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Die Kunst-Halle — 4.1898/​1899

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Nummer 16
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Norden, J.: Berliner Kunstschau
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Kunstchronik
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250

Die Run st-Halle

Nr. f6

unter ragenden, dunklen Zypressen und blühenden Sträuchern
tanzende Mädchen, rothe, blonde, schwarze, mit flatternden,
durchsichtigen, bunten Schleiern nur bekleidet; in der paltung
etwas geziert, wie namentlich die Goldblonde, die die Laute
schlägt. In der Farbe ist Alles ebenso harmonisch zusammen-
-gestinunt, wie in der Linienführung. Ls ist Präraffaelismus,
aber modernisirter, eben darum, weil Störung Eigenes hinzu-
thut. In die Reihe dieser Bilder gehört auch eine Bac-
chantin mit wildwallender, braunrother Paarfülle, die einem
Berg mit Dionysos-Tempel zustrebt. Von den Bildnissen ist
das kräftigste das des Bauraths Schwechten, im Freilicht in
einer Loggia gemalt. Lin anderes perrenbildniß — alter,
weißhaariger Mann — ist in der Auffassung interessanter;
die junge Weltdame in Weiß ist dagegen etwas trocken
und steif ausgefallen. Dann sind da einige Strandstudien,
fleißige Malereien mit liebevoller-Beobachtung des Einzelnen
in Farben und Formen und eine Sammlung vor: flotten
Aquarellen in sicherer Technik — Interieurs und Archi-
tektonisches, sowie Straßenansichten und Pose aus Ravenna,
Venedig u. s. w. — Mit Stoeving haben auch noch R.
pietzsch und p. pendrich ausgestellt. Pietzsch wirkt etwas
manierirt mit seinen auf dekorative Wirkung heraus-
gearbeiteten Natur-Stillleben; frischer, freier giebt er sich
in den Studien.
Der in Paris lebende Finländer Vallgren hat wieder
eine ganze Reihe seiner impressionistischen, von Rodin be-
einflußten Vasen und Urnen gesandt. Ihm wird bald das
Weib zur Blume, bald die Blume zum Weibe. Zweck-
bewußt flüchtig behandelt, wirken diese kleineren und
größeren Bronzen im Schwung der Linien immer reizvoll.
Das fließt und schwimmt Alles zusammen; das ist Alles so
sehnend überschlank und so hingebend weich in den Formen,
daß inan Vallgren einen Botticelli der Skulptur uennen
könnte, wäre nicht wieder auch eine seiner von leidenschaft-
lichster Sinnengluth durchlohte Liebespaar-Gruppe und ein
sehr kräftig profilirter Beleuchtungskörper da. Neben den
Bronzen ist auch in Marmor eine Weib-Blume, ein Mohn-
Motiv, ausgestellt — ein wabres Kabinetsftück.
I. N.
X
Aunstchromß.
* Berlin. Große Berliner Kunstausstellung
1.899. Einige Tage vor der offiziellen Eröffnung beehrte
der Kaiser das Landesausftellungsgebäude in Moabit mit
einen: Besuche. Er wurde vom Kultusminister Dr. Bosse,
Geh. Oberregierungsrath Müller, Direktor A. v. Werner,
Pros. Max Koner, Prof. Paul Meyerheim und dein Ge-
schäftsführer der Ausstellung, perrn F. v. Bayer, empfangen.
Alsdann trat der Kaiser unter Führung der vorerwähnten
perren den Rundgang durch die Ausstellung an, der sich
bis gegen 7 Uhr Nachmittags ausdehnte und bezeugte sicht-
liches Interesse an den ausgestellten Gegenständen, indem
er sich gleichzeitig über den Gesanuntcharakter der Aus-
stellung sehr anerkennend aussprach.
* Posen. Durch das Entgegenkommen der Staats-
regierung ist die Restaurirung des alten Rathhauses in
Posen gesichert. In seiner heutigen Gestalt stammt das
Bauwerk aus den: xs. Jahrhundert und ist zweifellos eines
der bedeutendsten Bauwerke italienischer Renaissance
außerhalb Italiens. Die Kosten der Restaurirung sind auf
t 50,000 Mk. veranschlagt.
* Rastatt. Für den Umbau des hiesigen Rathhauses,
eines 200 Jahre alten Baues, bewilligte der Bürgeraus-
schuß in der letzten Sitzung ;;o,ooo Mk.
* Düsseldorf. Lin Konnte, an dessen Spitze der
Regierungspräsident von Rheinbaben steht, plant für den
Sommer eine große Goethe-Feier zur Wiederkehr des töo.
Geburtstages des Dichters. Gesichert erscheint bereits die
Veranstaltung einer mehrere Monate andauernden „Aus-
stellung von Goethe-Erinnerungen und -Reliquien", die
Bezug haben auf seine Reisen und seinen mehrfachen
Aufenthalt in den Rheinlanden. Als Ausstellungsraum ist

die Aula der Königlichen Kunstakademie ausersehen; an
der Spitze des Ausstellungsausschusses steht der Akademie-
direktor Peter Janssen und der als Goethekenner bekannte
Arzt Dr. Sudhoff-Pochdahl. Irr einein Aufruf, der in
einigen rheinischen Blättern erschien, richtet der Ausschuß
„an sämmtliche Verehrer des Dichters, an 'alle Nachkommen
und Freunde der rheinischen Männer und Frauen, die zu
Goethe in Beziehung standen, die Bitte, was sie nur immer
von Bildern, Schriften, Briefen und Erinnerungszeichen
aus jener poesieverklärten Zeit besitzen, der Ausstellung
für die Festmonate anzuvertrauen, auf daß treuer Sinn
und sachkundige pand es in den Räumen der Königlichen
Kunstakademie zu Düsseldorf zu einem lebenswahren, an-
schaulichen Bilde Goethes am Rhein vereinige." Briefe
und Sendungen für die Goethe-Ausstellung werden an den
Bibliothekar und Konservator der Kunstsaminlungen der
Kgl. Kunstakademie Maler F. Schaarschmidt,' Düssel-
dorf, Akademie erbeten.
* Köln. Pier ist eine Vereinigung der selbständigen
Stein-Bildhauer ins Leben getreten, die die pebung und
Förderung der bildhauerischen Verhältnisse in dieser Stadt
zu ihrem Pauptzweck gemacht hat. Vorläufiger Vorstand
sind die perren Albermann, Degen und Faßbinder.
* Frankfurt a. M. Die Mai-Ausstellung des Salon
Perm es bringt eine Sonder-Ausstellung von ca. ;oo Gel-
gemälden, Skizzen und Zeichnungen aus dem Nachlaß des
verstorbenen Benjamin Vautier, ferner neben t5 Gemälden
von peinr. Rasch München, Werke von Lenbach, G.
Mar, Franz Stuck, A. Menzel, Pans Thoma, Rich. Kaiser,
R. Bersny, Defregger, Thaulow, Alf. Stevens u. a.
* Baden-Baden. Der „Badener Salon", jene all-
jährlich vom April bis November stattfindende Kunstaus-
stellung im Konversationshaus, ist am Sonntag, den 50. April
in Anwesenheit der staatlichen und städt. Behörden eröffnet
worden und ist neben vielen neuen Arbeiten der Karlsruher
Schule der dieses Jahr besonders stark internationale
Eharakter der Ausstellung bemerkenswerth. Unter den
Vertretern der Deutschen Kunst nennen wir: Pans von
Bartels, Berwald, Bergmann, Arnold Böcklin, F. Brütt,
Tarlos Grethe, Paul poecker, L. von Pofmann, Kallmorgen,
F. A. v. Kaulbach, Mar Klinger, Jos. von Kopf, W. Leibl,
F. Lenbach, Liebermann, Mackensen, Gabr. Mar, A. vor:
Menzel, Overbeck, Mar Pietschmann, Bruno piglheimsi,
Rocholl, G. Schönleber, Franz Stuck, Pans Thoma, Trübner,
pugo Vogel, von Volkmann.
* Karlsruhe. Beim Bürgerausschuß wird durch
Vorlage mit ausführlicher Begründung vom Stadtrath be-
antragt, für Perstellungen im und am Rathause -xoz 000 M.
aus Anlehensmitteln zu bestreiten und für folgende Arbeiten
zu bewilligen: Perstellung der Rathausfassaden tzo 000 M.,
Anbringung von Reliefbildern in den Giebelfeldern der
Pauptfassade 70 000 M., Anbringung von Gemälden irr
der Loggia vor dem kleinen Rathhaussaal 30 000 M., Er-
richtung eines Trauungssaales ^2000 Mk.
* München. Jahres-Ausstellung ^899. Die
Arbeiten im Glaspalast sind in vollein Gange. Sonder-
ausstellungen haben zugesagt: die Freie Vereinigung Düssel-
dorfer Künstler, der Verein Berliner Künstler, die Karlsruher
Kunstgenossenschaft, der Verein der Aquarellisten in Rom,
Kunstnerforeningen af t.8. Novbr. von Kopenhagen; von
München: die Deutsche Gesellschaft für christliche Kunst,
die Luitpold-Gruppe, der Verein für Vriginalradirung, des
Weiteren noch eine Gruppe jüngerer Münchener Künstler;
vom Kunstgewerbe wie im Vorjahre: der Bayerische Kunst-
gewerbeverein und der Ausschuß für Kunst im pandwerk.
Ls dürfte noch nie bei irgend einer Jahres-Ausstellung
eine so große Anzahl von Kunstwerken angemeldet gewesen
sein, wie es in diesem Jahre der Fall ist. Die Jury setzt
sich zusammen wie folgt: Sektion Malerei: Vorsitzender:
Prof. Pans Petersen, Schriftführer: Paul Nauen, August
Dieffenbacher, Prof. August Fink, Frank Kirchbach, pugo
Kotschenreiter, Karl Kronberger, Dr. Franz von Lenbach,
Akad.-Prof.KarlRauxp, Philipp Röth, Akad.-Prof. Otto r?eitz,
Akad.-Prof. Alexander von Wagner. Sektion Bildhauerei:
Vorsitzender: Prof. Josef von Kramer, Fritz Lhrist, Friedrich
Kühn, Josef Menges. Sektion Graphische Künste: Vor-
sitzender: Wilhelm Rohr, Georg pensinger, I. M. Polz-
 
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