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Die Kunst-Halle — 4.1898/​1899

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Nummer 8
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Schmidkunz, Hans: Die doppelte Kontur, [2]
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Berlin: Zur Sezessionsfrage
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https://doi.org/10.11588/diglit.63302#0139

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Nr. 8

Die A u n st - L) a l l e


theils ruckweisen Veränderungen des Lindrucks,
wenn irgendwo das Wort „mystisch" paßt, so ist es
hier, angesichts dieses nie recht scharf zu sassenden
Spiels von Linien, Lichtern und Farben, zumal bei
leisen Veränderungen der Augenlage.
Auch dieser Merkwürdigkeit will der Zeichner
der doppelten Aontur gerecht werden. Den successiven
wechsel ignorirt er entweder ganz, in streng „in-
stantem" Zeichnungsstil; oder er vereinigt mehrere
Momente, in „temporärer" Darstellung. Er wählt
sür sein Konturenband einen Licht- und Farbenton,
der die Gesammtheit dieser Erscheinungen zusammen-
sassend repräsentiren soll, und bevorzugt dabei eine
besonders leuchtende Farbe, salls er sich nicht mit
bloßen stärkeren Lichtern und Schatten begnügen
muß. Dem Mystischen in der Sache weiß er eben-
salls aus seine Art gerecht zu werden; ein vielleicht
gerade „diabolisches" Roth oder Violett, ein dämme-
riges Grün oder Blau wird ihm gute Dienste thun.
(Schluß folgt.)

Koriin:
Lur ZereszionMage.
Im Künstlerverein faßte eine außerordentliche
Generalversammlung, unter dein Vorsitz von Prof. L. Körner,
folgenden Beschluß:
„st) Unter Hinweis auf § ; der Satzungen für die
Großen Berliner Kunstausstellungen, nach welchem die
Gesammtheit der Berliner Künstlerschaft, vertreten durch
die Genossenschaft der ordentlichen Mitglieder der könig-
lichen Akademie der Künste und den Verein Berliner
Künstler, die großen Berliner Iahresausstellungen ver-
anstaltet und leitet, spricht der Verein Berliner Künstler
in seiner außerordentlichen Hauptversammlung vom zo. De-
zember ;8st8 zunächst sein Bedauern darüber aus, daß die
39 Mitglieder es nicht für gnt befunden haben, die Miß-
stände oder Unzuträglichkeiten, welche nach ihrer An-
schauung bei der Leitung oder Einrichtung unserer jähr-
lichen Kunstausstellungen vorhanden sind, im Verein zur
Sprache oder zur Diskussion behufs Abstellung derselben
zu bringen.
2) Da jene Herren durch einen Antrag, welchen sie
durch Herrn Liebermann in Verbindung mit anderen nicht
dem Verein angehörenden und auswärtigen Künstlern bei
der Ausstellungskommission für eingebracht haben,
sich thatsächlich von den Satzungen losgesagt haben, so
glaubt der Verein, daß damit auch ihr Recht, sich laut
§ 2 der Satzungen an den Arbeiten für die Ausstellung
durch Wahl seitens der Genossenschaft der Mitglieder der
Akademie bezw. des Vereins in die Kommissionen und in
die Jury zu betheiligen, fällt."
Ls ist in der Tagespresse von Freunden dieser sog.
„Sezession" die Sache vielfach geflissentlich so dargeftellt
worden, als handele es sich in dein weit über Gebühr
beachteten Streite uin die Vertheidigung berechtigter künst-
lerischer Forderungen und als werde eine wackere
Künstlergruppe von der Majorität vergewaltigt. In
Wahrheit liegt eine von herrschsüchtigen Leuten an den
Haaren herbeigezogene Machtfrage vor, werden unberech-
tigte Ausstellungsvortheile gewünscht, und die angegriffene
Majorität des Künstleroereins befindet sich lediglich im
Zustand der Abwehr.
Man schreibt uns: In welcher Manier wieder einmal
gearbeitet wurde, um den jüngsten Vorstoß der „Sezession"

wirksam zu begleiten, geht schon aus den Bemerkungen
hervor, die man Direktor A. von Werner in den Mund
gelegt hat. Ls gewinnt in der That den Anschein, als
hätte man sie bereits vor der General-Versammlung für
die befreundeten Tagesblätter verabredet, um Prof, von
Werner, den man als widerstandskräftigsten Gegner am
meisten fürchtet, bei den Kollegen wie im Publikum herab-
zusetzen. Seine angeblichen Worte: er würde feinen Ein-
fluß beim Kaiser einsetzen, um zu veranlassen, daß die
Herren Brütt, Friese, Liebermann, Skarbina als „preußische
Beamte" (!) aus der Akademie (!) ausgewiesen werden
sollen, sind natürlich absolut erlogen und verrathen nur
das unglaublich niedrige geistige Niveau des Urhebers.
In Wahrheit sind die Namen jener Herren auf der Ge-
neralversammlung — außer bei Verlesung ihres eigenen
Antrages als Unterzeichner — überhaupt nicht erwähnt
worden! Es handelte sich bei der Debatte einfach darum:
t- an die dem Verein angehörigen „Sezessionisten" die
Frage zu richten, welche Mißstände bei den Ausstellungen
sie zu ihrem Entschluß bewogen hätten? Es geschah dies
durch den Vorsitzenden — und von den anwesenden
„Sezessionisten" war Keiner in der Lage eine
Antwort zu geben. 2. Um die Frage, ob bei den be-
vorstehenden Wahlen für die Jury und Hängekommission
die „Sezessionisten" sowohl für ihre Gruppe (auch wenn
sie gar nicht mit ausstellen) als auch für die allgemeine
Ausstellung gleichzeitig wählen und wählbar sein sollen?
wie z. B. Herr M. Liebermann, welcher seit Mai v. I.
an dem Zusammenkommen dieser „Sezession", deren Vor-
sitzender er ist, gearbeitet hat, sich dabei noch in die allge-
meine Ausstellungskommission Seitens der Akademie wählen
ließ und dort die Streikandrohung seiner Gruppe ein-
brachte.
Die Frage ist bedeutungsvoll, weil unsere Aus-
stellungssatzungen nur 2 Korporationen als Veran-
stalter und Leiter der Kunstausstellungen (V. B. K. und
Akademie) kennen, und sowohl in München, Düsseldorf
und Dresden die Anhänger der einen Gruppe doch
wenigstens bei den Wahlen u. s. w. für die andere Gruppe
nicht theilnehmen, sondern jede für sich arbeitet, was
wenigstens zugleich dem Begriff „Sezession" entspricht.
Da auf Seiten dieser „Sezession" oder eines ihrer
Mitglieder — wenn auch nicht in der öffentlichen Ver-
sammlung — die Aeußerung gefallen ist: „Wir müssen
zuerst den Berliner Künstlerverein ruiniren",
so hat wohl der V. B. K. alle Veranlassung, solche feind-
selige Haltung zu beklagen, und wenn Herr Liebermann
aussprach: ,,Lr wolle nicht mit Hinz und Kunz zusammen
.ausstellen" und ein anderer der Herren sogar erklärte: „Er
wolle nur in anständiger Gesellschaft ausstellen",
so ist es doch wohl nicht auffällig, wenn andere Mitglieder
des V. B. K. und der Akademie dies als beleidigende
Kränkung ansehen.
Der Riß, welcher durch das vorgehen der Herren
entstanden ist, muß leider nothwendig ja auch persönliche
Beziehungen berühren und ist mit dem Wesen eines
Vereins, der gemeinsamen Zielen unö gemeinsamem
Wohle dienen soll, nicht zu vereinbaren. Zunächst jubelt
man überall dort, wo die bisherige Einigkeit und die
wachsende Mitgliederzahl und Bedeutung der Berliner
Kunstgenossenschaft Mißgunst erregteu und wo
man gewiß den Herrn Liebermann und Genossen dafür
 
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