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Die Kunst-Halle — 4.1898/​1899

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Nummer 5
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Basedow, Hans von: Berlin: Kunstschau
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Kunstchronik
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Die Run st-Halle

Nr. 5

und einer Thür, mit bunter Verglasung als Füllung, Alles in
hellroth gebeizten, flach skulptural ornamentirtem Holz, von
den Teppichwirkereien, zu denen u. A. Eolmbrand, Brangwyn,
Munte, Nissen, Eckmann die Muster entworfen haben,
die bald hauptsächlich figural, oder aber nur durch reiz-
volle Töne, mitunter auch in beiden Richtungen zugleich
Neues bieten, seien als besonders hervorstechend die
Scherrebecker Arbeiten nach Vorlagen von Frieda Hahn;
dann die Teppiche der Damen Brinkmann in Hamburg,
eigene Handarbeit, die von reicher Erfindungsgabe zeugt,
wenn sie auch an japanisirende und skandinavische Muster
sich anlehnt, genannt. Lin Prachtstück ist der aus der
norwegischen Weberei in Lhriftiania hervorgegangene
Wandteppich von Frieda Hansen, die in naiv-symbolischer
Weise die Entstehung des Sternenhimmels darstellt. Ein
Unikum ist der Teppich des englischen bahnbrechenden
Kunstgewerblers William Morris, von dem auch ein
Wandschirm vorhanden ist, zu dem Burne-Iones die
Zeichnung geliefert hat. f. R.
Zu den Bemerkungen des Herrn I. N- über Anselm
Feuerbachs „Nana" möchte ich mir ein paar kurze Worte
gestatten. Feuerbachs „Nana" ist nichts weniger als die
Heldin des gleichgenannten Zola'schen Romans, — was
schon zeitlich unmöglich, da das Bild aus dem Anfang
der soer Jahre stammt, — sondern ist eine Römische
Schustersfrau, die Feuerbachs Geliebte und Modell war
und aus einer großen Anzahl seiner bekanntesten Bilder
wiederkehrt, wie man ja auch schon aus verschiedenen,
zugleich mit Nana bei Gurlitt ausgestellten Bildern er-
sehen kann. Hans vor: Basedow.

Ikunstcbronik.
* Berlin. Neues aus dem Kunstgewerbe-Mu-
seum: Aufgestellt sind jetzt die Stücke, die der im Sommer
;8gü verstorbene Professor Or. Fritz Leo dem Museum
letztwillig vermacht hat. Der verstorbene Kunstsammler
hatte die Bestimmung getroffen, daß es dem Museum frei-
stehen solle, aus dem Nachlaß zu entnehmen, was für
seine Zwecke geeignet sei. Der Rest der Sammlung ist
bestimmungsgemäß zu Gunsten der Stadt Berlin versteigert
worden. Das Werthvollste dieser Erbschaft sind Theile einer
Zimmertäfelung, die mit farbiger: Hölzern eingelegt ist,
ferner Schränke des —;8. Jahrhunderts, Delfter Fayencen
und rheinische Krüge, das meiste mehr dekorativen Cha-
rakters, als solches aber mit gutem Geschmack gewählt.
Im oberen Vestibül ausgestellt ist eine Prachtstickerei von
ganz ungewöhnlichem Umfange und seltener Kostbarkeit
des Materials. Diese Arbeit ist von Frau Julie Sxengel
in München zusammengestellt. Den Anhalt bot eine deko-
rative Malerei aus dem Ende des 16. Jahrhunderts, die
im Rathhaussaale zu Regensburg die Bekrönung einer
Thüre bildet.
* Görlitz. Das Ruhmeshallen-Komitö übertrug dem
Prof. Pfuhl-Lharlottenburg nach Besichtigung seines
Entwurfs die Ausführung des Doppelstandbildes der Kaiser
Wilhelm I. und Friedrich.
* Frankfurt a. M. Im Kunst-Salon Hermes ist
augenblicklich ein bisher ganz unbekanntes, öffentlich nie
ausgestelltes Gemälde von Arnold Böcklin „Die Melancholie"
aus dem Jahre ;879 ausgestellt.
* Düsseldorf. Die „Deutsche Aquarell-Aus-
stellung" in den Räumen des Kunstgewerbe-Museums
wurde am 20. Nov. eröffnet. Sie ist aus allen Kunst-
städten Deutschlands auf's Beste beschickt und bietet einen
vortrefflichen Ueberblick über den Stand der modernen
deutschen Aquarell-Malerei. Die National-Gallerie in
Berlin hat den Unternehmern in bereitwilligster Weise
eine Anzahl Blätter von Menzel und Passini zur Ver-
fügung gestellt. Der illustrirte Katalog ist von der Hof-
kunsthandlung Bismeyer L Kraus zusammengestellt. —
Im Atelier des Bildhauers Joseph Reiß, des Schöpfers
der Pietst-Gruxxe in der St. Gereonskirche zu Köln, ist

eine Ausstellung fertiger Arbeiten, auch von etwa 90 Gyps-
und Thonmodellen veranstaltet, die einen Begriff von dem
Gesammtschaffen dieses Bildhauers giebt. Das große
Modell zu der Kölner pietu, ferner eine Reihe anderer
kirchlicher Darstellungen offenbaren des Künstlers tiefe,
religiöse Empfindung, seine Gestaltungskraft und seinen
vornehmen Schönheitssinn.
* München. Neues von der „Sezession". Als sich
die Sezessionisten von der alten Künstlergesellschaft ab-
spalteten und beschlossen, in der Prinzregentenstraße einen
eigenen provisorischen Ausstellungsbau auszuföhren, wurde
dies vielfach als ein in finanzieller Hinsicht sehr gewagtes
Unternehmen aufgefaßt. Sollten doch 260 000 Mark inner-
halb fünf Jahren abgezahlt, werden. Der Erfolg aber, so
schreibt die „K. Z.", ist jenem kühnen versuche hold ge-
wesen, der in künstlerischer Hinsicht für manche andere
Kunststätten Deutschlands vorbildlich gewesen ist. Wie
nämlich der „Verein bildender Künstler Münchens" den
Zeichnern des Bürgschaftsfonds mittheilt, ist die Bauschuld
getilgt, ohne daß man die Dpferwilligkeit derjenigen, die
Bürgschaft geleistet hatten, in Anspruch hat nehmen müssen.
— Die Sezessionsausstellung in Basel wurde am jo. Nov.
eröffnet undfindet durch vorzüglicheBilder (ca 26oNummern)
und vornehmes Arrangement Beifall. Stuttgart bewirbt
sich für Uebernahme der ganzen Ausstellung auf den Monat
Januar.
* Mannheim. Der Hochherzigkeit eines hiesigen
Bürgers, des Stadtrathes Bernhard Herschel, verdankt die
Stadt die beiden neuerdings vollendeten Monumental-
brunnen im Schloßhose, Schöpfungen Prof. G. Lberleins
in Berlin. Sie sollen nach den „M. N- N." den im
Kaiser Wilhelm-Denkmal, das hier gleichfalls von Eberlein
errichtet wurde, ausgedrücktenGedankenderwiedererrichtung
des Deutschen Reiches weiter führen. Der eine Brunnen,
rechts vom Kaiserdenkmal, zeigt uns einen Zentauren mit
Schwimmfüßen, der im Rheinstrom sich tummelt. Auf
seinem Kopfe trägt er eine große Wassermuschel, von der
das Wasser nach allen Seiten herunterströmt. Rheintöchter
umgeben ihn, indem sie den Nibelungenhort aus den Fluten
des Stromes emporheben. Line bringt als herrlichsten
Nibelungenschatz die deutsche Kaiserkrone, die sie freudig
emporhält, während eine Andere sich nach dem Wasser-
spiegel neigt, um nach weiteren Schätzen Ausschau zu
halten. Der zweite Brunnen feiert den Segen des Rhein-
stromes. Line ernste männliche Gestalt, die „Arbeit", trägt
hier die Wassermuschel, Getreidegarben liegen vor ihr,
während ihr eine Nädchengestalt, welche die übersprudelnde
rheinische Lebenslust und Fröhlichkeit verkörpert, Wein-
trauben reicht. Rückwärts sitzt die Loreley nach dem
Rheine gewendet. Ueber dem Kopfe hält sie den goldenen
Kamm, mit der rechten umfaßt sie die Leyer, in deren
Saiten ein mit Weinlaub geschmückter Knabe greift, welcher
das rheinische Lied symbolisirt. Die Brunnen haben eine
Höhe von ^,70 Meter und sind aus Bronze gegossen. Den
Guß führte die Aktiengesellschaft vormals Gladenbeck
Sohn in Berlin aus. Die beiden Brunnen kosten ein-
schließlich des Aufwandes für Fundamentirung und Auf-
stellung etwa 100,000 Mk-
* Straßburg i. L. Der Gedanke, dem „jungen"
Goethe zum ;so. Geburtstag hier ein Denkmal zu er-
richten, hat in ganz Deutschland eine herzliche, im Elsaß
in weiten Kreisen eine geradezu begeisterte Aufnahme
gefunden. Goethe, der in Liedern und Schriften das
Llsässerland köstlich geschildert, der zum ersten Male wieder
das Straßburger Münster als ein Denkmal unvergänglicher
Kunst gefeiert, hatte sich in den Herzen der Elsässer längst
ein bleibendes Denkmal erworben. Aus allen Theilen und
allen Kreisen des Landes, selbst aus Lothringen, kommen
zustimmende Kundgebungen, die presse aller Parteien
empfiehlt den Gedanken aufs wärmste, und die Mitglieder
des Landesausschusses haben während ihrer letzten Tagung
eine Sammlung veranstaltet, die einen stattlichen Gesammt-
ertrag ergeben hat. Der in Straßburg eingesetzte geschäfts-
führende Ausschuß entfaltet eine rege Thätigkeit, Beamte
und private unterstützen ihn. In erster Linie steht natürlich
in diesem Wettstreite, wie es sich gebührt, die Straßburger
Universität, Professoren und Studenten.
 
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