Die Kunst-Halle — 4.1898/1899
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https://doi.org/10.11588/diglit.63302#0287
DOI Heft:
Nummer 16
DOI Artikel:Norden, J.: Berliner Kunstschau
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Nr. (6
Die Aunst-Halle -z-—
2d
Scböpfer des Nationalgalleriebildes „Abgestürzt" und
„Kaiser Marimilian an der Martinswand", Baur, Doepler
d. Aelt. u. Ä. gekörten der schule in jener ersten Blüthe-
zeit an.
Lin ganz besonderes Interesse erregen natürlich die
Lenbarbscben Studien aus Italien, darunter auch eine
Landschaft; und einen vergleich zwischen dem damaligen und
dem heutigen Lenbach ermöglicht ein Bildniß des Prinzen
Neinrich VII. Reuß, des Schwiegersohns des großherzoglichen
Paares. Nur der Kops nähert sich bereits jener geistreichen
Malweise, die Lenbach jetzt eigen ist. Aber welch ein fein-
sübliger Kolorist er schon damals war, das beweisen die
Studien ebenfalls schlagend. Die Gattin des Prinzen ist
bekanntlich selbst Malerin. Das Bildniß eines kleinen
putzigen, elegant gekleideten Mädchens und ein schöner
ernster Männerkopf zeugen davon, über welches Können
die fürstliche Frau gebietet. Don Thedy, dem die Wei-
marer Schule so viel verdankt, ist nur eine kleine Interieur-
studie da, aber ein Meisterstück — grau iu grau ein kahler
getünschter Zimmerwinkel mit einem paar polzschuhen auf
dem Boden. Das ist alles, aber wie ist das fein in der
Farbe und luftig. Sehr zeitgemäß ist das große Bild des
jüngst verstorbenen Schöpfers der Kaiserfaalbilder in Goslar,
des langjährigen Düsseldorfer Professors Permann wisli-
eenus: „Die Nacht." Das Gemälde wurde im Großherzog-
lichen Auftrage vor etwa -xo Jahren gemalt und befindet
sich im Weimarer Residenzschlosse. Böcklins „Pochzeitsreise"
(im wesendonckschen Besitz) und „Kopf einer Römerin",
der eine höchst unangenehme Leichenfarbe zeigt, find seiner-
zeit in der Kgl. Akademie ausgestellt gewesen. Noch möchte
ich auf so treffliche, aber heute fast vergessene Genremaler
wie Ziermann und Pilz Hinweisen; ihnen reiht sich Ernst
penseler würdig an, dessen Thierstudien namentlich durch-
aus die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, wie Gleichen-
Rußwurm, heute der Führer der Weimarer Impressionisten
und Freilichtler, früher malte, zeigt fein großes Waldbild.
Paul Flicke! dagegen weist in seinem „See in perbst-
stimmung" schon alle Vorzüge seiner heutigen Malweise
auf. Der unvergeßliche Thiermaler Brendel fehlt nicht:
das große Gelbild, eine Schafshürde im Mondschein, eine
andere Schafstudie m Aquarell, belehren uns aufs Neue,
was wir in ihm verloren haben. Don Gussow war schon
neulich die Rede. Sturzkoxf, v. Schennis, w. Friedrich, pase-
mann, Schauß, Pohle sind ebenfalls meistens recht gut ver-
treten. Liebermanns „Gänserupferinnen" gehören über-
haupt zum Besten, das er je gemalt hat.
Sehr beträchtlich ist die Sammlung von Zeichnungen
und Aquarellskizzen. Ich nannte schon penseler und Derlat.
Buchholz, Danz, von Kameke fordern desgleichen zur Be-
trachtung auf; ebenso die Aquarelle der Prinzessin von
Reuß . . . Diese erste Sammlung nimmt alle Paupt-
ausstellungsräume des „Künstlerhaufes" in Anspruch. Da-
rum mußte der modernere Tkeil dieses Mal zurückqestellt
werden. I.' N.
Schulte hat Glück nut seinen Ausstellungen dieses
winters. Drei größere Kollektivausstellungen bilden dieses
Mal den Pauptreiz. Zwei kommen aus München. Franz
Roubaud ist längst als malerischer Apostel russischen
Kriegsruhms im Kaukasus und in Turkestan bekannt. Gft
akademisch in den Ausdrucksmitteln, aber andererseits doch
seinem individuellen Temperament folgend, weiß er die
Motive meist interessant zu gestalten, fesselnder jedenfalls,
als sonst häufig nationales Ruhmbewußtsein im Bilde er-
icheint. And auch vielseitiger ist er, als mancher andere
Schlachtenmaler. So hat er auch jetzt wieder neben einer
„Schlachp bei Gök-Tepe", in der übrigens dieses Mal die
typstche Figur des „weißen Generals", Skobelews, fehlt,
und episodischen Patrouillen- und Dorpostenkämpfen mit
wilden Berg- und Stexpenvölkern auch einige schlechtweg
kulturhistorisch fesselnde Gemälde, wie z. B." den Pferde-
markt in Samarkand". Uebrigens ists auffällig, wie viel
freier er sich in seinen Motiven giebt, die außerhalb jenes
Genres liegen. Marr sehe sich z. B. daraufhin seine Skizze
vom Thiem-See und seiner: „Pafen irr Abenddämerung" an.
Der andere Münchener ist der Landschafter Bernhard
Buttersack, vor Allem ein fein empfindender Kolorist.
Das beweisen schon seine Naturstudien in Blei: sie sind
stets auf den farbigen Effekt hirr ausgearbeitet. Breit, flott,
sicher ist sein Strich irr der Zeichnung wie in der Gel-
malerei, in der er übrigens irr dieser Sammlung über
Skizzen und Studien interessanter Landschaftsausschnitte
nicht hinausgegangen ist. was den Künstler bei diesen an:
meister: fesselt, das ist immer, je nachdem — der Kontrast
oder das Zusammenklingen der Färber: von Erde, Luft und
Pflanzenwelt und zumeist zieht er Uebergangsstimmungen
vor, wie sie im ersten Frühling, im späten perbst, bei trüber
Witterung oder in Stunden der Dämmerung zu finden find:
„Trüber Dorfrühling", „Kaltes perbstwetter", „Torfstich",
aber auch „Erstes Grün", „perbstgold", „Letzter Sonnen-
strahl" — das sind so Motive, denen er fest: tiefstes
Empfinden und Erfassen entgegenbringt . . . Mit einer
kleineren Kollektion ist übrigens noch ein dritter Münchener
erschienen: Walter Georgi, wir kennen schon seines
Zentauren „Morgenwäsche", das „Mädchen am Schwanen-
teich" u. A. Eigenartig sind feine Landschaften in Kohle
und diskreter breitflächiger Farbengebung. Das eigentlichste
Gebiet Georgis ist die lyrische Empfindung, und das Element
des Spekulativen, das er auch in die Landschaft hineinträgt.
Motive, wie z. B. der „Kuhstall", liegen ihm ferner nnd
er fällt mit ihnen erst recht ab, wenn er auf einer Aus-
stellung hierbei einen so gefährlichen Konkurrenten hat, wie
den Belgier Franz Tourtens, der den Gberlichtsaal mit
mehr als 30 Gemälden, Studien, Skizzen besetzt hält.
Daß Tourtens mehr französisch in feiner Kunst ist als
vlämisch — das sieht man auf den ersten Blick. Aber dem
impressionistischen Lhik steht als Gegengewicht ein tieferes
Empfindungsvermögen wirksam entgegen, wir kennen ihn
längst als einen virtuosen Maler der Luft, die immer bei
ihm flimmert uud in Tönen spielt, sei's im sommerlichen
Walde, auf herbstlichem Felde, am winterlichen Fluß, in
regnerischer Straße, im geschlossenen Raum des traulichen
Wohngemachs, am wind'bewegten Kanal, an: stürmischen
Meeresufer; wir kennen ihn als den Künstler der Reize
von Wald und Park, von -Wasserspiegeln und lauschigem
Flußgebüsch und wir freuen uns darüber, wie er starke
Wirkungen ohne exzentrische Mittel zu erzielen weiß. Bei
einer breiten, pastosen Pinselführung pflegt er immer auch
die Form zu respektiren. was Einem aber die diesmalige
Kollektivausstellung besonders vors Auge führt, das ist seine
ungeheure Vielseitigkeit. Er malt eine junge Seeländerin
am Fenster in grauen: Tageslicht ebenso überzeugend wahr,
und dabei koloristisch feinfühlig, wie etwa einen Fischerkahn
am dunkelblauen Kanal bei paarlem, den bunte Segel be-
leben und auf dem weiße wellenkämme aufsxringen, und
über den eine scharfe Brise hinweht; und wenn er hier
einen Schneesturm auf den: Fluß toben läßt, so daß die
Sonne nur in fahlem Gelb durchschimmert, so führt er uns
dort in einen Stall, wo zwei lebensgroße Kühe auf der
Streu ruhen, die eine im Schatten, die andere im Licht,
und uns so treuherzig dumm anglotzen, oder in eine
regentriefende Straße von Rotterdam mit pittoresken
päusersilhouetten und feuchtglänzenden Bäumen am Kanal.
Don besonderem Reiz sind auch seine kleineren, silbergrauen
und gelbbraunen Skizzen, wie die „Nachtstimmung", die
„Mühle in Groningen" u. A. I. N.
TurtStoevings Kollektivausstellung, ist bei Keller 6c
Reiner eröffnet worden. Ist auch nicht Alles künstlerisch
gleichartig, so macht sie doch einen stark persönlichen Ein-
druck. Und ich möchte glauben, daß wenige unserer Maler,
die in den Spuren der englischen Präraffaeliten wandeln,
ihrer Individualität dabei so wenig Zwang anzuthun
brauchen. Seine Malerei hat etwas ausgesprochen Feminines.
Etwas Mildes, Schlankes, Ebenmäßiges liegt in den Figuren,
selbst da, wo er mänadische Lust und Leidenschaft wieder-
geben will. Besonders charakteristisch scheinen mir zwei
Bilder zu sein: das große Pauptstück: „Tanzlied" und das
schwarzhaarige „junge Mädchen", das in blauem Gewände,
dunkelrothe Blüthen in den schlanken Fingern, traumver-
loren an einem Baumstamm lehnt. Jenes versetzt uns in
eine arkadische Landschaft. Links im pintergrund sonnige
pügel; rechts — das blendende Meer. Im Vordergrund,
Die Aunst-Halle -z-—
2d
Scböpfer des Nationalgalleriebildes „Abgestürzt" und
„Kaiser Marimilian an der Martinswand", Baur, Doepler
d. Aelt. u. Ä. gekörten der schule in jener ersten Blüthe-
zeit an.
Lin ganz besonderes Interesse erregen natürlich die
Lenbarbscben Studien aus Italien, darunter auch eine
Landschaft; und einen vergleich zwischen dem damaligen und
dem heutigen Lenbach ermöglicht ein Bildniß des Prinzen
Neinrich VII. Reuß, des Schwiegersohns des großherzoglichen
Paares. Nur der Kops nähert sich bereits jener geistreichen
Malweise, die Lenbach jetzt eigen ist. Aber welch ein fein-
sübliger Kolorist er schon damals war, das beweisen die
Studien ebenfalls schlagend. Die Gattin des Prinzen ist
bekanntlich selbst Malerin. Das Bildniß eines kleinen
putzigen, elegant gekleideten Mädchens und ein schöner
ernster Männerkopf zeugen davon, über welches Können
die fürstliche Frau gebietet. Don Thedy, dem die Wei-
marer Schule so viel verdankt, ist nur eine kleine Interieur-
studie da, aber ein Meisterstück — grau iu grau ein kahler
getünschter Zimmerwinkel mit einem paar polzschuhen auf
dem Boden. Das ist alles, aber wie ist das fein in der
Farbe und luftig. Sehr zeitgemäß ist das große Bild des
jüngst verstorbenen Schöpfers der Kaiserfaalbilder in Goslar,
des langjährigen Düsseldorfer Professors Permann wisli-
eenus: „Die Nacht." Das Gemälde wurde im Großherzog-
lichen Auftrage vor etwa -xo Jahren gemalt und befindet
sich im Weimarer Residenzschlosse. Böcklins „Pochzeitsreise"
(im wesendonckschen Besitz) und „Kopf einer Römerin",
der eine höchst unangenehme Leichenfarbe zeigt, find seiner-
zeit in der Kgl. Akademie ausgestellt gewesen. Noch möchte
ich auf so treffliche, aber heute fast vergessene Genremaler
wie Ziermann und Pilz Hinweisen; ihnen reiht sich Ernst
penseler würdig an, dessen Thierstudien namentlich durch-
aus die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, wie Gleichen-
Rußwurm, heute der Führer der Weimarer Impressionisten
und Freilichtler, früher malte, zeigt fein großes Waldbild.
Paul Flicke! dagegen weist in seinem „See in perbst-
stimmung" schon alle Vorzüge seiner heutigen Malweise
auf. Der unvergeßliche Thiermaler Brendel fehlt nicht:
das große Gelbild, eine Schafshürde im Mondschein, eine
andere Schafstudie m Aquarell, belehren uns aufs Neue,
was wir in ihm verloren haben. Don Gussow war schon
neulich die Rede. Sturzkoxf, v. Schennis, w. Friedrich, pase-
mann, Schauß, Pohle sind ebenfalls meistens recht gut ver-
treten. Liebermanns „Gänserupferinnen" gehören über-
haupt zum Besten, das er je gemalt hat.
Sehr beträchtlich ist die Sammlung von Zeichnungen
und Aquarellskizzen. Ich nannte schon penseler und Derlat.
Buchholz, Danz, von Kameke fordern desgleichen zur Be-
trachtung auf; ebenso die Aquarelle der Prinzessin von
Reuß . . . Diese erste Sammlung nimmt alle Paupt-
ausstellungsräume des „Künstlerhaufes" in Anspruch. Da-
rum mußte der modernere Tkeil dieses Mal zurückqestellt
werden. I.' N.
Schulte hat Glück nut seinen Ausstellungen dieses
winters. Drei größere Kollektivausstellungen bilden dieses
Mal den Pauptreiz. Zwei kommen aus München. Franz
Roubaud ist längst als malerischer Apostel russischen
Kriegsruhms im Kaukasus und in Turkestan bekannt. Gft
akademisch in den Ausdrucksmitteln, aber andererseits doch
seinem individuellen Temperament folgend, weiß er die
Motive meist interessant zu gestalten, fesselnder jedenfalls,
als sonst häufig nationales Ruhmbewußtsein im Bilde er-
icheint. And auch vielseitiger ist er, als mancher andere
Schlachtenmaler. So hat er auch jetzt wieder neben einer
„Schlachp bei Gök-Tepe", in der übrigens dieses Mal die
typstche Figur des „weißen Generals", Skobelews, fehlt,
und episodischen Patrouillen- und Dorpostenkämpfen mit
wilden Berg- und Stexpenvölkern auch einige schlechtweg
kulturhistorisch fesselnde Gemälde, wie z. B." den Pferde-
markt in Samarkand". Uebrigens ists auffällig, wie viel
freier er sich in seinen Motiven giebt, die außerhalb jenes
Genres liegen. Marr sehe sich z. B. daraufhin seine Skizze
vom Thiem-See und seiner: „Pafen irr Abenddämerung" an.
Der andere Münchener ist der Landschafter Bernhard
Buttersack, vor Allem ein fein empfindender Kolorist.
Das beweisen schon seine Naturstudien in Blei: sie sind
stets auf den farbigen Effekt hirr ausgearbeitet. Breit, flott,
sicher ist sein Strich irr der Zeichnung wie in der Gel-
malerei, in der er übrigens irr dieser Sammlung über
Skizzen und Studien interessanter Landschaftsausschnitte
nicht hinausgegangen ist. was den Künstler bei diesen an:
meister: fesselt, das ist immer, je nachdem — der Kontrast
oder das Zusammenklingen der Färber: von Erde, Luft und
Pflanzenwelt und zumeist zieht er Uebergangsstimmungen
vor, wie sie im ersten Frühling, im späten perbst, bei trüber
Witterung oder in Stunden der Dämmerung zu finden find:
„Trüber Dorfrühling", „Kaltes perbstwetter", „Torfstich",
aber auch „Erstes Grün", „perbstgold", „Letzter Sonnen-
strahl" — das sind so Motive, denen er fest: tiefstes
Empfinden und Erfassen entgegenbringt . . . Mit einer
kleineren Kollektion ist übrigens noch ein dritter Münchener
erschienen: Walter Georgi, wir kennen schon seines
Zentauren „Morgenwäsche", das „Mädchen am Schwanen-
teich" u. A. Eigenartig sind feine Landschaften in Kohle
und diskreter breitflächiger Farbengebung. Das eigentlichste
Gebiet Georgis ist die lyrische Empfindung, und das Element
des Spekulativen, das er auch in die Landschaft hineinträgt.
Motive, wie z. B. der „Kuhstall", liegen ihm ferner nnd
er fällt mit ihnen erst recht ab, wenn er auf einer Aus-
stellung hierbei einen so gefährlichen Konkurrenten hat, wie
den Belgier Franz Tourtens, der den Gberlichtsaal mit
mehr als 30 Gemälden, Studien, Skizzen besetzt hält.
Daß Tourtens mehr französisch in feiner Kunst ist als
vlämisch — das sieht man auf den ersten Blick. Aber dem
impressionistischen Lhik steht als Gegengewicht ein tieferes
Empfindungsvermögen wirksam entgegen, wir kennen ihn
längst als einen virtuosen Maler der Luft, die immer bei
ihm flimmert uud in Tönen spielt, sei's im sommerlichen
Walde, auf herbstlichem Felde, am winterlichen Fluß, in
regnerischer Straße, im geschlossenen Raum des traulichen
Wohngemachs, am wind'bewegten Kanal, an: stürmischen
Meeresufer; wir kennen ihn als den Künstler der Reize
von Wald und Park, von -Wasserspiegeln und lauschigem
Flußgebüsch und wir freuen uns darüber, wie er starke
Wirkungen ohne exzentrische Mittel zu erzielen weiß. Bei
einer breiten, pastosen Pinselführung pflegt er immer auch
die Form zu respektiren. was Einem aber die diesmalige
Kollektivausstellung besonders vors Auge führt, das ist seine
ungeheure Vielseitigkeit. Er malt eine junge Seeländerin
am Fenster in grauen: Tageslicht ebenso überzeugend wahr,
und dabei koloristisch feinfühlig, wie etwa einen Fischerkahn
am dunkelblauen Kanal bei paarlem, den bunte Segel be-
leben und auf dem weiße wellenkämme aufsxringen, und
über den eine scharfe Brise hinweht; und wenn er hier
einen Schneesturm auf den: Fluß toben läßt, so daß die
Sonne nur in fahlem Gelb durchschimmert, so führt er uns
dort in einen Stall, wo zwei lebensgroße Kühe auf der
Streu ruhen, die eine im Schatten, die andere im Licht,
und uns so treuherzig dumm anglotzen, oder in eine
regentriefende Straße von Rotterdam mit pittoresken
päusersilhouetten und feuchtglänzenden Bäumen am Kanal.
Don besonderem Reiz sind auch seine kleineren, silbergrauen
und gelbbraunen Skizzen, wie die „Nachtstimmung", die
„Mühle in Groningen" u. A. I. N.
TurtStoevings Kollektivausstellung, ist bei Keller 6c
Reiner eröffnet worden. Ist auch nicht Alles künstlerisch
gleichartig, so macht sie doch einen stark persönlichen Ein-
druck. Und ich möchte glauben, daß wenige unserer Maler,
die in den Spuren der englischen Präraffaeliten wandeln,
ihrer Individualität dabei so wenig Zwang anzuthun
brauchen. Seine Malerei hat etwas ausgesprochen Feminines.
Etwas Mildes, Schlankes, Ebenmäßiges liegt in den Figuren,
selbst da, wo er mänadische Lust und Leidenschaft wieder-
geben will. Besonders charakteristisch scheinen mir zwei
Bilder zu sein: das große Pauptstück: „Tanzlied" und das
schwarzhaarige „junge Mädchen", das in blauem Gewände,
dunkelrothe Blüthen in den schlanken Fingern, traumver-
loren an einem Baumstamm lehnt. Jenes versetzt uns in
eine arkadische Landschaft. Links im pintergrund sonnige
pügel; rechts — das blendende Meer. Im Vordergrund,