt, nur der Nebenkahn ist viel zu passiv gehalten.
Heinrich Rasch bringt einige Strandbilder von Katwyk.
Die Dorsstraße mit den Fischersrauen, ein Bild ganz kleinen
Formats, ist mit einer besonderen Frische hingestrichen.
Wilhelm Räuber ist mit einer größeren Studie zur
„Genoveva" vertreten und einem Bauernkücheninterieur
mit einem anmuthigen Blick ins sonnenbeschienene Grüne.
Frank Kirchbach's „Rast aus der Flucht" ist koloristisch recht
hübsch. Ohne sonderlich tief zu sein, hinterläßt diese Maria
einen freundlichen Eindruck. Ernst Zimmermann s Haus-
garten — zwei Kinder von durchs Laub dringenden Sonnen-
strahlen beleuchtet, meistert das ost gesehene Motiv nut
achtungswerthem Können. Schrnitzberger's landschaftlich
ganz hübsches Iagdbild ist sür unseren Geschmack zu säuber-
lich gemacht. Hans Volkmers, „Ruinirt" ist trotz seines
sensationellen Lharakters nicht ohne malerische Verdienste.
Die Aun st-Halle
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muß wachsen und schließlich alle betreffenden Künstler in
sich verschmelzen, denn nur durch geschlossenes vorgehen
kann der Ueberlegenheit der reproduzierenden Fabrikanten
die Spitze geboten werden.
Die erste, zaghafte Ausstellung ist eine zielbewußte,
permanente bereits geworden; es sind feste Beziehungen
mit den Konsumenten erfolgreich angeknüpft; wir haben
Verbindungen, welche es ermöglichen, den Reproduzenten
eine wirkliche Konkurrenz zu bieten. Km so gewichtiger
aber wird die Genossenschaft werden, je einnüithiger wir
Zusammengehen, je weniger außerhalb Stehende nicht nur
sich selbst, sondern auch der Organisation schaden.
Ls ist ein moderner, durch die Erfolge der Selbsthilfe
auf anderen Gebieten sich aufzwingender Gedanke, gemein-
schaftlich zu handeln, um unabhängig vom Käufer zu werden,
dessen Interesse es ist, seine Erwerbungen durch Preisdruck
möglichst wohlfeil zu bewirken.
Die Genossenschaft hat den ausgesprochenen Zweck für
Erzeugnisse der künstlerischen Reproduktion auf dem Ge-
biete der Malerei und Bildhauerei eine Zentra le zu schaffen,
Wander-Ausstellungen zu veranstalten und will sich
bemühen von Zeit zu Zeit durch Elite - Ausstellungen
die Blütche der deutschen Plakatkunst vorzuführen, und auf
diese weise der: Mühen des Künstlers einen angemessenen
Lohn erringen. Ls soll der Einzelne nicht mehr gezwungen
sein, mit seinen Arbeiten hausiren zu gehen, sondern er
soll für dieselben eine würdige Stätte finden, wo sie dem
verkaufe leichter zugänglich werden, da die Genossenschaft
sich auch die Aufgabe gestellt hat, die eigentlichen Konsu-
menten heranzuziehen und so das Absatzgebiet zu erweitern.
Je größer die Schaar der Genossen, desto größer das
Kebergewicht über die bisher vermittelnden Kunstanstalten.
Die Genossenschaft wird dem Bedürfniß der Konsumenten
eine Anzahl von Arbeiten zur Verfügung stellen können,
wie sie ein privatunternehmen künstlerischer und reichhaltiger
nie zu bieten vermag. Immer neuen Konsumenten werden
die Skizzen unterbreitet und so die weitere Möglichkeit eines
Auftrages geschaffen.
Die Genossenschaft bietet aber ihren Mitgliedern, wie
aus den Statuten*) hervorgeht, noch eine Reihe anderer,
großer Vorteile:
wie ost wird der Künstler, theils aus Mangel an
Erfahrung, theils durch seine Nothlage, theils durch gewisse
Fabrikanten ausgebeutet. Unzählige Prozesse, dieser Art
beschäftigten die deutschen Gerichtshöfe. Die Genossenschaft
bietet allen ihren Angehörigen den weitgehendsten Rechtsschutz.
wer war im Falle einer Krankheit ärmer, verlassener
als der Künstler, der nicht über eigene Mittel verfügte?
Der letzte Tagelöhner war besser daran. Jetzt ändert sicb
dieses. Die Genossenschaft hilft auch in der Roth, und der
erkrankte Künstler kann mit Ruhe seiner Genesung ent-
gegensehen, da der verband wie eine Mutter für ihn
sorgen wird.
Selbst bei größtem Fleiße kann es Monate, Jahre
hindurch vorkommen, daß auch der begabteste Künstler nichts
verdient. Er würde zu Grunde gehen, wenn nicht die
Genossenschaft auch hier mit helfender Hand eingriffe und
durch unverzinsliche Darlehen und anderweitige Unter-
stützungen die harte Roth linderte.
*) Die Statuten des Künstlerverbandes sind von der
Geschäftsstelle der „permanenter: deutschen Plakat-Aus-
stellung", Berlin w., Leipzigerstr. 97, zu beziehen.
Sie ersehen, geehrter Herr, daß wir uns ein hohes
Ziel gesteckt haben, und sofern Sie mit unseren Bestrebungen
sympathisieren, bitten wir Sie, uns die schleunige Organi-
sation zu ermöglichen, indem Sie in Ihren Kreisen Ihr
gewichtiges Wort freundlichst für uns in die Wagschale
legen und Ihre prinzipielle Zustimmung durch Unterzeichnung
beifolgender Erklärung geben.
Für Ihre freundlichen Bemühungen sprechen wir Ihnen
im voraus unseren besten Dank aus und grüßen Sie
hochachtungsvoll und ergebenst
Der Vorstand.
I. A.: I. G. Akermark.
Ihre volle Uebereinstimmung mit unsern Bestrebungen
bekundeten unter Anderen bereits durch Namensunterschrist:
Pros. Reinhold Begas, L. Begas-Parinentier, Prof. Emil
Doepler d. I., Pros. Otto Lckmann, Pros. Hanns Fechner,
Pros. Georg Galland, Dr. Lmil Jakobson, Direktor Dr.
P. Jessen, Pros. Otto Lessing, Pros. Max Liebermann,
Pros. L. Manzel, Paul Schultze-Naumburg, L. v. Sievers,
Prof. F. Skarbina, w. Leistikow, Pros. Ludwig pietsch.
Ui
München:
Aumeller-Verbanü Hlüncftener Isiiimler.
verband, welcher seine Bilderkollektionen schon
einige Jahre viele deutsche Städte besuchen läßt,
tritt mit seiner Ausstellung in der Gallerte Heine-
mann zum ersten Male vor das Forum der heimathlichen
Kunststadt. Line Anzahl der ausgestellten Bilder sind dem
Kunstfreund von früheren Gelegenheiten bekannt, wie
Alexander von wagner's „Heuernte in Ungarn" mit den
prächtig gemalten Ochsen. Immerhin haben wir selten
eine in erster Linie zu verkausszwecken zusammen-
gestellte Kollektion gesehen, welche so wenig von jener un-
erträglichen Marktware in sich birgt, die so ost das Inter-
esse des Kunstfreundes vorzeitig ertödtet. Lenbach hat den
Prinzen Ludwig von Bayern gemalt. Diese bebrillten
blauen Augen sind wieder meisterhaft gegeben; der Aus-
druck gutmüthig ohne einen Zug von Größe zu entbehren;
die Zivilkleidung von einer gewissen Gelehrtennonchalance;
das alles in wunderbarer Treffsicherheit und Ähnlichkeit.
Bössenroth schildert wieder die herben Reize herbstlicher
Natur, über die schon der Novembernebel dämmert; auch
seine Isarthalstudien sprechen von kräftiger Empfindung und
sicherem Blick für das wesentliche; Leopold Schönchen's
Ackerlandschast mit dem das braune Feld durchfurchenden
Gchsenpsluge ist von der Ahnung kommenden Frühlings
durchhaucht. Karl Raupx's „Ochsenfurt," eine Arbeit,
die schon aus dem Jahre ^872 stammt, will uns recht
trocken erscheinen, viel besser sind seine anspruchslosen Kähne
am See und das große, schon bekannte Gemälde, aus dem
ein Fischermädchen sein Boot durch die stürmisch bewegte
See lenkt, nur der Nebenkahn ist viel zu passiv gehalten.
Heinrich Rasch bringt einige Strandbilder von Katwyk.
Die Dorsstraße mit den Fischersrauen, ein Bild ganz kleinen
Formats, ist mit einer besonderen Frische hingestrichen.
Wilhelm Räuber ist mit einer größeren Studie zur
„Genoveva" vertreten und einem Bauernkücheninterieur
mit einem anmuthigen Blick ins sonnenbeschienene Grüne.
Frank Kirchbach's „Rast aus der Flucht" ist koloristisch recht
hübsch. Ohne sonderlich tief zu sein, hinterläßt diese Maria
einen freundlichen Eindruck. Ernst Zimmermann s Haus-
garten — zwei Kinder von durchs Laub dringenden Sonnen-
strahlen beleuchtet, meistert das ost gesehene Motiv nut
achtungswerthem Können. Schrnitzberger's landschaftlich
ganz hübsches Iagdbild ist sür unseren Geschmack zu säuber-
lich gemacht. Hans Volkmers, „Ruinirt" ist trotz seines
sensationellen Lharakters nicht ohne malerische Verdienste.