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Die Kunst-Halle — 4.1898/​1899

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Nummer 17
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Schestag, August: Wien: Die Ausstellung der "Sezession", [2] (Schluss)
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Imhof, Franz: Berlin: die Weimarer Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.63302#0304

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26^

Die Aunst-Halle

Nr. s7

ausgeht, das 2llles hat dieser Schule deu Weltruf
gemacht, den sie jetzt genießt. Ls wäre wohl über-
flüssig, Namen zu nennen, doch möchte ich besonders
Whitelaw-Hamilton und Gauld David erwähnt
haben. Die ausgestellten kunstgewerblichen Erzeug-
nisse bieten manche sehr gute Arbeit, doch soll dem
Wiener Kunstgewerbe in einem eigenen Berichte eine
genauere Betrachtung gewidmet werden.
A. Schestag.
d
(Kerkin:
l. Die Weimarer Äuestekkunz.
Die Weimarer Ausstellung, die der „Verein Berliner
Künstler" im Künstlerhause jetzt mit einer zweiten Serie von
vorwiegend überraschend guten Bildern vervollständigt hat,
verdankt ihre Reichhaltigkeit dem Eifer von Pros. Ernst
Benseler und F. Possmann-Fallersleben, die beide
mit Stolz an ihre Lehrzeit an der Ilm zurückdenken. Das
Unternehmen erscheint auch kunstgeschichtlich verdienstlich.
Fördert es doch die Wahrheit, indem es zeigt, wie die
kräftige Entwickelung der moderner: Malerei im Vaterlande
rächt nur von den zwei oder drei bekannteren Kunstzentren
allein ausging, wie es in manchen Büchern ungenügend
insorrnirter Autoren gedruckt steht, sondern auch anderwärts,
als z. B. sich für Weimar vor mehreren Dezennien die
Verhältnisse günstig gestalteten und namhafte Maler und
Bildhauer, wie Lenbach, Böcklin, Begas, später jGussow
und A. Baur sich seitdem bereit sanden, talentvolle junge
Leute an der neugegründeten großherzoglichen Kunstschule
heranzubilden. In den siebenziger Jahren durchdrangen an
der Stätte, wo Göthesche Erinnerungen lebendig waren
und Meister wie Genelli und Friedrich Preller ideale Werke
schufen, naturalistische Ideen die Ureise derartigen Künstler.
Daß aber der Boden hierzu bereitet war, zeigen die hier
sehr zahlreichävorhandenen, schon besprochenen Iugendwerke
Lenbachs, die dem Genre und der Landschaft angehören.
Nachdem bereits in Nr. 1,6 der ersten Serie von
Weimarer Werken Aufmerksamkeit geschenkt wurde, wenden
wir uns jetzt der Fortsetzung dieser Ausstellung zu. Die
Historienmalerei ist durch eine etwas bunte, glatte antike
Iagdszene „Amazonen aus der Bärenjagd" von A. Baur,
durch des Grasen F. parrach malerisch feinfühlige Schilde-
rung des im Hochgebirge bei der Gemsenjagd verstiegenen
jungen Marimilans I., durch Karl Gehrts skizzenhaftes
„Gastmahl des Gero" und durch Ernst penselers stimmungs-
volle pistorie „Aus der Franzosenzeit" vertreten. Den
Höhepunkt des Weimarer Schaffens haben ohne Frage die
Landschaften erreicht, bei denen ein lebhaftes und kern-
gesundes Naturgesühl Stoffwahl und Auffassung bedingte.
Neben Th. Pagen ist aus der Reihe der Aelteren Max
Schmidt mit dem Bilde „Am Teiche" zunächst zu nennen
und dann eine Gruppe begabter Künstler von ziemlich
gleicher Veranlagung und Geschmacksrichtung: paul Tübbecke,
Poffmann-Fallersleben, Earl Malchin, Lasimir Geibel, R.
Buchholtz. Der „Iudenkirchhos" am Bügel, das eine Werk
poffmanns von Fallersleben, ist eine ungemein seine
realistische Darstellung von echter Empfindung, wie Der-
artiges heute nicht ost getroffen wird; sein „Letzter Schnee"
wirkt intimer und befriedigt auch koloristisch sehr, von

Tübbeckes Landschastsausschnitten und Straßenansichten
imponirt besonders der „Markt in Weimar", 1877 gemalt.
In Earl Malchin macht man die Bekanntschaft eines eminent
seinen Stimmungsmalers: seine Dorfstraße, seine Beide-
gegend, sein See im Park, sein Frühling und eine Winter-
landschaft können von dem Geschichtsschreiber der modernen
Naturschilderung gewiß rächt umgangen werden. Zu den
schönen Bildern der Ausstellung rechnen auch Geibels „weg.
zu den Weideplätzen" und „Am Gehölz" von K. Buchholtz.
Mehr nach der belgischen Schule hin gravitirte Karl
Rettich in seiner breit gearbeiteten „Küstenlandschast";
während ja der unvergeßliche Brendel, von dem noch einige
famose Stücke wie das Bild mit den Pferden, die ein Boot
ziehen, neuerdings hinzukamen, seinen weg über Barbizon,
den Ort der französischen Intimisten, bekanntlich seiner Zeit
genommen hat. Die jüngsten Arbeiten dieser Gattung sind
die mit virtuosem Können gemalten Aquarelle, durchweg
Motive aus Italien, vor: der Band der Prinzessin Marie
von Reuß.
Zur Gruppe der figürlichen Werke sind zunächst einige
Beispiele der Weimarer Genres zu rechnen, darunter die
beiden frischen, heiteren Iagdszenen von penseler, die
Studienköpfe und Akte, die Ferd. Schauß, F. Sturtzkoxs
u. A. flott gemalt haben und endlich eine Reihe Porträts
von allerdings ziemlich ungleichem werthe. Ich beschränke
mich daraus, ^aus früheren Dezennien lediglich das glatte
Prellerkontersei von Eh. verlat, sodann die mit scharfer
Betonung ihrer physiognomischen Eigentümlichkeiten ge-
malter: Bildnisse von F. Liszt und Ludwig Richter, dieses
von L. Pohle, jenes von F. Schauß, anzusühren.
2. Die „Sezessions"--Äusstekkung.
Am 20. Mai wurde die „I. Deutsche Kunstausstellung"
unter Theilnahme offizieller Persönlichkeiten, d. h. des-
Bürgermeisters von Lharlottenburg sowie des greisen
Akademiepräsidenten Ende eröffnet. Auch perr Prof. Koner
hielt es nach seiner versöhnlichen Eröffnungsrede im Moabiter
Ausstellungspalast für nothwendig, an der Feier theilzu-
nehmen. Den Berichten in sezessionistischen Blättern zu
Folge wären unter den ca. 250 Gemälden, welche die
perren, dank auch dem Groll ihrer auswärtigen Freunde
gegen das kräftig sich regende Berliner Kunstleben, das ja
durch Zerklüftung und die Stärkung der Opposition am
wirksamsten bekämpft werden kann, zusammenbrachten, fast
lauter wirkliche Meisterwerke. Eine Begeisterung von
geradezu grotesker Ueberschwänglichkeit, die von einer
Völkerwanderung nach den „musterhaft" ausgestatteten.
Räumen eines mit „genialer Schöpsungskraft" aus dem
Boden hervorgezauberten Gebäudes fabelte, stimmte spalten-
lange Siegeshymnen aus die „That" der Berliner „Sezession"
an. — Nun, das Gebäude ist für seinen Architekten Griese-
bach, offen gesagt, von kompromittirender Dürftigkeit; ein
Lckthurm mit häßlich grüner Baube kommt mit dem hohen
geschweiften Giebel daneben und den Dachsormen des läng-
lichen Baues durchaus nicht zusammen. Im Innern ist
zwar genügend Raum und Licht, aber die Stimmungslosig-
keit einer Scheune oder eines Schuppens.
Als Bauxtsache haben wir indeß die ausgestellten Ob-
jekte der Malerei und Plastik zu betrachten. Ich habe die
weitgehängten Sachen, wenige Tage nach der Eröffnung,
sehr gründlich studiren können, weil außer mir kaum mehr
als zehn Menschen, darunter drei Damen und etwa acht
 
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